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Der Poliziotto tappt im Dunkeln (German Edition)

Der Poliziotto tappt im Dunkeln (German Edition)

Titel: Der Poliziotto tappt im Dunkeln (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uli T. Swidler
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riss und fummelte an den Riemen herum. Endlich bekam er ihn auf und langte hinein.
    «Scheiße!», brüllte er auf Deutsch und zog große weiße Styroporblöcke daraus hervor. «Scheiße!»
    Als er endlich den Rucksack so weit geleert hatte, dass er nicht mehr so sperrig war und sie über die Styroporblöcke hinwegkriechen konnten, war der Vorsprung des Fliehenden schon so groß, dass man kaum noch das Licht seiner Lampe sah, und je weiter sie krochen, desto weiter entfernte es sich von ihnen.
    «Er hat Knieschoner umgeschnallt», keuchte Roberto. «Deswegen ist er so schnell.»
    «Verdammter Mist», fluchte Gruber, dessen Knie offenbar genauso schmerzten wie Robertos. «Den holen wir nicht mehr ein.»
    «Warum dieses Styropor?», fragte Roberto und legte sich für einen Moment auf den Rücken.
    «Keine Ahnung.» Gruber hielt ihm die Pistole hin und nahm stattdessen seine MagLite zurück.
    «Der trug eine Maske. Das war nicht sein Gesicht», sagte Roberto.
    «Ich weiß nicht. Wie kommst du dadrauf?», fragte Gruber.
    Roberto registrierte das Du und nahm sich vor, auf keinen Fall sein Sie aufzugeben. «Der Mund. Als er aufschrie, hat sich der Mund nicht geöffnet. Der trug eine von diesen Latexmasken.»
    «Ah, deswegen hat er auch nicht geblutet. Ich habe ihn mit der Pistole erwischt.»
    «Cazzo.»
    «Das kannst du laut sagen.»
    Eine Weile schwiegen beide und versuchten, ihre Atmung zu beruhigen.
    «Der ist auf Nummer sicher gegangen», sagte Roberto.
    «Was soll das heißen?»
    «Es ist irre anstrengend, sich durch diesen Tunnel zu schieben. Der kennt das, der hat es ja schon mindesten dreimal getan. Warum hat er trotzdem eine Latexmaske auf? Unter der man höllisch schwitzt? Und warum schiebt er einen Rucksack mit sperrigen Verpackungsteilen vor sich her? Weil er sich absichern wollte. Weil er supervorsichtig ist. Er hat es für denkbar gehalten, dass man ihm mit diesem Tunnel auf die Schliche kommt. So, wie er es gemacht hat, konnte er entkommen, ohne dass wir eine Chance hatten, ihn einzuholen.»
    «Ziemlich abenteuerliche Erklärung», sagte Gruber. «Was wäre denn, wenn wir nicht von vorne, sondern von hinten gekommen wären?»
    «Fünfzig-fünfzig», erwiderte Roberto.
    Gruber schwieg eine Weile. «Du könntest recht haben. Und wenn das stimmt, haben wir es hier mit einem sehr umsichtigen und schlauen Täter zu tun. Würde das auf diesen Sergio passen, von dem du gesprochen hast?»
    «Ja, würde es.»

    Der Tunnel endete nach einer gefühlt endlosen Kriecherei an einer Wand aus übereinandergelegten Steinen, in der ein kleines Loch klaffte, gerade groß genug, um hindurchzukriechen. Nebel und Nieselregen empfingen sie. Um sie herum wuchsen von Efeu umrankte Steineichen und Ginsterbüsche, vor ihnen ging es steil in die Tiefe, vielleicht dreißig Meter, hinter ihnen, oben, endete der Hang an einer Straße mit einigem Verkehr. Die Via Nazionale di Bocca Trabaria, die SS 73, eine andere Möglichkeit gab es nicht so nah beim Borgo Mercatale. Und dann erkannte Roberto auf einer Anhöhe zweihundert Meter entfernt die Umrisse der Villa von Massimo Pompili, dem Geschäftführer der Filiale der Banca delle Marche, die unmittelbar an der SS 73 kurz vor der Abzweigung in die Via Giro dei Debitori stand. Die mittelalterlichen Erbauer hatten den Tunnelausgang perfekt gewählt. Der Hang war für jede Art von landwirtschaftlicher Bearbeitung ungeeignet, selbst die Bäume zu fällen wäre nur mit äußerst großem Aufwand möglich, deshalb war er seit Ewigkeiten sich selbst überlassen worden und völlig verwildert.
    «Mehr als dreihundert Meter waren es nicht», sagte Roberto.
    Gruber leuchtete den felsigen Boden akribisch nach verwertbaren Spuren ab. «Nichts. Also haben wir nur den Rucksack.» Er besah sich den Rucksack gründlich. «Der ist uralt. Da sind sicher DNA-Spuren von zig verschiedenen Menschen dran. Der Kerl trug Handschuhe, Fingerabdrücke gibt es also auch nicht. Und die Maske und alles, was ihn verraten könnte, lässt der garantiert irgendwo verschwinden, wo wir es in hundert Jahren nicht finden.»
    «Verbrennen», sagte Roberto.
    «Nicht wenn er schlau ist», erwiderte Gruber. «Manche Spuren überleben ein Feuer. Ein Profi würde andere Wege wählen.»
    Roberto hätte jetzt gerne gewusst, welche Wege Gruber meinte, wollte sich dem Teutonen gegenüber jedoch keine weitere Blöße geben.
    «Noch einmal wird er den Tunnel nicht benutzen», sagte Gruber. «Jetzt muss er sich etwas Neues einfallen lassen.

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