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Der Polizistenmörder

Der Polizistenmörder

Titel: Der Polizistenmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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sich zu und ging in die Wachstube, um nach einem Taxi zu telefonieren. Der Mann in den Holzbotten legte die Krimmermütze auf den Tresen und sagte: »Ja also, ich möchte einen Führerschein haben.«
    Martin Beck schüttelte bedauernd den Kopf. »Den kann ich nicht ausstellen.«
    »Aber der soll doch nur für Pferdefuhrwerke sein«, bat der Mann flehentlich.
    »Da müßten Sie schon mit der Sekretärin sprechen«, wehrte Martin Beck ab und hob den Hörer auf.
    Der alte Marin sah ratlos und unglücklich aus, so daß er hinzufügte: »Sie kommt gleich. Das wird sicher in Ordnung gehen.«
    Führerschein für Pferdefuhrwerke, überlegte er, gibt es so etwas wirklich?
    Der Taxifahrer gehörte zu der seltenen Sorte, die nicht sofort ein Gespräch anfangen.
    Er lenkte den Wagen, und Martin Beck dachte nach. Er versuchte zusammenzufassen, was er von dem Mann, der Sigbrit Märds Liebhaber gewesen war, wußte. Er hieß Kaj.
    Er sandte ihr kurze Nachrichten auf einem Papier, das so aussah, als sei es aus einem Notizblock herausgerissen. Wie erhielt sie seine Mitteilungen? Gewiß nicht mit der Post.
    Wahrscheinlich war er verheiratet, mit einer Frau, die Sissy genannt wurde und einen Bruder hatte.
    Er traf sich donnerstags mit Sigbrit. Ganz selten konnten sie sich auch an den anderen Wochentagen sehen, aber donnerstags immer. Es sei denn, der Donnerstag war ein Feiertag, und mit Ausnahme der Wochen im Juni und Juli. Da hatte er vielleicht Urlaub. Im Monat August hatten sie sich ungewöhnlich oft getroffen. Vielleicht war er Strohwitwer gewesen, während Sissy noch Ferien auf dem Lande machte?
    Er fuhr möglicherweise einen beigefarbenen Volvo. Er nannte sie Sigge. Viel war das nicht.
    Martin Beck dachte über den Schlüssel in Sigbrit Märds Handtasche nach; den, der zu keinem Schloß paßte. Herrgott hatte festgestellt, daß sie keinen Schlüssel zu ihrem Arbeitsplatz hatte. War es der Schlüssel zu Kaj s Wohnung, oder hatten sie ein Liebesnest?
    Er stellte sich viele Fragen, die meisten waren nur Spekulationen, ausgelöst durch die beiden Zettel und den Buchstaben K in Sigbrits Kalender.
    Der Buchstabe bedeutete vielleicht etwas völlig anderes. Konditorei? Hatte sie an diesen Tagen Spätdienst? Kursus? Vielleicht nahm sie an einem Kursus teil? Aber nichts in ihrem Haus deutete darauf hin, und keiner, der sie kannte, hatte so etwas erwähnt. Er ließ das Taxi am Marktplatz halten und ging das kurze Stück bis zu Sigbrit Märds Arbeitsplatz zu Fuß.
    Das Geschäft schien ein beliebter Treffpunkt zu sein, der Laden war voll, und in der Konditorei waren alle Tische besetzt.
    Martin Beck wartete eine Weile und versuchte herauszufinden, welche der Frauen hinter dem Ladentisch die Geschäftsführerin war. Die ganze Zeit über kamen neue Kunden, und die Verkäuferinnen hatten alle Hände voll zu tun. Schließlich nahm er einen Nummernzettel und wartete, bis er an die Reihe kam.
    Die Inhaberin der Konditorei war eine rundliche Frau in den Fünfzigern. Sie machte einen fröhlichen und mütterlichen Eindruck, und Martin Beck stellte sich vor, daß sie ständig von einem Duft von frischem Brot, Baisers und Vanillecreme umgeben war.
    Sie führte ihn in ein kleines Büro hinter der Küche.
    »Ich kann gar nicht sagen, wie schrecklich ich das mit Sigbrit finde«, begann sie. »Ich habe ja was geahnt, als sie so plötzlich verschwand, aber daß ihr so was Furchtbares zustoßen würde, das ist gar nicht zu fassen.«
    »Was war sie für ein Mensch?« fragte Martin Beck.
    »Sigbrit? Ein nettes Mädchen, tüchtig und ordentlich und immer guter Laune. Sie war bei allen beliebt, sowohl bei den Arbeitskollegen wie auch bei den Kunden.«
    »Wie lange hat sie bei Ihnen gearbeitet?«
    »Ach, das ist schon lange her, daß sie bei mir angefangen hat. Sie ist die Angestellte, die am längsten bei mir war. Lassen Sie mich nachdenken…« Sie schloß die Augen und überlegte. »Zwölf Jahre«, sagte sie schließlich. »Sie hat im Herbst 61 angefangen.«
    »Dann kannten Sie sie recht gut, nehme ich an. Hat sie manchmal über ihre privaten Angelegenheiten gesprochen, zum Beispiel über ihre Ehe?«
    »O ja, aber das war ja eine komische Ehe. Ich finde, sie hat gut daran getan, sich von dem Mann scheiden zu lassen, der war ja doch nie zu Hause.«
    »Wissen Sie, ob sie Verhältnisse mit anderen Männern gehabt hat?« Die Frau wehrte energisch mit ihren beiden Patschhänden ab.
    »So eine war Sigbrit nicht. Sie war ihrem Mann treu, das kann ich Ihnen sagen, Herr

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