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Der Planet des Todes

Der Planet des Todes

Titel: Der Planet des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
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Lagerraumes wies: „Dort befindet sich unsere Polar- und Alpenausrüstung.“ Einer der Jungen blickte durch den Spalt hinein.
    „Nanu! Skier?“ wunderte er sich. „Ich denke, auf der Venus ist es so heiß? Und außerdem gibt es dort kein Wasser, da kann es doch auch keinen Schnee geben?“
    Der Ingenieur lächelte und blieb eine Weile stehen. „Alles andere nehmen wir, gestützt auf unser Wissen, mit und die Skier – die Skier aus Umsicht …“
    In einem der letzten Ladebunker stand der Hubschrauber. Er war mit Segeltuch bedeckt und mittels starker Winden an der Decke befestigt. Die Jungen machten Miene, sich das Flugzeug näher anzusehen. Aber der Ingenieur ging rasch weiter.
    Im Deck gähnte eine große, mit einer niederen Barriere umgebene Öffnung. Dort mündete die Verladerampe, die bis auf den Boden der Halle reichte.
    Über den ankommenden Elektrokarren bewegten sich die Greifer eines Kranes. Der Ingenieur und die Jungen gelangten ans Ende des Ganges. Dort war, ganz unten an der Stirnwand, eine runde Luke zu sehen.
    Der Ingenieur drehte an dem großen Metallrad, und die Klappe öffnete sich. Dahinter gähnte wie ein tiefer Brunnen ein dunkler Schacht. Stickige Luft schlug ihnen entgegen.
    „Wir nähern uns der Atomsäule.“ Der Ingenieur bückte sich, um nicht mit dem Kopf an den Rand der Öffnung zu stoßen.
    „Die Mutigen mir nach!“ rief er und tauchte im Finstern unter. Kurz danach flammte Licht im Schacht auf, und über der Luke leuchteten drei röte Lämpchen.
    Die Jungen stiegen, einer nach dem anderen, die Leiter hinunter und gelangten in einen gewaltigen Zylinder von zehn Meter Durchmesser. Dort teilte das Deck nicht mehr den Raketenkörper in zwei Teile; sie hatten den ganzen kreisförmigen Querschnitt vor sich. In dem nicht sehr hell erleuchteten Raum, der von allen Seiten wie eine riesige Zisterne von Metallwänden umgeben war, herrschte eine ziemlich hohe Temperatur.
    „Hinter uns“, sagte der Ingenieur, „liegen die Nutzräume des ,Kosmokrator‘ und vor uns die Atomsäule und die Antriebsmotoren.“
    Es wurde auf einmal still. Alle strengten ihr Gehör an und bemühten sich unwillkürlich, wenigstens einen schwachen Widerhall durch die Schutzwand aufzufangen, die sie von der Atomsäule trennte. Der Ingenieur hatte ihnen doch erklärt, daß die Säule ununterbrochen tätig sei. Die erregte Einbildungskraft der Jungen steigerte das leiseste Geräusch, steigerte jeden Schritt zu Atomexplosionen. Außer ihren eigenen beschleunigten Atemzügen war aber nichts zu hören. Die massive, leicht konkave Wand ragte glatt und unbeweglich vor ihnen auf. Nur am unteren Teil, gerade vor sich, sahen sie eine runde Klappe, die mit drei Metallstäben verschlossen war. Jeder Stab war durch Schrauben, die mit Speichenrädern versehen waren, an den Lukendeckel angepreßt; von der Klappe aus liefen Leitungen in Metallrohren zur gegenüberliegenden Wand, in der sie verschwanden.
    „Diese Kabel führen zur Zentrale“, erläuterte der Ingenieur. „Im Falle einer Motorenstörung, wenn die Strahlung hier durchzudringen beginnt. wird der Prädiktor sofort alarmiert.“
    „Kann denn die Strahlung durch die Wand dringen?“
    „Und ob. Auch jetzt sickert etwas durch.“
    Der Ingenieur nahm einen kleinen Apparat aus der Tasche, streifte die Schutzhülle ab und zeigte die Skala. Kaum merklich vom Nullpunkt entfernt, leuchtete ein grünes Pünktchen. Die Jungen sahen einander an, dann blickten sie zur Leiter hinüber, zu dem einzigen Weg der Rückkehr; aber keiner rührte sich. Der Ingenieur steckte den Apparat wieder ein. „Theoretisch lenkt das Magnetfeld alle Bruchteilchen der berstenden Atome zu den Düsen. In der Praxis findet sich aber immer eine unbedeutende Menge ,revoltierender‘ Atome, die nach anderen Richtungen eilen, auch hierher, wo wir stehen. Die Menge ist aber so verschwindend klein, daß sie nicht die geringste Bedeutung hat, zumal die bewohnten Räume ein ganz schönes Stück von hier entfernt sind. Außerdem hält sich normalerweise keiner hier auf. Wenn aber infolge irgendwelcher Schäden – etwa bei einer Unterbrechung der Stromzufuhr – das magnetische Feld verschwände, würde der Strom der Atomteilchen die Schutzwand immer heftiger bombardieren und schließlich das Innere der Rakete überfluten“
    Er wandte sich zur gegenüberliegenden Wand und zeigte in die Höhe: „Seht ihr diese glänzenden ,Läufe‘? Das sind Geigerzähler und andere Geräte, die die Strahlungen messen und

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