Der Poliziotto tappt im Dunkeln (German Edition)
Nase herausfauchte. Selbst bei diesem dürftigen Licht betrachtet war die Sache klar.
«Es ist Ruggero Grilli.»
«Kenn ich den?»
«Hat einen Agriturismo oben auf dem Monte Cesane.»
Galdroni fluchte ein wenig herum, nicht lange, höchstens eine Minute, und dann: «Also gut, ich bin in zehn Minuten da. Angefasst hast du ja nichts, Roberto, eh?»
«Ich? Also, ich käme doch nicht im Traum darauf, Beweismittel zu –»
Klack, Galdroni hatte aufgelegt.
Wie hatte dieser Fleischkloß noch gelegen? Roberto zerrte den Arm des Toten mal nach links, mal nach rechts, bis ihm aufging, dass es niemanden gab, der wusste, was richtig war. Außer Franco. Aber der machte mittlerweile den Eindruck, als würde er selber in Kürze den Löffel abgeben. Anstatt sich zu beruhigen, wurde seine Verfassung immer bedenklicher.
Nach einigen Minuten drangen bedrohliche Geräusche aus dem Nebel. Roberto drehte sich nicht einmal um. So klang es eben, wenn Pretoro Galdroni sich näherte. Böse Zungen behaupteten, Galdroni könnte durch eine Ziegelmauer hindurchgehen, ohne sein Tempo zu verlangsamen und irgendwie Schaden zu nehmen. Ein Baum von einem Kerl. Wahrscheinlich weil er väterlicherseits deutsche Vorfahren hatte, genauer gesagt bayrische, aus der Gegend von München, was Robertos Meinung nach auch der Grund war, warum Galdroni sich so gut mit Thilo Gruber verstand. Thilo Gruber! Den Namen auch nur zu denken regte Roberto schon auf, und reflexartig sah er sich nach Espressotassen zum Jonglieren um.
«Verdammter Saltara!», fluchte Galdroni zur Begrüßung und steckte sein Handy wieder ein, eins mit Bluetooth, Touch Screen, MP3-Player, Taschenlampe und Kameras für vorne und hinten und beladen mit so vielen Apps, dass Galdroni längst den Überblick verloren hatte, was er da mit sich herumtrug. Er hielt Roberto eine Rolle mit rot-weißem Absperrband hin. «Mach mal.»
«Hör zu, Galdroni, ich habe Nachtdienst, und ich bin alleine. Bei mir auf der Wache ist die Hölle los, ich muss wieder –»
«Red keinen Scheiß, Rossi, die einzige Hölle in deinem Büro ist die tickende Kuckucksuhr», unterbrach ihn der commissario . «Und jetzt mach hin.»
Galdroni begann, die Leiche aus verschiedenen Blickwinkeln zu fotografieren, wobei er weiterhin besorgniserregende Geräusche von sich gab. Franco starrte ihn an, als wäre er ein Monster aus Herr der Ringe .
«Zu dir kommen wir später, Franco Varese. So heißt du doch, oder?» Galdronis Stimme hatte einen Unterton, der Roberto überhaupt nicht gefiel, und er nahm sich vor, Franco auf keinen Fall mit dem commissario allein zu lassen. Ohne seine Familie war Galdroni bissig wie eine Viper nach dem Winterschlaf, und der sensible Komponist war ihm definitiv nicht gewachsen.
Galdroni wählte noch einmal Dottor Saltara an, den für die Provinz Pesaro-Urbino zuständigen Gerichtsmediziner. Dieses Mal hob der Dottore ab, schien sich aber zuerst einmal bitterlich zu beschweren. Galdroni hörte sich das Gejammer keine drei Sekunden an.
«Jetzt hören Sie mal zu, Saltara!», brüllte er los. «Dein Schlaf ist mir scheißegal! Mörder haben keinen geregelten Arbeitstag von neun bis fünf! Das sind keine Angestellten. Das sind Freiberufler, die arbeiten, wann’s ihnen passt. Und jetzt stell dich auf deine Absätze und tippel los! Urbino, Altstadt, Via dei Fornaci!»
Ein paar Sekunden war Ruhe, weil der Dottore etwas sagte, was nicht unwichtig zu sein schien. Dann legte Galdroni einfach auf.
«Der ist auf Fortbildung auf Capri, porca puttana . Ja, verdammt, wer soll denn jetzt –» Weiter kam er nicht, weil sein Handy das Geräusch einer zersplitternden Glasscheibe von sich gab. Eine SMS. Galdroni holte die Nachricht aufs Display, in dessen erstaunlich hellem Licht Roberto erkennen konnte, wie der commissario abwechselnd blass wurde und rot anlief. Gleichzeitig knetete er mit der freien Hand einen imaginären Hefeteig und hechelte wie ein Karnickel, über dem schon der Bussard kreist. Wäre Galdroni nicht Galdroni gewesen, hätte Roberto sich jetzt Sorgen gemacht. Aber eins war sicher: Was immer das Schicksal für den commissario bereithielt, er würde es aushalten, einen wie ihn konnte schlichtweg nichts umhauen.
Galdroni sackte zu Boden.
«Was ist los?», fragte Roberto, jetzt doch ein wenig besorgt.
«Hä», sagte Galdroni und starrte auf das Display.
«Geht’s ein bisschen genauer?»
«Hä.»
Roberto rupfte ihm das Handy aus der Hand und las: «habe mich in südtiroler skilehrer
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