Der Polizistenmörder
den Füßen herumlaufen?«
fragte Evert Johansson nach einer Weile.
Er war einer von denen, die den Tatort untersuchten.
»Ja. Sieh dir an, was er findet.«
Nach kurzer Zeit kam Johansson zu ihnen hinüber, er trug einen Overall und hohe Gummistiefel und bahnte sich mühsam einen Weg durch den Windbruch.
»Sie sieht ziemlich böse aus«, berichtete er.
Martin Beck nickte. Er hatte so etwas viel zu oft mitgemacht, um noch beeindruckt zu sein. Sigbrit Märds sterbliche Hülle sah nicht besonders ansprechend aus, war aber bei weitem auch nicht das schlimmste, was er in dieser Hinsicht gesehen hatte.
»Ihr könnt sie wegbringen, sobald das Mädchen mit dem Fotoapparat fertig ist«, ordnete er an. »Wir werden uns dann mal ansehen, was die Hunde finden.«
»Timmy hat etwas Eigenartiges gefunden«, sagte Evert Johansson und hielt eine Plasttüte mit undefinierbarem Inhalt hoch.
»Nehmt alles mit, was nicht eindeutig zur Vegetation hier gehört.«
»Und ich habe gerade dieses alte Knäuel Putzwolle gefunden«, sagte Nöjd.
»Nimm es auch mit.«
Sie waren um den Holzstoß herumgegangen und näherten sich der Absperrung, an der einige nimmermüde Journalisten Wache hielten.
»Eines möchte ich allerdings zu bedenken geben. Ich würde es nicht wagen, mit Folkes altem Lastauto hierherzufahren, auch nicht bei gutem Wetter und wenn die Wege verhältnismäßig trocken sind.«
»Aber doch beispielsweise mit deinem eigenen Wagen?«
»Ja, das hätte keine Schwierigkeiten gemacht. Bevor das Militär den Weg kaputtgefahren hat.«
»Ist dir schon der Gedanke gekommen, daß Bertil Märd dieses Gelände auch kennen müßte?«
»Ja, natürlich habe ich daran gedacht.«
Sie kamen an die Absperrung und stiegen über das Seil. Auf der anderen Seite leistete einer von Nöjds Polizeiassistenten den Reportern Gesellschaft.
Es sah dort ganz friedlich aus.
»Bist du nicht drüben gewesen und hast dir das angesehen?« fragte einer der Journalisten.
»Nein, brauch ich Gott sei Dank nicht«, antwortete der Polizist.
Martin Beck lächelte. Selbst bei der ganzen Tragik und dem Elend kam etwas von dem ländlichen Idyll durch. Dies war nicht die normale alte Atmosphäre von tiefem Mißtrauen und kurz bevorstehenden Schlägen mit dem Gummiknüppel.
»Ist sie nackt?« erkundigte sich einer der Reporter bei Martin Beck.
»Nicht ganz, soviel ich sehen konnte.«
»Aber ermordet?«
»So sieht es aus.«
Martin Beck blickte auf die Presseleute, die für so ein Wetter und ein derartiges Gelände schlecht gerüstet waren. Dann sagte er: »Wir können nichts Interessantes sagen, ehe nicht die Obduktion abgeschlossen ist. Da drüben liegt ein toter Mensch. Alles deutet darauf hin, daß es sich um Sigbrit Märd handelt und daß jemand versucht hat, sich der Leiche zu entledigen. Auf den ersten Eindruck würde ich sagen, daß sie nicht völlig bekleidet ist und ein Opfer roher Gewalt geworden ist. Wenn ihr hier stehenbleibt und genügend lange gefroren habt, könnt ihr zusehen, wie wir eine Bahre vorbeitragen, die mit einer Zeltplane zugedeckt ist. Viel mehr passiert nicht.«
»Danke«, sagte tatsächlich einer der Reporter und machte sich zitternd auf den Weg zu dem Platz einige hundert Meter weiter, wo die Autos abgestellt waren.
Auch für Martin Beck gab es hier nicht mehr viel zu tun.
Die technische Untersuchung wurde abgeschlossen und die Obduktion ebenfalls.
Viel hatte man nicht gefunden.
Timmy hatte den merkwürdigsten Fund gemacht, ein Stück geräucherter Gänsebrust, aber das stammte mit großer Wahrscheinlichkeit von den Wanderern. Das Eigenartige daran war, so dachte jedenfalls Martin Beck, daß der Hund diesen Happen nicht gleich aufgefressen hatte.
Ein kleiner Haufen Putzwolle, mit dem nichts anzufangen war. Sigbrit Märd selbst, ihre Kleidungsstücke und ihre Handtasche.
Die Armbanduhr hatte eine Datumsanzeige und war 16 Minuten und 23 Sekunden nach vier in der Nacht zum 18. stehengeblieben, weil sie nicht aufgezogen worden war.
Sigbrit Märd war erwürgt worden, und gegen ihren Unterleib war ein gewaltsamer Schlag geführt worden. Ihr Schambein wies eine Quetschung auf wie nach einem sehr kräftigen Hieb.
Der Zustand der Kleidung war von gewissem Interesse.
Ihren Mantel und die Bluse hatte man unbeschädigt neben der Leiche gefunden. Rock und Slip waren dagegen zerrissen worden. Ihre Geschlechtsteile waren entblößt und der Büstenhalter teilweise heruntergezogen worden.
Martin Beck blieb in Anderslöv, obwohl die
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