Der Planet des Todes
sein, genügt aber, um einige Dutzend Reisen bis an die Grenzen unseres Sonnensystems zu unternehmen. Der Entstehungsprozeß des Kommuniums geht ständig vor sich, selbst in diesem Augenblick, wenn auch außerordentlich langsam. Wir werden es uns gleich einmal ansehen.“
Der Ingenieur drückte auf einen der Schalthebel. Sofort erhellten sich die Scheiben zweier Meßinstrumente, und im oberen „Insektenauge“, dem Leuchtschirm einer kleinen Kathodenröhre, zeigte sich ein helles Band, das langsam auf und ab schwang.
„Jetzt ist die Atomsäule auf Leerlauf eingestellt. Um sie in erhöhte Tätigkeit zu bringen, werden die Kadmiumsicherheitsblenden mit Hilfe dieses Reglers“, der Ingenieur legte seine Hand auf einen großen, schwarzen Griff, „ausgeschaltet. Im Nu vermehrt sich die Anzahl der freien Neutronen im Innern der Säule um ein Vielhundertmillionenfaches, und die Erzeugung des Kommuniums wird entsprechend beschleunigt. Was geschieht nun weiter? Die Atome des Kommuniums werden durch besondere Exhaustoren in die nächste Kammer gesaugt, die auf dem Plan die Bezeichnung ,Feld‘ trägt. Dort befindet sich ein Elektromagnet, der ein elektromagnetisches Feld bildet. Dieses muß sehr stark sein; daher wiegt auch der Elektromagnet über vierhundert Tonnen, das heißt mehr als den sechsten Teil des Gesamtgewichts der Rakete. Er erzeugt, wie ihr sicher bereits wißt, die Temperatur, die erforderlich ist, um das Kommunium zur Entzündung zu bringen. Zwischen seinen beiden Polen entsteht eine glühende Gaskugel – eine kleine, künstliche Sonne, die im magnetischen Feld wirbelt und Ströme von Atomteilchen ausstößt, die eine Geschwindigkeit von Hunderttausenden Sekundenkilometern besitzen. Wäre dieses magnetische Feld nicht vorhanden, so würden die Atomteilchen nicht nur durch die Düsen, sondern nach allen Seiten rasen. Früher, bei den großen Atomsäulen, den sogenannten Uranöfen, wurde eine solche Menge von Neutronen frei, daß man im Umkreis von einigen Dutzend Metern eine menschenleere Zone schaffen mußte. Jede Tätigkeit bei diesen Säulen mußte hinter dicken Schutzmauern erfolgen. Heute haben wir die Möglichkeit, die Deuteronen beliebig zu steuern, und von damals sind nur die dicken Mauern stehengeblieben wie die, unter denen ihr hindurchgefahren seid. Jetzt werdet ihr auch begreifen, daß der zwei Meter starke Schutzpanzer zwischen der Kraftstation und den Wohnräumen der Rakete keine allzu große Bedeutung hat. Verschwände plötzlich aus irgendeinem Grund das magnetische Feld, so würde eine Flut schneller Atomteilchen von solcher Spannung über das Vorderteil der Rakete hereinbrechen, daß kein Schutzpanzer helfen könnte. Das seht ihr sehr gut an einem Beispiel: Nähert man sein Gesicht einer Flamme, so kann man sich vor Verbrennungen schützen, indem man stark hineinbläst und dadurch den Strom der erhitzten Gase ableitet. Eine ähnliche Rolle spielt der Elektromagnet, wenn er die Atomteilchen in die Düsen lenkt. Auf diese Weise entsteht die Kraft, die die Rakete vorwärts treibt. So, nun will ich euch noch etwas über das Prinzip der Raumschiffahrt erzählen. Die Astronautik besteht eigentlich nur aus zwei Dingen, einmal Start und Landung, zum anderen dem eigentlichen Flug im luftleeren Raum. Beides ist keineswegs einfach. Wenn ich jetzt auf Fahrt schalte und den Hebel ganz herunterdrücke, laufen im gleichen Augenblick die Motoren mit voller Kraft an, das heißt, sie entwickeln eine Energie von dreihundertsiebzig Millionen PS – und sämtliche Insassen der Rakete sind sofort tot.“
„Wieso denn das?“
„Eine Rakete, die mit solcher Kraft in den Raum geschleudert wird, erreicht in der Sekunde eine Beschleunigung, die dreitausendneunhundertmal größer ist als die Erdbeschleunigung, die Kraft, mit der die Erde alle Gegenstände auf ihrer Oberfläche herabzieht. Wäre ein Mensch nur einer doppelt so großen Beschleunigung ausgesetzt, so würde er schon zweimal soviel wiegen wie normalerweise, bei einer dreifachen Vergrößerung dieser Anziehungskraft dreimal soviel und so weiter. Seht ihr dort drüben das große Meßinstrument? Es zeigt an, was für eine Beschleunigung die Rakete besitzt. Die Skala ist nach G-Einheiten, das heißt nach Einheiten der Beschleunigung, eingeteilt Sie endet bei 50 G. Bei 5 G befindet sich ein roter Strich, und bei 9 G sind es zwei Striche. Der Mensch kann längere Zeit hindurch eine Beschleunigung bis zu 4G vertragen und ungefähr eine halbe Stunde hindurch
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