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Der Portwein-Erbe

Titel: Der Portwein-Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Portweininstitut melden, wie
     viel er erntet, wie viel von welcher Sorte eingelagert oder verkauft wird, und zwar monatlich. Auf ein oder zwei Dutzend Flaschen
     kommt es nicht an, aber das mit den leeren Fässern halte ich für gravierend. Nicht dass Sie später auf dem Trockenen sitzen.
     Sie müssen Ihre Augen und Ohren überall haben, und beeilen Sie sich. Bei der Außenstelle des Portweininstituts in Peso da
     Régua müssen wir Sie nächste Woche registrieren. Dann besprechen wir alles Weitere.«
    Nicolas überlegte, ob er Pereira von seinem Sturz berichten sollte, aber er unterließ es.
    Im Anschluss rief Nicolas Carlos an und bat ihn, mit ihm nach Tabuaço zu kommen, er könne sich mit Otelos Nachbarn nicht verständigen,
     und er müsse den Kompagnon seines Onkels dringend auftreiben.
    Carlos versprach nach langem Zureden, am späten Nachmittag vorbeizukommen, denn am Wochenende müsse er wieder in Gaia jobben,
     und seine Freundin erwarte ihn. »Wir feiern die Queima das Fitas, ein alter Brauch der Hochschulabsolventen mit Umzug durch
     die Stadt und Singen in den Straßen. Dann kannst du mir nachher sicher verraten, was du da auf der Quinta do Amanhecer treibst,
de acordo
? Einverstanden?«
    |138| Nicolas versprach es. Auf die Frage, ob er sich an den Rat der Wahrsagerin gehalten habe, reagierte er unwirsch. Er wusste
     gar nicht mehr, was sie gesagt hatte. Außerdem war es Schwachsinn.
    Nach dem Gespräch ging Nicolas hinüber zur Remise, wo der kleine Raupenschlepper und der Gabelstapler standen. Dann umkreiste
     er den Geländewagen. Er hatte ihm auf der Fahrt ins Krankenhaus keine Aufmerksamkeit geschenkt. Wie es aussah, gehörte auch
     der zum Inventar. Großartig, dann hatte er von jetzt an ein Auto zur Verfügung, eines mit Automatik. Er konnte mit links lenken,
     und das Benzin zahlte die Firma. Aber was man ausgab, musste man verdienen. Nicolas seufzte. Er blickte auf und bemerkte,
     dass ihn wieder jemand beobachtete, und er folgte dem Kellermeister in die große Halle.
    »
Bom dia
«, sagte er freundlich zu dem Mittvierziger.
    »
Bom dia
« und ein zögerndes Lächeln kamen zurück, der Mann reichte Nicolas sogar die Hand. »Gilberto da Silva.«
    Welche verblüffende Herzlichkeit hier, dachte Nicolas zynisch. Der Erste, der bei meinem Auftauchen nicht die Hände vors Gesicht
     schlägt, mich rauswirft oder einfach ignoriert, das Wetter bessert sich. Aber von dem, was der Mann sagte, verstand er kein
     Wort. Während da Silva zum ersten Gärtank in der oberen Reihe hinaufkletterte, begann er mit einer Erklärung, die Nicolas
     über sich ergehen ließ. Er beobachtete mehr den Mann, als dass er ihm zuhörte. Auffallend an ihm war das dichte, an einigen
     Stellen bereits ergraute Haar, dick wie Draht. Er hatte ein volles, eckiges Gesicht, zwei ruhelose Augen, die über alles hinweghuschten.
     Beim Sprechen schaute er Nicolas an, als wolle er sich vergewissern, dass er zuhörte.
    Behände kam der Kellermeister herunter, ging zum nächsten Tank und redete weiter. Nicolas konnte ihm so weit folgen, dass
     hier oben die Trauben angeliefert wurden. |139| Er folgte da Silva, der sehr schnell ging, zu einer Maschine mit einem Trichter aus Edelstahl, in die wohl die Trauben geschüttet
     wurden. Ein Schneckengewinde transportierte sie in einen durchlöcherten Zylinder, in dem sich ein Gestänge mit langen Kunststoffzapfen
     bewegte. Aufgrund der Gesten, mit denen da Silva seinen Vortrag unterstrich, verstand Nicolas, dass hier die Trauben entrappt,
     also von den Stielen befreit wurden. Da Silva zeigte ihm eine Pumpe, dann einen Schlauch, der die Beeren in den Tank pumpte.
     »
Tres semanas, tres semanas
«, wiederholte da Silva und fügte den Begriff
maceração alcoólica
an, was wohl so viel bedeutete wie drei Wochen alkoholische Gärung.
    Weiter hinten in der Halle, im ältesten Teil des Gebäudes, waren zwei nicht ganz hüfthohe Becken aus Granit. Sie stammten
     aus den Anfängen dieser Quinta. »
Lagares
«, sagte da Silva betont, »
são lagares
«, und nickte. Er zeigte, bis wohin die Becken mit Trauben gefüllt wurden, dann stieg er ins Becken und trat auf der Stelle.
     »
Quatro horas, quatro horas
«, dabei hielt er vier Finger in die Höhe, was bedeutete, dass die Trauben vier Stunden lang getreten wurden. Zuletzt begann
     er im
lagar
zu singen und zu tanzen. Nicolas hatte das Treten der Trauben für eine überholte Methode gehalten, hier wurde sie noch immer
     angewandt. Den Boden, auf dem

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