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Der Poliziotto tappt im Dunkeln (German Edition)

Der Poliziotto tappt im Dunkeln (German Edition)

Titel: Der Poliziotto tappt im Dunkeln (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uli T. Swidler
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Druck auf die Tonplatte wurde eine Kugel freigesetzt, rollte in eine Pfanne an einem Gestänge und bewegte durch ihr Gewicht die Steinplatte.
    «Der Beschreibung nach müsste …» Er betätigte einen Hebel, eine weitere Steinkugel rollte in eine andere Bronzepfanne und schloss den Zugang mit derselben Leichtigkeit. «Na bitte. Und weiter.»
    Sofort hatte Roberto das Gefühl, nicht genügend Luft zum Atmen zu bekommen. Er zog den Reißverschluss seiner Daunenjacke ein wenig herunter und öffnete seinen oberen Hemdknopf, während Gruber schon den Tunnel untersuchte, der von der Rückwand abging. Er hatte einen Durchmesser von vielleicht einem Meter, seine Wände und die gewölbte Decke bestanden aus gemauerten Ziegeln. Gruber tastete den Boden ab.
    «Gestampfter Lehm. Das erklärt, warum der Täter über und über mit Lehm bedeckt war. Und sehen Sie die Kriechspuren?»
    Roberto lugte über Grubers Schulter. Tatsächlich, zwei Furchen. «Wo endet der Tunnel?», fragte er missmutig, seine Lust, durch den feuchten Schlamm zu kriechen, war äußerst gering. Außerdem fiel der Tunnel steil nach unten ab, fast wie eine Rutschbahn, was sich aus der Tatsache erklärte, dass die Synagoge noch fünf Meter oberhalb des Sockels der Stadtmauer stand, unter der sich der Tunnel dem Plan nach bis zur Porta Valbona entlangzog, wo er dann im rechten Winkel in Richtung Osten abbog.
    «Darüber hat die alte Karte leider nichts gesagt. Auf jeden Fall weit jenseits der Stadtmauer, würde ich sagen. Irgendwo in unwegsamem Gelände. Sonst würde ein Fluchttunnel ja wenig Sinn machen.»
    Gruber kroch in den Tunnel hinein. Schlagartig wurde es dunkel um Roberto, und ihm blieb nichts anderes übrig, als Gruber zu folgen. Die Feuchtigkeit des Bodens drang sehr schnell in die Schuhe und die Hosenbeine hinauf, und die moderig riechende Luft wurde unangenehm warm. Kopfschmerzen, dachte Roberto, das gibt wieder Kopfschmerzen. Und außerdem noch Muskelkater.
    Gruber schob sich mit erstaunlicher Geschwindigkeit voran, die MagLite hielt er in der Linken, und ihr Licht, obwohl extrem stark, verlor sich schnell in der Länge des Tunnels, verschluckt von der immensen Luftfeuchtigkeit.
    «Stecken bleiben wird der Wohlgenährte» – ab wann galt man wohl als wohlgenährt? Roberto verfluchte sein verdammtes Übergewicht. Jedes Jahr, wenn der Winter sich ankündigte, wurde er von einem Dauerhunger befallen wie ein Bär vor dem Winterschlaf. Nur dass der Bär sich eine Fettschicht anfressen musste, um über die Runden zu kommen, und sich die lästige Schwarte ganz bequem im Winter wegschlief, wohingegen er leicht über die Runden kam, aber die angefressene Fettschicht nur mit größter Mühe wieder loswurde.
    «Ab hier geht es ohne Gefälle weiter», klang es dumpf von vorne.
    Warum hatte der Täter dreimal diese Strapaze auf sich genommen? Sechsmal, wenn man hin und zurück rechnete. Es war November, es war nebelig, es war dunkel, es war kalt, auf den Straßen war abends und nachts kaum jemand unterwegs, und die, die unterwegs waren, hatten es eilig und verbargen sich unter ihren Daunenjackenkapuzen und Regenschirmen. Die Gefahr, gesehen und erkannt zu werden, war also gering. Andererseits, ‹gering› war für einen Mörder immer noch ein zu hohes Risiko. Sergio hatte einen gut besuchten Nachtclub geführt, und es dürfte eine Menge Menschen geben, die ihn leicht erkannten. Hinzu kam, dass die wenigen Stadttore Urbinos wie Nadelöhre waren, durch die jeder hindurchmusste, der hinein- oder hinauswollte. Durch diesen Tunnel hingegen konnte man Urbino unbemerkt betreten, und war man erst einmal innerhalb der Stadtmauer, konnte man unliebsamen Begegnungen deutlich leichter aus dem Weg gehen.
    «Woher weiß der Kerl eigentlich von diesem Gang?», rief Roberto nach vorne.
    Gruber hielt an und setzte sich, mit dem Rücken gegen die Tunnelwand gelehnt, die Beine gegenüber abgestützt. «Das habe ich mich auch gefragt.»
    «Den entdeckt man doch nicht zufällig.»
    Gruber löschte das Licht; bis auf die Leuchtziffern von seiner Armbanduhr herrschte völlige Dunkelheit. «Wir müssen sparsam sein. Ich habe keine Ersatzbatterien.»
    Roberto hatte auch schon den Eindruck gehabt, dass die MagLite nicht mehr so hell strahlte wie zu Beginn ihrer Kriecherei.
    «Wenn Sie Attilio Brozzi fragen, wird der sagen: Rabbi Shlomo kennt den Gang. Er ist der Mörder.»
    Roberto zog die salsiccia piccante aus dem MagLite-Köcher hervor. «Der Täter könnte genauso wie Sie im

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