Der Polizistenmörder
hatte.
Scheinwerfer und Innenbeleuchtung waren abgeschaltet, aber das Licht der Straßenlaternen spiegelte sich schwach in den blanken Knöpfen und dem weißen Koppelzeug der beiden vorn im Wagen sitzenden Uniformierten.
Obwohl die Uhr erst neun und der Oktoberabend mild und sternenklar war, waren kaum noch Menschen auf der langen Straße zu sehen. Die Fenster der Mietshäuser auf beiden Seiten der Straße waren erleuchtet, und in einigen schimmerte der blaue Schein eines Fernsehers.
Dieser oder jener der wenigen abendlichen Spaziergänger blickte neugierig auf den Streifenwagen, verlor aber bald das Interesse, denn irgendwelche Aktivitäten schienen von dem Auto nicht auszugehen. Es gab nichts anderes zu sehen als zwei gewöhnliche Konstabler, die in ihrem Wagen saßen und sich langweilten.
Auch die Männer im Auto wären gern aktiv geworden. Sie hatten jetzt bereits über eine Stunde dort gestanden und die ganze Zeit hindurch eine Tür schräg gegenüber und ein erleuchtetes Fenster im Erdgeschoß rechts von der Tür beobachtet. Aber sie konnten warten, darin waren sie geübt.
Bei genauerem Hinsehen wäre einem vielleicht der Gedanke gekommen, daß sie nicht ganz so wie normale Streifenpolizisten aussahen. An der Kleidung war nichts auszusetzen, sie entsprach der Vorschrift, und weder Koppel noch Gummiknüppel und Pistolentasche mit Pistole fehlten. Der Unterschied lag in den Personen selber - der Fahrer, ein korpulenter, gutmütiger Mann mit wachem Blick, und sein Kollege, der schlanker war und ein wenig zusammengesunken und mit der Schulter gegen die Seitenscheibe gelehnt dasaß; beide etwa um die Fünfzig. Streifenpolizisten sind in der Regel junge, durchtrainierte Männer, und wenn eine Ausnahme gemacht wird, dann hat der ältere Polizist häufig einen jungen Kollegen bei sich.
Eine Streifenwagenbesatzung deren Alter, wie in diesem Fall, zusammengezählt über hundert Jahre ergab, konnte als große Ausnahme angesehen werden. Es gab jedoch eine Erklärung dafür.
Die Männer in dem schwarz-weißen Chrysler hatten sich ganz einfach als Konstabler verkleidet, und hinter dieser Maskierung verbargen sich keine Geringeren als der Chef der Reichsmordkommission, Martin Beck, und sein nächster Mitarbeiter, Lennart Kollberg.
Die Idee, sich so zu verkleiden, stammte von Kollberg, und zwar aus seiner Kenntnis des Mannes heraus, hinter dem sie her waren und den sie versuchen wollten festzunehmen. Der Mann hieß Lindberg, wurde Limpan genannt und war ein Dieb. Seine Spezialität waren Einbrüche, aber er hatte auch den einen oder anderen Raubüberfall verübt und es hin und wieder mit Betrügereien versucht, allerdings kein Glück dabei gehabt. Viele Jahre seines Lebens hatte er hinter Gittern verbracht, aber zur Zeit war er nach einer verbüßten Strafe auf freiem Fuß. Ein Zustand, der, wenn Martin Beck und Kollberg ihr Vorhaben verwirklichen konnten, nicht lange anhalten würde.
Drei Wochen zuvor hatte Limpan ein Juweliergeschäft im Zentrum von Uppsala betreten und mit dem Revolver in der Hand den Inhaber gezwungen, Schmuck, Uhren und Bargeld im Wert von zusammen fast 200.000 Kronen herauszurücken. Soweit war alles vergleichsweise gut und planmäßig gelaufen, und Limpan hätte mit seiner Beute verschwinden können, wenn nicht plötzlich eine Verkäuferin aus einem der hinteren Räume aufgetaucht wäre. Limpan geriet in Panik und drückte ab. Der Schuß traf die Verkäuferin mitten in die Stirn und tötete sie auf der Stelle. Es gelang Limpan, das Feld zu räumen, und als die Stockholmer Polizei ihn zwei Stunden später in der Wohnung seiner Verlobten am Midsommarkransen aufsuchte, lag er im Bett. Die Verlobte behauptete, er hätte Schnupfen und sei in den letzten vierundzwanzig Stunden nicht aus dem Haus gegangen; und die Haussuchung brachte kein Ergebnis, man fand weder Schmuck noch Uhren noch Bargeld. Limpan wurde zum Verhör mitgenommen und dem Geschäftsinhaber gegenübergestellt, aber der war unsicher und gab zu bedenken, daß der Täter eine Maske getragen hatte. Bei der Polizei hegte man jedoch keine Zweifel. Man konnte davon ausgehen, daß Limpan nach der langen Zeit im Gefängnis blank war, ein Spitzel hatte berichtet, daß Limpan von einem Bruch erzählt hatte, den er »in einer anderen Stadt« plante, und dann hatte «in Augenzeuge Limpan zwei Tage vor dem Überfall durch die Straße schlendern sehen, in der das Juweliergeschäft lag, vermutlich um Einzelheiten auszukundschaften. Limpan stritt ab,
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