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Der Portwein-Erbe

Titel: Der Portwein-Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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die Becken standen, waren Teil des felsigen Untergrunds. Unter den Gärtanks waren Steinoder
     Betonkammern, die mit einem Harz ausgekleidet waren, wie Nicolas in einem der nicht befüllten Tanks fühlen konnte.
    Da Silva und seine Vorführung gefielen Nicolas. Unbekümmert unterstrich er seine Worte mit so deutlichen Gesten, dass Nicolas
     nach einer Weile meinte, ihn verstehen zu können, und er folgte fasziniert den Erklärungen. Auch wenn er nur ein Viertel verstand,
     so bekam er zumindest einen Überblick über den Arbeitsprozess nach der Lese und die Behandlung des Weins und begriff die Funktionsweise |140| der Maschinen. Das alles würde er heute Abend nachlesen, dazu hatte er die Bücher mitgeschleppt. Als ein junger Bursche da
     Silva rief, verschwand der Kellermeister nach draußen. Nicolas ging ihm nach, dann hörte er Gonçalves auf ihn einreden. Da
     Silva stand vor ihm und starrte wortlos auf den Boden.
    Als sich die beiden Männer trennten, kam da Silva nicht zurück, sondern ging in sein Büro, einen kleinen Raum zwischen Remise
     und Flaschenkeller mit einem Fenster zum Hof, und Nicolas fragte sich, ob er auch zu diesem Raum den Schlüssel hatte. Kurz
     darauf ging da Silva mit einem Zettel in den Flaschenkeller und blieb verschwunden. Sicher wusste er von den leeren Fässern.
     Mehr als 1 000 Liter abzupumpen war keine Kleinigkeit. Nicolas versuchte, sich den Ablauf vorzustellen. Pumpen gab es genug,
     und man brauchte nicht mal einen Tankwagen, Fässer genügten. Ein Barrique fasst 225 Liter, da reichten vier, mit dem Gabelstapler
     lud man sie auf jeden Lieferwagen. Und niemand würde ihm ein Wort sagen.
    Sie wissen alle, dass ich kein Chef bin, dachte Nicolas. Vom dem wird Kompetenz erwartet, die ich in keiner Hinsicht habe.
     Dann sehen sie mich lediglich als den neuen Eigentümer, der in diesem Irrgarten aus fremder Materie, unbekannter Sprache und
     undurchsichtigen Beziehungen herumtrampelt. Schade, dass Carlos unabkömmlich ist. Wenn er ihn bezahlte, ihm mehr bot, als
     er bei dem Job in Vila Nova de Gaia verdiente? Wenn er sparsam war, ließ sich das von seinem Gehalt abzweigen.
    Jetzt aber nahm ihn etwas anderes gefangen. Der schwarze Fleck unter den Weinstöcken konnte nur Perúss sein. Er ging langsam
     auf ihn zu, versuchte, seiner Stimme einen möglichst freundlichen Klang zu geben, und forderte ihn auf Deutsch zum Mitkommen
     auf, in der Hoffnung, dass auch Friedrich so mit ihm gesprochen hatte. Tieren war die Sprache egal, es kam auf den Ton an.
     Er hatte Erfolg, der |141| Hund folgte ihm im gewohnten Abstand. Vertrauen war hier anscheinend schwer zu erringen, bei Hunden wie Menschen.
    Er holte eine Dose Hundefutter und bat Dona Firmina, die im Gemüsegarten Strohmatten über Gestelle legte, die Dose zu öffnen.
     Als sie den Hund sah, strahlte sie.
    »Senhor Frederico«, sagte sie betont, nickte und zeigte auf den Hund. »Perúss!«
    Während Nicolas dem Tier zusah, das in rasender Geschwindigkeit das Futter verschlang, hörte er ein Fahrzeug näher kommen,
     es nahm den Weg zu den Wirtschaftsgebäuden. Als Nicolas nach oben eilte, um sich den Besucher anzusehen, folgte der Hund.
    Der Kellermeister lud etliche Weinkisten in den Kombi, und der Fahrer grinste und klopfte ihm auf die Schulter. Als er anfahren
     wollte, trat ihm Nicolas in den Weg.
    »Zeigen Sie mir den Lieferschein«, rief er auf Deutsch und war sich klar, dass ihn niemand verstand. Doch dann fiel ihm ein
     Wort ein, das er in Porto beim Bezahlen im Restaurant aufgeschnappt hatte:
conta
, die Rechnung. Und das sagte er mehrmals laut. »
A conta, Senhor! A conta.
«
    Der Fahrer beugte sich aus dem Fenster und rief ihm etwas zu. Nicolas schüttelte den Kopf und rührte sich nicht von der Stelle,
     obwohl der Fahrer den Motor aufheulen ließ und auf ihn zufuhr. Er bemerkte, dass der Kellermeister ihn beobachtete, gerade
     das war ein Grund, Stärke zu zeigen. Es würde sich herumsprechen. Er wich keinen Millimeter von der Stelle, obwohl der Fahrer
     tobte. Nicolas schüttelte nur langsam den Kopf und wiederholte die Bewegung mit dem Zeigefinger, wie es der Verwalter ihm
     vorgemacht hatte. Da sprang der Fahrer aus dem Wagen, riss die Hecktür auf und warf zehn Zwölferkartons in den Sand. Nicolas
     machte eine Verbeugung und winkte den Fahrer vorbei. Mach dich vom Acker, du Lump, dachte er, schrieb linkisch die Autonummer
     auf und sah der Staubwolke nach. Lass |142| dich nie wieder hier sehen. Schade, dass er das nicht

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