Der Polizistenmörder
Man hatte auch eine Reihe von Fußbodenbrettern im Innern des Hauses aufgebrochen und den Hühnerstall praktisch völlig dem Erdboden gleichgemacht.
Jetzt wurde das Lastauto einer technischen Untersuchung unterzogen. Martin Beck seufzte tief, und Nöjd blickte ihn fragend aus pfiffigen braunen Augen an.
Kollberg war an der Reihe, den monotonen Dialog mit Folke Bengtsson fortzusetzen, und Martin Beck vergaß, daß sein alter Kumpel nicht anwesend war. Wenn Martin Beck seufzte, verstand Kollberg gewöhnlich, was er meinte. Sie hatten so lange Zeit zusammengearbeitet, daß ihre Gedanken beinahe auf die gleiche Weise arbeiteten. Meistens. Gedankengänge und Überlegungen wurden ohne Worte übermittelt. Das war natürlich nicht immer so.
Und es schien sehr unwahrscheinlich, daß Nöjd begriff, warum Martin Beck seufzte.
Er fragte auch prompt: »Warum seufzt du?« Martin Beck antwortete nicht.
»Verdammt schlechter Tatort, was? Wenn es› überhaupt der Tatort ist. Aber das wird er schon sein.«
»Wenn nicht früher, so wird man es nach der Obduktion wissen«, sagte Martin Beck.
Die Wanderer, die die Tote gefunden hatten, waren sicherlich naturverbundene Leute gewesen, sie hatten das Gelände sauber hinterlassen und keinen Schaden angerichtet, trotzdem mußte man davon ausgehen, daß der Boden um den Fundplatz herum von vielen Füßen betreten worden war. Daß die Polizei durchs Gebüsch kroch, machte die Sache nicht besser, und außerdem waren vier Wochen vergangen, in denen es Sturm, Regen und Nachtfrost gegeben hatte.
Aus technischer Sicht gab der Tatort zu keinen Hoffnungen Anlaß. Eine Art Weg führte dorthin, jedenfalls bis zum Windbruch, der aber kürzlich von schweren Holzbearbeitungsmaschinen befahren worden war. Außerdem glaubte man zu wissen, daß zusätzlich noch vor etwa einer Woche geländegängige Militärfahrzeuge diesen Weg benutzt hatten und damit den miserablen Zustand verursacht hatten.
So wie der Weg jetzt aussah, konnte er von normalen Personenwagen nicht befahren werden, aber das hätte vier Wochen früher durchaus möglich sein können.
Wenn man sich die Frage stellt, ob das Verbrechen an dieser Stelle geschehen war, mußte die Antwort »Nein« lauten.
Im großen und ganzen kannten sich nur der Eigentümer und Leute, die hin und wieder hier arbeiteten, in diesem Gelände aus. Das nächstgelegene Gebäude war ein Wochenendhaus, in dem sich seit Ende September niemand mehr aufgehalten hatte.
Es war ein unzugänglicher und schwieriger Geländeabschnitt. Niemand, dei nicht genau wußte, daß er wieder heil herauskommen konnte, würde sich mit einem Auto dort hineinwagen.
Andererseits war es nicht von der Hand zu weisen, daß die in der Nähe Ansässigen sich am besten in der Gegend auskennen mußten.
Folke Bengtsson und Sigbrit Märd wohnten nicht weit von der Stelle, und wenn man davon ausging, daß Bengtsson schuldig war, was viele taten, und niemand konnte im Augenblick das Gegenteil beweisen, dann war der Fundort ein weiterer belastender Punkt für ihn. Wenn der Weg befahrbar gewesen war, hätte er für die Fahrt von Anderslöv bis dahin nicht mehr als zehn Minuten gebraucht. Außerdem war es etwa’die gleiche Richtung, in die er zugegebenermaßen gefahren war. Er hätte nur einen Weg früher von der Landstraße abzubiegen brauchen, und sich dann nach und nach bis zu ebendiesem Waldweg durchfinden müssen. Martin Beck lehnte sich gegen einen hohen Holzstoß und „blickte über den Windbruch hinweg hinüber zu dem kleinen Tannenwald.
»Was meinst du, Herrgott? Glaubst du, daß man am 17. Oktober mit einem normalen Auto bis hierher fahren konnte?«
Nöjd kratzte sich im Nacken, so daß sein Hut noch mehr auf die Seite rutschte.
»Doch«, antwortete er. »Das glaube ich. Jedenfalls bis hierher zu diesen Buchenstämmen. Durch den Windbruch kommt man nicht mal mit einem Panzer, jetzt nicht und damals nicht. Platz, Timmy, Platz, verdammt noch mal. Ja, so ist es gut. Braver Hund.«
Die Männer, die den Tatort untersuchten, hatten einen Schäferhund bei sich, einen ausgebildeten Polizeihund, und Timmy war viel zu sehr an seinem Artgenossen interessiert, als daß er an der Leine stillsitzen konnte.
»Laß ihn doch los«, schlug Martin Beck vor und gähnte verstohlen, »vielleicht findet er was.«
»Oder es gibt eine Beißerei.«
»Werden wir ja sehen.«
Nöjd ließ den Hund los, und der begann sofort auf dem Erdboden herumzuschnüffeln.
»Soll Timmy uns jetzt auch noch dauernd vor
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