Der Polizistenmörder
sich befand, aber man hatte den Eindruck, daß sie mit jemandem sprach, den sie kannte, oder jedenfalls mit einem Menschen, dem sie vertraute.
Am Kopfende ihres Bettes saß denn auch richtig ein Mann, der mit einem Tonbandgerät ausgerüstet war. Dieser Mann war Einar Rönn.
Rönn stellte nicht eine einzige Frage, er hörte lediglich zu und nahm Maggans Fieberphantasien auf Band auf.
Es ging ihm bald auf, daß er wichtige Informationen festgehalten hatte, wußte dagegen nicht recht, was er damit anfangen sollte.
Nachdem er einige Minuten überlegt hatte, suchte er sich ein Telefon und rief Gunvald Larsson an. »Ja, hier Larsson, was willst du?« Man konnte sofort heraushören, daß Gunvald Larsson in seinem Zimmer im Polizeigebäude auf Kungsholmen nicht allein war. Seine Stimme hörte sich mürrisch und irritiert an.
»Das Mädchen hier phantasiert. Sie hat gerade erzählt, wo Limpan und Kasper sich aufhalten. In einem Sommerhaus in Richtung Dalarö.«
»Weißt du Einzelheiten?«
»Ich habe eine ziemlich genaue Beschreibung des Weges. Wenn du eine Karte besorgst, kann ich dir die Stelle mit dem Haus zeigen.«
Gunvald Larsson schwieg einige Sekunden lang. Dann sagte er geheimnisvoll: »Das ist eine technische und sehr komplizierte Entscheidung. Bist du bewaffnet?«
»Nein.«
Wieder ein Moment Schweigen.
Rönn fragte: »Sollten wir nicht Malm verständigen?«
»Ja, das müssen wir. Auf jeden Fall.« Dann fügte er mit leiser Stimme hinzu: »Aber nicht, bevor du meinen Wagen vor den Eingang vorfahren siehst. Dann tust du es, so schnell du nur kannst.«
»Okay«, sagte Rönn, ging hinunter in die große Eingangshalle des Krankenhauses und postierte sich vor einen Telefonautomaten.
Es dauerte nicht länger als zehn Minuten, bis er Gunvald Larsson draußen einbiegen sah. Sofort rief er noch einmal in der Kungsholmsgatan an und wurde nach kurzem Warten mit Malm verbunden. Rönn wiederholte, was Maggan gesagt hatte.
»Fabelhaft«, lobte Malm. »Du kannst an deinen Posten zurückkehren.« Rönn lief jedoch sofort zu Gunvald Larsson hinaus, der den Arm ausstreckte und die Beifahrertür öffnete.
»Karte und Pistole liegen im Handschuhfach«, sagte er. Rönn steckte nach kurzer Überlegung die Pistole in den Hosenbund. Dann blickte er auf die Karte und sagte: »Da muß das Haus sein.«
Gunvald Larsson studierte das Wegenetz. Dann blickte er auf seine Uhr und entwickelte seinen Plan: »Wir werden ungefähr eine Stunde Vorsprung haben. Dann rückt Malm mit seiner sogenannten Hauptstreitmacht an. Sein Stab hat sich leider Gottes auf genau diese Lage vorbereitet. ‘Er wird hundert Mann mitbringen, zwei Hubschrauber und zehn Hunde. Außerdem hat er zwanzig große Schutzschilde aus Panzerstahl bereitstellen lassen. Das würde ein echtes Massaker geben.«
»Meinst du, daß die Burschen Widerstand leisten?«
»Aber sicher. Lindberg hat nichts zu verlieren, und Kaspersson ist nach dieser Hetzjagd halb verrückt.«
»Na denn«, sagte Rönn philosophisch und fingerte an der Pistole. Er war kein Freund von Gewalt.
»Mir ist egal, was mit Lindberg geschieht«, fuhr Gunvald Larsson fort, »der Kerl ist Berufsverbrecher und hat vor gar nicht langer Zeit einen Raubmord begangen. Mir geht’s nur um den Jungen. Der hat bisher niemanden erschossen oder verletzt, aber wenn Malm seinen Plan in die Tat umsetzt, kannst du fest damit rechnen, daß er entweder selbst erschossen wird oder ein paar Polizisten umlegt. Darum müssen wir als erste da sein und schnell handeln.«
Schnell handeln war eine der Spezialitäten von Gunvald Larsson.
Sie fuhren nach Süden, durch Händen und das neue scheußliche Wohngebiet, das Brandbergen heißt.
Zehn Minuten später waren sie von der Landstraße abgebogen, und nach weiteren zehn Minuten sahen sie das Häuschen. Gunvald Larsson bremste mitten auf dem Weg etwa fünfzig Meter vom Haus entfernt.
Er begutachtete kurz die Lage und sagte dann: »Leicht wird’s nicht sein, aber wir schaffen es. Wir steigen hier aus und gehen auf das Haus zu. Kommt es zum Schußwechsel, gehen wir hinter dem Scheißhaus da in Deckung. Ich versuche, mich von hinten an das Haus ranzuschleichen. Du bleibst in Deckung liegen und schießt in kurzen Abständen auf das Dach oder den Dachfirst rechts von der Veranda.«
»Ich schieße miserabel«, murmelte Rönn.
»Das Haus wirst du wohl noch treffen?«
»Ich hoffe es jedenfalls.«
»Und noch was, Einar…«
»Ja?«
»Geh ja kein Risiko ein. Wenn etwas schiefgeht,
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