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Der Poliziotto tappt im Dunkeln (German Edition)

Der Poliziotto tappt im Dunkeln (German Edition)

Titel: Der Poliziotto tappt im Dunkeln (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uli T. Swidler
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Mehr war da nicht. Franco lebte in einer Welt, in der die Realität nur eine Facette war. Ein Mord jedoch war ungeschminkte, harte Wirklichkeit.

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    8.
    «Hallo?» Pretoro Galdroni hatte zwar das Gespräch angenommen, er schwieg jedoch, und Roberto hörte nur Musikgedröhne. «Galdroni? Hallo!»
    Hastiges Atmen, schnelle Schritte, dann wurde der Lärm zu einem leisen Säuseln. «Wer da?», flüsterte der commissario der Polizia di Stato.
    «Roberto hier.»
    « Porca! Was willst du?»
    «Dich über den Stand der Ermittlungen –»
    «Was hab ich dir gesagt, Rossi, eh?», brüllte Galdroni los, was komisch klang, weil er gleichzeitig weiterhin flüsterte. «Finde den Mörder, mach meine Arbeit, wie, ist mir schnuppe! Das habe ich gesagt.»
    «Die Sache ist undurchsichtig. Möglicherweise ist Ruggero vor Schreck gestorben.»
    «Ist mir scheißegal! Regle die Sache alleine.»
    «Das ist nicht leicht, Galdroni. Was ist, wenn ich Unterstützung brauche?»
    «Pass mal auf, Poliziotto.» Galdroni klang jetzt gefährlich leise. «Wenn du mich noch einmal störst, ramm ich dich in den Boden.»
    Roberto schüttelte missbilligend den Kopf. Wenn Galdroni schlechte Laune hatte, dann richtig. «Was machst du da eigentlich genau, Galdroni? Was ist das für eine Musik?»
    «Ich liege auf der Lauer. Vor einer Disco. Après-Ski. Ich will den Typen erst mal sehen, bevor ich aufräume.»
    «Ist das nicht ein bisschen umständlich? Warum redest du nicht einfach mit deiner Frau?»
    «Ein simples Prinzip, Rossi. Man muss seinen Gegner kennen. Nur dann sitzt der Erstschlag.»
    «Meinst du, Ornella hat dich mit den Kindern verlassen, weil der Skilehrer mehr Muskeln hat?»
    «Halt’s Maul, Rossi. Davon verstehst du nichts.»
    «Ich bin auch schon mal verlassen worden, Galdroni.»
    «Meinst du etwa Maria Corbucci?»
    «Genau die.»
    Galdroni lachte geringschätzig. «Du hast sie widerstandslos ziehen lassen. Und jetzt ist sie mit diesem Schwachkopf von Cottelli zusammen.»
    «Ist mir schnurzegal.»
    Galdroni lachte wieder, dieses Mal allerdings fies. «Red kein Blech. Jeden Tag siehst du diesen Idioten vor dir, und jeden Tag denkst du: Wenn Maria mich wegen so einem Hampelmann verlassen hat, dann muss ich ja ein noch größerer Hampelmann sein.»
    «Blödsinn.»
    «Ich jedenfalls werde das Feld nicht kampflos räumen. Ein verdammter Skilehrer aus Südtirol! Ja, wer bin ich denn?»
    Der Gehörnte, wollte Roberto eigentlich sagen, ließ es jedoch vorsichtshalber bleiben. Galdroni war nachtragend, hatte ein Gedächtnis wie ein Elefant und rastete manchmal aus wie ein Tasmanischer Teufel.
    «Ah! Ich glaube, da kommt er. Weiße Hose, rotes Jackett, circa 1,80 Meter groß, 75 Kilo, blondes Haar, scharfe bis dämliche Gesichtszüge. Garantiert vorbestraft.» Galdroni würgte ein Lachen hervor. «Ein Würstchen!» Er schnaubte siegesgewiss.
    «Du bist doch nur 1,75», warf Roberto mit einer gewissen Schadenfreude ein.
    «Hör zu, Rossi», offenbar hatte der commissario ihn nicht gehört, «wenn du was brauchst, wende dich an Maria.»
    «Na, herzlichen Dank.»
    «Und ab jetzt: Funkstille. Kapiert?»
    Roberto steckte sein Handy ein und nahm sich vor, lieber Tag und Nacht durchzuarbeiten, als auch nur ein einziges Mal Maria Corbucci um Hilfe zu bitten.

    Galdroni peilte vorsichtig über die Schneewehe. Der Skilehrer wartete vor der Disco, kein bisschen ungeduldig und ständig schmachtend nach rechts und links grüßend, immer nur Frauen, die sich wie kleine Mädchen gerierten und deren Männer sauertöpfisch so taten, als wäre es ihnen egal.
    «Wart’s ab, leccaculo .» Galdroni tauchte seine mit einem engen Lederhandschuh bedeckte Rechte in den Pulverschnee und verrieb den Schnee, bis er getaut und in das Leder eingezogen war. Jetzt saß der Handschuh noch enger. Er zog seinen spitzen Filzhut, den er von seiner letzten Sauftour zum Münchner Oktoberfest mitgebracht hatte, tiefer ins Gesicht und schlenderte los. Der Skilehrer beachtete ihn gar nicht. Galdroni wartete, bis eine lustige Gruppe von drei pelztragenden, extrem braun gebrannten Mittvierzigerinnen in der Disco verschwunden waren. Ohne ein Wort zu verlieren, trat er an den Südtiroler heran.
    «Was gibt’s?», fragte der und lächelte Galdroni, genauer gesagt dessen Zipfelhut, mitleidig an.
    Galdroni ballte die Rechte und setzte sie ansatzlos auf die linke Braue des Skilehrers. Blut schoss hervor, der Mann taumelte, ging zu Boden und sah Galdroni fassungslos an. Der

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