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Der Portwein-Erbe

Titel: Der Portwein-Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Yecla?
    Nicolas kratzte sich hilflos am Kopf. Wie sollte er da durchsteigen? Wie konnte überhaupt jemand sich da durchfinden? Er hatte
     gehört, es sollte Experten geben, die am Geschmack erkannten, woher ein Wein kam, welche Rebsorten er enthielt und aus welchem
     Jahr er stammte. Das würde er in hundert Jahren nicht lernen. Da war noch ein Fach mit neuseeländischem Wein, aber es waren
     nur wenige Flaschen Weißwein, die einzigen Roten aus Südafrika trugen die Bezeichnung Pinotage – und einen Namen, der ihm
     in diesem Zusammenhang merkwürdig vorkam: Gewürztraminer. War das nicht eine deutsche Rebe? Österreicher fand er noch, Blaufränkisch,
     Zweigelt, bei der düsteren Beleuchtung war die winzige Schrift der Rückenetiketten kaum zu erkennen. Und da er müde geworden
     und der Suche überdrüssig war, nahm er einen portugiesischen Wein vom Douro. Das war sein Thema. Und da er einige Portweine
     bereits kannte, wählte er einen Vinho de Mesa, einen Tischwein. Sehen, riechen, schmecken, Carlos’ Worte hatte er im Ohr,
     als er die Flasche unter dem Arm und die linke Hand am Geländer die Treppe hinaufging. Friedrich hatte sich da überall ausgekannt?
     Unvorstellbar. Aber sah er einem Gebäude nicht auch an, wann und wie es gebaut worden war?
    Es war spät geworden. Aus der Küche drang das Klappern von Töpfen und der Ton des Fernsehgerätes. Dona Firmina sprach ihn
     an, und da er sie nicht verstand, zeigte sie auf seine Armbanduhr und dann auf den Mund, danach zuckte sie fragend mit den
     Schultern. Offenbar wollte sie wissen, ob er Hunger habe und wann sie auftragen sollte. Am besten sofort, und er machte sich
     auf dieselbe Weise verständlich.
    Sie servierte im Esszimmer am Kopfende des Tisches, an dem bis zu zehn Personen Platz fanden. Mit Platzteller, |131| Kristallgläsern, Kerzenleuchter und silbernem Brotkorb kam sich Nicolas vor wie ein Adliger in der Verbannung. Die Entfernung
     zwischen seiner Dachwohnung in Charlottenburg und der Quinta do Amanhecer war kaum zu begreifen. Würden die nächsten Monate
     genauso einsam aussehen? Er nahm sich vor, ab morgen in der Küche zu essen, da hätte er Gesellschaft. Allein am Tisch, wie
     der Graf von Monte Christo, fühlte er sich abgeschoben.
    Das Essen wurde mit einer legierten Gemüsesuppe eröffnet, die einfach und fein zugleich war. Als er auf die Flasche wies und
     Dona Firmina den Korkenzieher hinhielt, damit sie den Rotwein der Quinta do Vallado 2001 öffnete, winkte sie ab und verlangte
     von ihm den Schlüsselbund. Kurz darauf war sie zurück, mit einem Weißwein, dem Vila Régia von 2005, öffnete ihn und wies auf
     die Suppe und den Wein und nickte. Die Frau, wie ernst sie auch dreinblickte, machte ihm Spaß, ihm gefiel die Taubstummenkommunikation.
    Als sie die
choquinhos fritos
brachte, was sie auf einen Zettel schrieb – es handelte sich um gebratene Tintenfische – schenkte sie ihm noch einmal von
     dem Weißwein nach. Erst zu Schweinefleisch mit Paprika und Oliven ließ sie den Rotwein zu. Und zur Mandelcreme als Dessert
     stellte sie ein Gläschen Portwein. Er schaffte kaum den Weg ins Badezimmer, um sich die Zähne zu putzen, was sich mit links
     als nicht ganz einfach erwies, dann fiel er ins Bett. Die Durchsicht der Inventarlisten verschob er auf den nächsten Tag.
     
    Dona Firmina und ihr Mann schliefen noch, als er im Morgengrauen bereits am Tisch im Esszimmer saß und die Listen durchsah.
     Vor ihm stapelten sich Pereiras Unterlagen, neben dem Laptop lagen das Wörterbuch und ein Vokabelheft. Er nahm die Liste sowie
     den Schlüsselbund und ging zu den Wirtschaftsgebäuden. Seine Vermutung |132| bestätigte sich. In dem zweistöckigen Gebäude quer zum Hang waren Granitbecken, in denen die Weintrauben getreten worden waren.
     Ob man hier immer noch so verfuhr, würde er bald wissen. Auf derselben Ebene und eine Etage tiefer standen Edelstahltanks
     zum Vergären der Trauben. Alles war genau wie in dem Schema in einem seiner Weinbücher. Die Tür am Ende der Halle führte zu
     einem Lagerraum mit drei Typen von Holzfässern. Die großen fassten 10 000 Liter, es folgten die
pipas
zu 550 Liter, und daneben gestapelt die Barriques aus Eichenholz zu 225 Liter. Es roch wunderbar nach Vanille und Nelken,
     nach Zimt und Wein und Früchten ...
    Die 36 Hektar ergaben jährlich knapp 120 000 Kilo Trauben und etwas mehr als 80 000 Liter Wein, wie Pereira erklärt hatte.
     Einen Teil davon hatte Friedrich als Portwein

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