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Der Polizistenmörder

Der Polizistenmörder

Titel: Der Polizistenmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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war. Aber ich fand, daß er nicht aussah wie ein Seemann. Er war natürlich braungebrannt, aber er sah eher schmal und schwächlich aus. Ziemlich klein. Er hatte gewelltes, beinahe weißes Haar und trug eine Brille.«
    »Haben Sie ihn so deutlich gesehen? Selbst wenn er langsam gefahren ist, können Sie das doch gar nicht auf einmal alles bemerkt haben?«
    »Nein. Damals habe ich ihn vielleicht nicht so genau ansehen können. Aber ich habe ihn später noch einmal gesehen.«
    »Wann war das?«
    Folke Bengtsson blickte aus dem Fenster.
    »Ich weiß nicht genau. Aber das ist noch gar nicht so lange her, vielleicht Anfang September.«
    »Und was war da? Kam er wieder mit dem Auto?«
    »Nein, aber der Wagen stand auf Sigbrits Grundstück. Ich war unten im Wäldchen gewesen und hatte nachgeguckt, ob es schon Champignons gab. Es waren keine da. Dort wachsen normalerweise ziemlich viele Champignons, man kann einige Liter finden, und viele Kunden freuen sich, wenn sie Pilze kaufen können, besonders Champignons.«
    »Sie kamen also auf dem Weg an Sigbrit Märds Haus vorbei?«
    »Ja. Das stimmt. Und da kam er aus dem Haus heraus, ging die Treppe hinunter und dann zum Auto und setzte sich rein. Vielleicht habe ich dabei den Eindruck gewonnen, daß er für einen Seemann recht schwächlich und kläglich aussah.«
    Er schwieg wieder. »Seeleute sind normalerweise kräftig. Aber er soll ja krank gewesen sein, habe ich gehört«, setzte er schließlich hinzu.
    »Haben Sie Frau Märd bei der Gelegenheit auch gesehen?«
    »Nein, das nicht. Ich sah nur Herrn Märd auf der Treppe stehen und den Mantel zuknöpfen, und dann ging er zum Auto und setzte sich hinein. Er fuhr an mir vorbei, kurz bevor ich an meinem Haus angekommen war.«
    »In welche Richtung?«
    »Wie bitte?«
    »In welche Richtung fuhr er? Als er auf die Landstraße eingebogen war?«
    »Nach Malmö. Er wohnt doch da, habe ich gehört.«
    »Was hatte er an?«
    »Ich kann mich nur an den Mantel erinnern. Das war so ein brauner Schafspelz mit dem Fell an der Innenseite. Der sah neu und elegant aus, muß aber an so einem Tag sehr warm gewesen sein. Auf dem Kopf hatte er nichts.«
    Er hob den Blick und sah Martin Beck an.
    »Es war ein warmer Tag, daran kann ich mich erinnern.«
    »Fällt Ihnen noch etwas über ihn ein?«
    Folke Bengtsson schüttelte den Kopf. »Nein, nur dies.«
    »Haben Sie gesehen, welche Nummer der Wagen hatte?«
    »Nein, wirklich nicht. Daran habe ich nicht gedacht.«
    »Hatte er noch alte Nummernschilder, so daß Sie sehen konnten, in welchem Bezirk er registriert war?«
    In Schweden war man gerade dabei, das gesamte Nummernsystem umzustellen.
    »Nein, daran kann ich mich nicht erinnern.«
    Folke Bengtsson kehrte wieder ins Gefängnis zurück, und Martin Beck wurde von einem Polizeiwagen nach Anderslöv mitgenommen.
    Kollberg war noch nicht wieder zurück, aber Nöjd saß in seinem Arbeitszimmer in der Polizeiwache. Martin Beck erzählte von seinem Besuch in Trelleborg, und Nöjd sagte nachdenklich: »Na, das muß dann ja wohl jener Kaj gewesen sein, der den beigefarbenen Volvo fuhr. Ich werde mich mal im Ort umhören, ob sonst noch jemand ihn oder den Wagen gesehen hat. Aber ich glaube nicht, daß viel dabei herauskommt; wenn ihn jemand kennen würde, hätte ich das schon früher erfahren. Als Sigbrit noch verschwunden war.«
    Sie saßen eine Weile schweigend da. Schließlich fügte Nöjd hinzu: »Sieht so aus, als ob Folke der einzige Zeuge dafür ist, daß dieser Mann überhaupt existiert.«
    Das Auto taugte nichts. War für diesen Zweck viel zu auffallend. Ein großer hellgrüner Chevrolet, der im Nummernschild dreimal die Sieben hatte und dazu viel Chrom und viele Scheinwerfer.
    Außerdem war er gesehen worden, und ein übereifriger Nachbar hatte sich bereits die Mühe gemacht und 90.000, die Nummer des allgemeinen Notdienstes, angerufen, der die Gespräche an Polizei, Feuerwehr, Krankenwagen usw. weiterleitet.
    Es war früh am Morgen und noch sehr frisch; später würde es für einige Leute ein ziemlich heißer Tag werden. Feuchtigkeit stieg aus den Wiesen auf und vermischte sich mit den Nebelschwaden, die von der See herüberkamen Das Licht der Morgendämmerung war weißgrau, dunstig und unbestimmt.
    Auf dem Rücksitz des grünen Autos lagen zwei zusammengerollte Teppiche, ein Fernsehapparat, ein Transistorradio und fünf Flaschen Schnaps.
    Der Koffer enthielt einige Bilder, eine Statuette zweifelhafter Herkunft, den dazugehörigen Untersatz und

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