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Der Polizistenmörder

Der Polizistenmörder

Titel: Der Polizistenmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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fliehen.
    Ronnie Kaspersson hatte überhaupt keinen Plan. Er wußte nur, daß die Polizei ihn mit allen Mitteinjagte und ihm ein Verbrechen vorwarf, das er nicht begangen hatte. Zusammen mit Limpan war er jedenfalls nicht allein, und außerdem war der optimistisch und unkompliziert. Wenn er sagte, daß ihre Chancen gut waren, dann meinte er das auch, und Kasper glaubte ihm. Daß Lindberg selbst sich nicht früher in das Haus zurückgezogen hatte, lag daran, daß er die Einsamkeit gescheut hatte.
    Nun waren sie zu zweit, und dadurch wurde die Lage sichtlich angenehmer.
    Für Kasper hatte die Sache eigentlich nur einen Haken, nämlich den, daß Limpan stets früher oder später erwischt wurde, aber beide trösteten sich damit, daß der Wind sich doch irgendwann einmal drehen mußte und sie lediglich ein wenig Glück brauchten, um durchzukommen. In den letzten Jahren hatten eine ganze Reihe von Gewohnheitsverbrechern das Kunststück vollbracht, nach einem geglückten Raubzug das Land zu verlassen und irgendwo in der westlichen Zivilisation mit dem Geld unterzutauchen. Das Haus hatte viele Vorteile. Es lag auf einer Lichtung mit freier Sicht nach allen Seiten. Es gab nur zwei Nebengebäude, ein Klosett und einen verfallenen alten Stall, in dem sie Limpans Auto versteckt hatten.
    Das Wohnhaus selbst war gut erhalten, ein normales schwedisches Sommerhaus mit drei Fenstern nach vorn hinaus, einem nach hinten und einem an jedem Giebel. Das Erdgeschoß bestand aus Küche, Schlafraum und einem größeren Wohnraum. Nur ein einziger Weg führte zu dem Anwesen, und der lief direkt auf den Platz vor dem Haus und die kleine Veranda davor zu.
    Gleich am ersten Tag untersuchte Limpan sorgfaltig die Waffen. Sie hatten zwei Maschinenpistolen von der Art, wie die Armee sie verwendet, und drei automatische Pistolen verschiedener Marken und unterschiedlicher Kaliber. Außerdem gab es genug Munition, unter anderem zwei Kisten voll für die Maschinenpistolen.
    Limpan sagte: »So wie die Polizei sich heutzutage verhält, gibt es nur eines zu tun, wenn sie uns wider Erwarten entdecken und umstellen.«
    »Was denn?«
    »Uns freizuschießen natürlich. Wenn wir dabei den einen oder anderen Bullen treffen, verändert das unsere Situation nicht einen Deut. Die müssen das Haus schon in Brand stecken, wenn sie uns fassen wollen. Und wenn sie’s mit Tränengas versuchen, habe ich da in der Kiste einige Gasmasken.«
    »Ich weiß nicht mal, wie so was funktioniert«, sagte Kasper und fingerte an einer der Maschinenpistolen herum.
    »Das hast du in zehn Minuten begriffen.«
    Limpan hatte recht. Ein etwa zehnminütiger Schnellkursus reichte. Am nächsten Morgen probierten sie alle ihre Waffen aus, mit richtig gutem Resultat. Das Haus war so abgelegen, daß sie das ohne Risiko tun konnten.
    »Jetzt brauchen wir nur noch zu warten«, prahlte Limpan. »Kommen sie, so werden sie eine schöne Bescherung erleben.
    Aber wahrscheinlich kommt keiner. Wo willst du Weihnachten feiern, auf Mallorca oder irgendwo in Afrika?«
    Ronnie Kaspersson hatte niemals auf so lange Zeit wie bis Weihnachten vorausgedacht und tat es auch jetzt nicht. Bis dahin waren es noch mehrere Wochen. Dagegen dachte er an die Sache mit dem Schießen. Es würde sicher nicht schwer sein oder ihn sonderlich belasten, einen oder zwei Schüsse auf eines dieser Schweine abzugeben.
    Nach dem, was er von der Polizei bei Razzien oder Straßenschlachten erlebt hatte, fiel es schwer, sie als menschlich oder als aus einzelnen Menschen bestehend zu betrachten.
    Die ganze Zeit über, während sie sich in dem Häuschen befanden, hörten sie Radio. Aber viel Neues erfuhren sie nicht dabei. Die Jagd auf den Polizistenmörder ging mit unverminderter Aktivität weiter. Es war jetzt sicher, daß er sich in Stockholm aufhielt, und das taktische Kommando der Fahndungsleitung rechnete damit, ihn in Kürze festzunehmen. Zum Verhängnis wurde ihnen ein nicht vorauszusehender Faktor. Maggan.
    Wenn Maggan nicht verletzt worden wäre, hätte sie ihnen nie gefährlich werden können, denn Maggan war ein prima Kerl und ein zuverlässiges Mädchen und hätte nie ein Wort verlauten lassen.
    Aber nun war sie verletzt worden und lag im Söder-Kranken-haus.
    Der Biß war nicht lebensgefährlich, aber er sah böse aus, wie die Ärzte sich ausdrückten.
    Sie wurde operiert, und danach verschlechterte sich ihr Zustand; sie phantasierte und hatte hohes Fieber.
    Maggan redete viel im Fieberwahn, sie wußte nicht genau, wo sie

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