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Der Poliziotto tappt im Dunkeln (German Edition)

Der Poliziotto tappt im Dunkeln (German Edition)

Titel: Der Poliziotto tappt im Dunkeln (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uli T. Swidler
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Die Frage ist, was genau er will. Worum geht es bei dieser Sache?»
    Roberto spürte den auffordernden Blick, den Gruber ihm zuwarf, natürlich wollte er eingeweiht werden. Aber den Gefallen tat er ihm nicht. «Lassen Sie uns nach Rombolina zurückfahren.»
    «Okay, Sie haben recht», erwiderte Gruber zögernd. «Hier ist nichts mehr zu holen.»
    Roberto lächelte in sich hinein. Der Ausflug ins Du war also nur von kurzer Dauer gewesen. Dieser Kerl versuchte wirklich mit allen Mitteln, es sich in seinem, Robertos, Leben bequem zu machen. Höchste Zeit, Antonia gleich morgen wegen dieser beiden Turmzimmer anzusprechen. Gegen dieses Frettchen war ein profundes Druckmittel ganz sicher von großem Wert.

[zur Inhaltsübersicht]
    35.
    Robertos Schlaf war tief, traumlos und schwer, wie eine Vollnarkose. Selbst wenn das Telefon eine halbe Stunde durchgeklingelt hätte, er hätte es nicht gehört. Vielleicht hätte sein Schlaf sogar Francos ausdauerndem Rütteln und Schütteln standgehalten – nicht jedoch dem Satz «Es ist Malpomena!», den Franco ständig in sein Ohr rief. Seit seiner Kindheit führte die unerwartete Nennung ihres Namens zu einer Alarmreaktion bei ihm. Seit er sie kannte, handelte sie sich in schöner Regelmäßigkeit Schwierigkeiten ein, versäumte, etwas Wichtiges zu tun, trat in irgendein Fettnäpfchen, war besorgt, betrübt, enttäuscht oder wurde missverstanden. Der Umgang mit ihr hatte etwas von einem Spaziergang auf vermintem Gelände. Wenn Roberto jemanden mit einer gewissen Dringlichkeit in der Stimme «Es ist Malpomena!» sagen hörte, war es vorbei mit seiner Ruhe, und er musste reagieren. Deshalb versuchte er gar nicht erst, Franco zum Teufel zu schicken, sich umzudrehen und weiterzuschlafen, sondern ergriff den Telefonhörer.
    «Was gibt’s?»
    «Nichts», antwortete Malpomena.
    «Du rufst mich wegen nichts an?» Roberto schwang schon mal die Beine aus dem Bett.
    «Na ja», sagte sie, und Roberto warf sich seine Daunenjacke über, die er wegen der morgendlichen Kälte griffbereit neben dem Bett über einer Stuhllehne hängen hatte. Seine verhärteten Beinmuskeln meldeten sich mit einem stechenden Schmerz. Muskelkater, der verdammte Tunnel.
    «Ich dachte, vielleicht willst du zum Frühstück kommen.»
    Roberto hatte Mühe, ein Stöhnen zu unterdrücken, und ließ sich wieder aufs Bett sinken.
    «Was ist jetzt? Kommst du?»
    Nein, hätte er fast gesagt, aber er wusste, das war keine Option.
    «Bring bitte einen Prosecco mit.»
    Einen Prosecco? Am frühen Morgen? «Wann denn?»
    «Zum Frühstück, Roberto, nicht zum Mittagessen», erwiderte Malpomena streng.
    Roberto sah auf seine lehmverschmierte Armbanduhr, die er gestern Abend vor Müdigkeit vergessen hatte abzulegen. Sieben Uhr dreißig. Herrgott noch mal. « Va bene , ich bin gleich da», sagte er und machte sich schon mal mit dem Gedanken vertraut, keine Zeit zu haben, den Warmwasserboiler anzuheizen und sich kalt duschen zu müssen. Eine grauenhafte Vorstellung. Nein, da war es besser, ganz auf die Dusche zu verzichten. Das konnte er ja irgendwann tagsüber nachholen.
    «Und, Roberto?» Wieder dieser strenge Ton.
    «Ja?» Er hatte fast schon aufgelegt.
    «Bitte», jetzt klang Malpomena mit einem Mal sehr weich und fast zart, «ohne Franco, ja?»
    Robertos eingefrorenes Gehirn brauchte noch ein paar Sekunden, bevor er begriff, worum es hier eigentlich ging: den Eisprung, den Nachwuchs, die Erbschaft.
    Fluchend raffte er sich erneut auf. Also doch die kalte Dusche. Er schlurfte in die Küche. Wohlige Wärme schlug ihm entgegen und äußerst dezente, leise Musik. «I’m dreaming of a white Christmas» sang eine tiefe Stimme. Weihnachtsmusik. Franco hockte am Kamin und stocherte in der Glut herum.
    «Der caffè ist gleich fertig», sagte Franco. «Den Boiler im Badezimmer habe ich schon angeheizt.»
    Deshalb hatten die Römer früher Sklaven, dachte Roberto, so gesehen war Francos Dauerpräsenz gar nicht so übel. «Bist du schon lange wach?»
    «Seit fünf», antwortete Franco und stocherte weiter in der Glut herum.
    «Lass die mal in Ruhe», sagte Roberto, nahm dem Musiker den Schürhaken aus der Hand und legte ihn neben den Kamin. «Glut braucht Zeit.»
    Franco reagierte nicht.
    «Warum so früh?», fragte Roberto.
    Franco zuckte mit den Schultern. Roberto betrachtete ihn etwas genauer. Sein Gesicht war blass, fast wächsern, wie das eines Toten, und seine Lippen waren blau.
    «Bist du krank?»
    Franco antwortete erst nach einer Weile.

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