Der Poliziotto tappt im Dunkeln (German Edition)
Archiv des Museo Archeologico Nazionale gewesen sein.» Er biss ein Stück ab.
«Carolus Maratti, der Archivar, sagte mir, seiner Erinnerung nach hat noch nie jemand bei ihm nach Tunnels und Gängen unter Urbino recherchiert.» Gruber schnupperte hörbar. «Es riecht merkwürdig. Könnte Faulgas sein. Da müssen wir vorsichtig sein. Ist giftig und brennt leicht.»
Roberto beeilte sich hinunterzuschlucken. «Sergio ist nicht der Typ, der sich einfach so durch ein Archiv hindurchwühlt. Aber er hat im Knast gesessen. Vielleicht hat er da irgendwas gehört.»
«Sergio?», fragte Gruber hellhörig geworden. «Welcher Sergio?»
Cazzo! Verplappert. «Ein Verdächtiger», antwortete Roberto kurz angebunden.
«Könnte sein. Kriminelle lieben Tunnel.» Gruber lachte. «Am meisten solche, die direkt in den Tresorraum einer Bank führen.»
Das klang ziemlich despektierlich, fand Roberto und streckte seine Beine mit einem Stöhnen von sich.
«Au! Das war mein Oberschenkel!»
«Oh, tut mir leid», sagte Roberto und freute sich, dass er seine Arbeitsschuhe mit Stahlkappen angezogen hatte.
«Keiner weiß, wie weit die Karte verbreitet ist.»
Das war natürlich richtig. Roberto schwieg und biss noch ein Stück von der Wurst ab.
«Der Gasgeruch macht mir Sorgen. Wir sollten weiter», sagte Gruber und schaltete die MagLite an. Roberto hörte sofort auf zu kauen und nickte nur. Gruber drückte sich von der Wand ab. In dem Moment hörten beide ein Geräusch. Sofort löschte Gruber wieder das Licht. «Haben Sie es auch gehört?», flüsterte er.
«Ja», erwiderte Roberto, zog seine Pistole, lud durch und entsicherte sie. Die hatte er wenigstens nicht vergessen mitzunehmen.
«Auf keinen Fall schießen», flüsterte Gruber. «Wir wissen nicht, wie morsch diese Ziegelwände sind.»
Beide lauschten angestrengt in die Dunkelheit. Tatsächlich, das Geräusch kam von vorne, es klang, wie wenn man mit Metall an einer Mauer entlangschabte. Und es kam näher.
«Flach hinlegen. Wenn wir Glück haben, sieht er uns erst im letzten Moment. Dann schnappen wir ihn uns.»
«Wie soll das gehen? Wir können nur kriechen.»
«Mehr kann der auch nicht.»
Sie warteten. Zu dem Schaben gesellte sich ein Stöhnen, das in diesem engen Tunnel bedrohlich klang. Dann ein grauer Schimmer, Bewegung, ein Schatten, der sich näherte. Die Ziegelwände reflektierten das Licht einer Taschenlampe, aber in der Mitte des Tunnels blieb es merkwürdig dunkel.
«Er schiebt etwas vor sich her», flüsterte Gruber. «Deshalb sieht er uns nicht.»
Tatsächlich. Und es machte einen schweren Eindruck, fand Roberto.
«Hier, nehmen Sie.»
Etwas Hartes rammte gegen Robertos Kopf. Die MagLite.
«Leuchten Sie ihm ins Gesicht, aber erst wenn er unmittelbar vor uns ist. Ich hol ihn mir dann. Brüllen Sie, so laut Sie können. Ich werde dasselbe tun. Geben Sie mir die Pistole.»
«Ich denke, Schießen ist zu gefährlich.»
«Zum Zuschlagen.»
Roberto sicherte die Pistole und schob sie in Grubers Richtung. Das Licht kam näher. Ein Rucksack, das Dunkle war ein Rucksack, Roberto sah die beiden Schultergurte. Von dem Menschen dahinter waren nur Teile seiner Kleidung zu sehen, sein Gesicht wurde vollkommen verdeckt. Noch fünf Meter. Roberto packte die schwere MagLite fester. Er hatte einmal gehört, dass die Cops in New York sie auch als Schlagstock benutzten. Als der Rucksack noch einen Meter entfernt war, tippte Gruber ihn an. Roberto schaltete die Lampe ein und brüllte los, irgendetwas: «Hände hoch! Stehen bleiben! Keinen Schritt weiter!» Gruber brüllte auch los, auf Deutsch, was zusätzlich bedrohlich klang.
Der Lichtstrahl fand das Gesicht eines Menschen von abgrundtiefer Hässlichkeit. Nichts stimmte, die Nase schief und verzogen, die Haut lag rund um das Kinn in Wellen, ein Auge hing tiefer als das andere. Gruber warf sich nach vorne, die Pistole umgedreht am Lauf gepackt, wurde aber von dem Rucksack gestoppt, sodass sein Schlag zwar das Gesicht des Mannes traf, aber nicht mehr allzu viel Wucht hatte. Der Mann schrie auf, ein dumpfer Schrei, merkwürdigerweise bewegte sich der Mund nicht. Ohne eine Sekunde zu verlieren, krümmte er sich zusammen, drehte sich in dem verteufelt schmalen Gang um seine Achse und kroch wieder zurück. Schnell, sehr schnell. Gruber versuchte, über den Rucksack hinwegzurobben, aber der war zu dick. Er schob ihn vor sich her, kam so aber nur deutlich langsamer voran als der Fliehende.
«Licht auf den Rucksack!», schrie er und
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