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Der Polizistenmörder

Der Polizistenmörder

Titel: Der Polizistenmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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Verhöre in Trelleborg stattfanden.
    Er dachte über die Berichte nach. Sie konnten natürlich auf unterschiedliche Weise gedeutet werden. Eines schien allerdings offensichtlich zu sein.
    Der Mantel und die Bluse waren heil, weil sie sie selbst ausgezogen hatte. Das konnte daraufhindeuten, daß sie freiwillig mitgefahren war. Es konnte nicht genau festgestellt werden, wo sie gestorben war, wahrscheinlich in der Nähe des Morastloches, aber das blieb eine Vermutung.
    Ihre Handtasche enthielt das Übliche.
    Die meisten Anhaltspunkte deuteten darauf hin, daß sie direkt nach dem Verlassen des Postamtes mit irgend jemandem zu dem abgelegenen Platz gefahren war, an dem sie später gefunden wurde, und daß sie irgendwo dort in der Nähe umgebracht worden war.
    All das enthielt für Folke Bengtsson nichts Entlastendes. Roseanna McGraw war vor etwas mehr als neun Jahren auf eine ziemlich ähnliche Art und Weise ums Leben gekommen.
    Und Bengtsson blieb bei seiner Aussage, resigniert und ohne die mindeste Bereitschaft zur Zusammenarbeit.
    Die Ermittlungen kamen nicht voran.
    Die Beweise reichten nicht aus, aber Bengtsson hatte die öffentliche Meinung gegen sich und würde wahrscheinlich verurteilt werden. Martin Beck war unzufrieden mit sich selbst Etwas stimmte bei dieser Sache nicht. Aber was war das?
    Vielleicht hing es mit Bertil Märd zusammen?
    Martin Beck dachte häufig an ihn und an sein Notizbuch. Das war tatsächlich ein ungewöhnlich gutes Notizbuch. Das beste, was Märd in hundertacht Ländern gefunden hatte. Hatte er wirklich alles darin aufgeschrieben? Zum Beispiel den Tod des brasilianischen Matrosen in Trinidad-Tobago?
    Martin Beck fühlte, daß er mit Märd sprechen mußte, mindestens noch einmal.
    Er rief sich auch noch einmal ins Gedächtnis zurück, was Sigbrit Märd in ihrer Schultertasche gehabt hatte, nämlich das alltägliche Sammelsurium. Taschentuch, eine Schachtel Kopfschmerztabletten, Schlüssel, einige Quittungen, Kamm, Kugelschreiber, eine kleine Dose mit Süßstofftabletten, Taschenspiegel, Führerschein, Portemonnaie mit 72 Kronen, ein Schminktäschchen mit Puder, Lippenstift, Wimperntusche, Lidschatten und Make-up. Außerdem eine Karte mit P-Pillen, eine für jeden Wochentag. Sie hatte sie für Montag, Dienstag und Mittwoch genommen, nicht jedoch die für Donnerstag. Da war sie bereits tot gewesen. Konnten die P-Pillen eine Bedeutung haben? Natürlich nicht.
    Sigbrit Märd war achtunddreißig Jahre alt gewesen und geschieden. Man konnte sich durchaus vorstellen, daß sie weiterhin die Pille nahm, auch wenn sie im Prinzip aufgehört hatte, mit Männern zu schlafen.
    Trotzdem.
    Er dachte an den Kalender und die Zettel, die er in ihrem Haus gefunden hatte.
    Und an ihrem Schlüsselring hing ein Schlüssel, der zu keinem der Schlösser paßte, die er kannte.
    Sicher gab es einiges, das Märd verschwiegen hatte. Martin Beck nahm sich vor, nach Malmö zu fahren und mit ihm zu sprechen. Hoffentlich traf er ihn nüchtern an.
    Der Freitagvormittag würde gut sein, bevor er noch dazu gekommen war, seinen Frühschoppen zu nehmen.
    Martin Beck war mit der Entwicklung, die die Ermittlungen nahmen, durchaus nicht zufrieden. Und mindestens einem anderen Menschen ging es ebenso. Kollberg.
    Lennart Kollberg trug seinen Teil der Untersuchungen wie ein Kreuz, und der Gang ins Gefängnis war für ihn ein echter Leidensweg.
    Die Gespräche mit Folke Bengtsson wurden immer sinnloser. Sie hatten keinen Kontakt zueinander, und die Worte schienen zwischen ihnen in der Luft zu hängen, so als ob sie nicht genügend Kraft hätten, über den Schreibtisch hinweg den anderen zu erreichen.
    Kollberg behauptete, daß Bengtsson psychisch etwas eigenartig war - oder brutaler ausgedrückt, ganz einfach verrückt - , aber für Kollberg war der Faden, der Bengtsson mit Sigbrit Märd verband, sehr locker und die ganze Situation mehr abstrakt. Nicht so für Martin Beck. Kollberg hatte sich mit dem Roseanna-Fall bei weitem nicht so intensiv befaßt und auch nie den Versuch gemacht, sich in Bengtssons Psyche zu versetzen. Damals hatte er mit den Vernehmungen kaum etwas zu tun gehabt Und jetzt hatte er immer häufiger das Gefühl, daß er nur dort herumsaß und einen Menschen quälte, der vielleicht unschuldig war und der gar nicht richtig wußte, worum es eigentlich ging-Oder war es vielleicht so, daß er sich selbst peinigte? Er sagte etwas, aber ehe die Worte den anderen erreichten, hatten sie sich in der Luft aufgelöst.
    Kollberg

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