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Der Portwein-Erbe

Titel: Der Portwein-Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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ausgeschlossen. Vielleicht musste man so mit ihr reden, sie mochte es
     von ihren Kunden gewohnt sein. Mit einem verunglückten Lächeln wies sie auf eine Flasche, auf der eine große Zehn prangte.
    »Zehn Jahre alter Tawny, auf der Quinta gemacht, nicht in Gaia. Gehört einem deutschen Winzer, soweit ich weiß. Macht einen
     ausgezeichneten Port, und auch seine Tischweine werden gern gekauft. Wir würden ja gern mehr abnehmen, leider bekommen wir
     nur wenig von jedem Jahrgang zugeteilt.«
    Wenigstens einmal eine erfreuliche Nachricht, dachte Nicolas und griff nach der Brieftasche. Er zögerte, als ihm der Gedanke
     kam, dass er etwas völlig Absurdes tat – nämlich seinen eigenen Wein zu kaufen. Unsinn, nichts gehörte ihm. Er nahm die Flasche
     in die Hand und betrachtete |32| das Etikett. Nur wenige Linien umrissen einen Berg, ein Haus und einen Fluss, schwarz auf weiß, klar und eindeutig – war das
     die Hinterlassenschaft? Auf der Rückseite der Flasche klebte ein kleines Etikett mit einem portugiesischen Text – er verstand
     kein Wort. Da zeigte sich die ganze Tragweite seines Problems.
    »Es ist ein Tawny«, sagte die Frau, »zusammengestellt aus verschiedenen Portweinen dieser Quinta, die im Durchschnitt mindestens
     zehn Jahre alt sein müssen. Die Grundweine bleiben bis zur Assemblage in pipes und verlieren dabei ihr intensives Rot, das
     Rotweine normalerweise auszeichnet.«
    Was ein Tawny genau war, fragte er besser nicht. Im Englischen zumindest bedeutete es lohfarben, ein gelbliches Braun oder
     ein bräunliches Gelb ... Eine Assemblage konnte nur eine Zusammensetzung sein. Und pipes? Nicolas sah auf die Uhr, der Nachmittag
     war angebrochen, es lohnte nicht, ins Büro zurückzufahren, und er hatte auch nicht die geringste Lust dazu, sich am PC zu
     langweilen. Er sollte sich lieber in einem Buchladen nach Fachliteratur umsehen.
    Er kaufte von jedem »seiner« Weine eine Flasche und reichte der Verkäuferin einen 50-Euro-Schein.
    Sie nahm ihn, grinste ihn an und streckte die Hand wieder aus: »Es fehlen 16,40 Euro.«
    Nicolas schluckte, wieder hatte sie ihm seine Unkenntnis bewiesen. Außerdem hatte er noch nie im Leben so viel Geld für nur
     vier Flaschen ausgegeben, eigentlich überstieg der Betrag sein Budget – und das auch noch für den eigenen Wein. Unsinn. Der
     gehörte ihm doch gar nicht. Alles, was er bei sich trug, war ein Empfehlungsschreiben von Hassellbrinck für Dr. Pereira. Pass
     und Geburtsurkunde als vom Konsulat beglaubigte Kopie musste er mitnehmen und diesem Pereira vorlegen, dabei war Nicolas nicht
     sicher, ob er überhaupt fahren sollte ...
     
    |33| »Absurd.« Sylvia schüttelte den Kopf. Sie betrachtete Nicolas, der mit großen Augen vor ihr saß, als hätte sie eines der Kinder
     vor sich, die sie unterrichtete. Behandelten ihn heute alle so? »Völlig absurd ist das, Nicolas. Und außerdem – wieso erzählst
     du mir erst jetzt davon? Seit wann weißt du von der Erbschaft?«
    Nicolas hörte ihre Stimme, vernahm die Empörung, in ihren Augen jedoch flackerte die Unsicherheit, die Angst davor, die Kontrolle
     über die Situation zu verlieren und ihn dazu. Sie konnte gar nicht objektiv an die Frage herangehen, ob es sinnvoll war, sich
     das Weingut anzusehen. Sie träumte von einer Zukunft an seiner Seite, die Ehefrau eines von Geburt an reichen und erfolgreichen
     Frankfurter Bauunternehmers zu werden. Sie sah die Kinder der Zehlendorfer Eltern, die ihre Gören im Cabriolet zur Schule
     fuhren. Sie hatte diesen Wunsch nie klar ausgesprochen, lediglich umschrieben. Doch dieser Wunsch bestimmte ihr Handeln und
     sie wollte ihn dazu bringen, es auch zu wollen, und dabei machte sie alles falsch. Er war nicht geradlinig, er ging in Schlangenlinien
     auf sein Ziel zu, wenn er denn eines hatte. Er hasste Zwang und liebte Spontanität. Wenn ihm etwas in den Sinn kam, dann tat
     er es – oder eben nicht.
    Sylvia suchte, wie immer in Situationen, in denen ihr die Argumente ausgingen, stets Zuflucht im Wohl der anderen. Dahinter
     verbarg sie ihre eigentlichen Interessen. Dann, später erst, wenn nichts half, wurde sie bissig. Noch war dieser Moment nicht
     da, und Nicolas würde sich hüten, es heute dazu kommen zu lassen.
    »Ist das wieder eines deiner Luftschlösser? Du bist ein Architekt von Luftschlössern!«
    »Es ist weder meine Idee noch ein Luftschloss, sondern eine Kellerei, Sylvia. Es geht um meinen Onkel. Und auch ich bin von
     seinem Tod überrascht.«
    »Allzu

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