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Der Poliziotto tappt im Dunkeln (German Edition)

Der Poliziotto tappt im Dunkeln (German Edition)

Titel: Der Poliziotto tappt im Dunkeln (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uli T. Swidler
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Roberto, geprägt von der deprimierenden Gewissheit, dass die Tage immer kürzer wurden und der eigentliche Winter noch bevorstand.
    Am cimitero Genghe bog Roberto von der asphaltierten Straße in eine strada bianca ab. Zu seinem Erstaunen begann hier längs der Straße ein nagelneuer, zwei Meter hoher, verzinkter Zaun, der sich die nächsten zwei Kilometer bis zum Albergo von Spartaco Mori zog und dann in den Wald hinein abbog. In dem Albergo brannte Licht.
    «Hör zu, Franco», sagte Roberto und hielt an, «ich muss mal mit dem padrone hier reden. Bleib so lange im Auto.»
    Franco starrte ihn entsetzt an. «Kann ich nicht mit?»
    «Nein.» Roberto zog die Mikrofaserdecke von seinen Beinen. «Hier, falls dir kalt wird. Wenn was ist, drückst du einfach auf die Hupe.» Er stieg aus, langte noch mal hinein und drückte die Hupe ein paarmal, einerseits um zu beweisen, dass sie funktionierte, andererseits um Spartaco Mori Bescheid zu geben, dass Besuch im Anmarsch war.
    « Ou , wer da?», ertönte eine gutgelaunte Stimme von drinnen.
    «Poliziotto Roberto Rossi.»
    «Aus Urbino? Was willst du hier?»
    Es geht doch nichts über eine freundliche Begrüßung, dachte Roberto und sah sich ein wenig um. Der Albergo machte von außen einen guten Eindruck: die Mauern aus altem Naturkalkstein frisch verfugt, alle Fenster zwar neu und mit Doppelglasscheiben versehen, aber nach dem alten Prinzip mit Innenläden gebaut, die Eingangstür originalgetreu marchigianisch, ohne Fenster, die Bretter quer vernagelt, und die Außenlampen sahen exakt aus wie die antiken Straßenlaternen in Urbino. Neben dem Haus ein nierenförmiger Pool, der jetzt ohne Wasser war und in dem sich eine Menge Blätter angesammelt hatten. Der Garten machte einen gepflegten Eindruck, wenn er auch für Robertos Geschmack ein wenig zu verschnörkelt angelegt und mit zu vielen Betongussskulpturen bestückt war, die verschiedenste Variationen nackter Frauen zeigten, allesamt fett und schwülstig wie dreidimensional gewordene Rubens-Gemälde.
    Die Eingangstür wurde aufgerissen. «Rossi, was treibt dich denn hierher? Falschparker gibt es hier zurzeit keine.» Spartaco Mori lachte laut und ziemlich despektierlich, wie Roberto fand.
    «Ich komme dienstlich. Willst du hier draußen reden, oder können wir reingehen?»
    Spartaco trat zur Seite und machte eine einladende Geste. Roberto kannte ihn nicht besonders gut. Er galt als geselliger, verträglicher Typ, allerdings auch als furboione , einer, der sich immer eine Spur zu toll fand. Dazu passte sein Schmalzblick und sein dünnes Oberlippenbärtchen, beides hatte er sich wahrscheinlich von Errol Flynn abgeguckt.
    «Willst du einen Schluck Wein?», fragte Spartaco.
    «Kommt darauf an. Wo ist der her?»
    «Mach ich selbst. Aus Pecorino-Trauben.»
    Roberto nickte anerkennend. Pecorino war eine alte Traube, die außerhalb der Marken als Grundlage für einen guten Weißwein längst in Vergessenheit geraten war.
    Spartaco goss zwei Gläser ein. «Salute.»
    Roberto nahm erst mal nur einen kleinen Schluck – falls Spartaco es nicht draufhatte, wie man einen guten Wein kelterte.
    «Nicht schlecht, Mori. Allerdings ein wenig zu viel Schwefel. Hast du die Fässer nach dem Ausräuchern nicht gründlich gewaschen?»
    Spartaco Moris Gesicht gefror. «Nichts da, Schwefel. Der ist rein wie Quellwasser.»
    Roberto nahm noch einen Schluck, dieses Mal einen großen. «Für Leute, die gerne an Streichholzköpfen lutschen, ist er in Ordnung.»
    «Dann lass ihn doch stehen, porca puttana .»
    Roberto leerte sein Glas. «So schlecht ist er auch wieder nicht. Hast du mal ein Stück Weißbrot?»
    Spartaco langte hinter sich auf den armadio , holte ein halbes pane comune hervor und schob es Roberto hinüber. «Vielleicht noch ein Stück Käse dazu?», giftete er.
    «Du bist einer, der mit konstruktiver Kritik nicht umgehen kann, eh?» Roberto holte das Fläschchen aus seiner Jackentasche hervor, brach ein Stück Brot ab und träufelte etwas Olivenöl darauf.
    Spartaco schnüffelte konzentriert. «Deine Oliven?»
    «Eh già.»
    Ehe Roberto etwas dagegen tun konnte, hatte Spartaco ihm das Fläschchen entrissen und sich ein paar Tropfen in den Mund geträufelt. «Passabel. Aber ist da nicht ein wenig Muff, nicht viel, aber ich würde wetten, du hast die Oliven nach der Ernte nicht schnell genug gepresst.»
    Natürlich nicht. Weil dieser Gruber ihm zuvorgekommen war! «Blödsinn, Mori, mit deinen ausgefransten Geschmacksnerven kannst du das gar

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