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Der Präsident

Der Präsident

Titel: Der Präsident Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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wenngleich er sich nicht der Illusion hingab, der alte Mann könnte selbst den Abzug der Waffe betätigt haben, die Luther Whitney ins Jenseits beförderte. Aber bezahlter Mord war eine besonders abscheuliche Tat, und obwohl der Ermittler die Beweggründe des Milliardärs verstand, blieb doch die Tatsache, dass Sullivan wahrscheinlich versucht hatte, den falschen Mann erschießen zu lassen. Dieses jüngste Gespräch mit Sullivan warf noch mehr Fragen auf und brachte keinerlei neue Antworten.
    Seth Frank setzte sich wieder und fragte sich, ob dieser Albtraum von einem Fall je von seinem Schreibtisch verschwinden würde.
    Eine halbe Stunde danach rief Sullivan bei einem örtlichen Fernsehsender an, dessen Mehrheitsaktionär er war. Seine Forderung formulierte er klar und unmissverständlich. Eine Stunde später wurde ein Päckchen per Boten angeliefert. Nachdem ihm eines der Hausmädchen die rechteckige Schachtel übergeben hatte, schickte er die Frau aus dem Zimmer, schloss die Tür ab und betätigte einen kleinen Hebel an der Wand. Die dünne Wandverkleidung glitt geräuschlos nach unten und gab ein hoch qualitatives Kassettendeck frei. Hinter dem Großteil der Wand lag Unterhaltungselektronik verborgen, die dem neuesten Stand der Technik entsprach. Christine Sullivan hatte das System in einem Kaufhaus entdeckt und es einfach haben müssen, obwohl ihr Geschmack zwischen Pornofilmen und Seifenopern lag und die technischen Möglichkeiten dieser High-Tech-Anlage in keiner Weise ausreizte.
    Sorgfältig packte Sullivan die Kassette aus und legte sie ein. Automatisch schloss sich die Lade, und das Band begann zu laufen. Eine Zeit lang lauschte Sullivan. Als er die Worte vernahm, ließen seine zerfurchten Gesichtszüge keine Regung erkennen. Nichts anderes hatte er zu hören erwartet. Er hatte dem Ermittler ins Gesicht gelogen. Sein Gedächtnis war ausgezeichnet. Wäre sein Weitblick doch nur halb so gut gewesen. Denn er hatte sich gegenüber dieser Wahrheit als völlig blind erwiesen. Endlich schlich sich eine Gefühlsregung in die unergründlichen Falten um den Mund und die tiefgrauen Augen; es war Wut. Wut, wie er sie lange nicht empfunden hatte. Selbst nach Christys Tod nicht. Ein Zorn, der nur durch Handeln besänftigt werden konnte. Und Sullivan war fest davon überzeugt, dass der erste Schuss immer auch der letzte sein sollte; entweder traf man den Gegner, oder man wurde getroffen, und Sullivan war nicht daran gewöhnt zu verlieren.
    Es war ein bescheidenes Begräbnis, dem außer dem Priester lediglich drei Leute beiwohnten. Striktester Geheimhaltung hatte es bedurft, um den voraussehbaren Großansturm der Journalisten zu verhindern. Luthers Sarg war geschlossen. Der Anblick eines durch Waffengewalt entstellten Gesichtes entsprach nicht unbedingt dem Bild, das die Angehörigen im Gedächtnis behalten wollten.
    Weder das Vorleben des Verstorbenen noch die Umstände seines Ablebens waren für den Mann Gottes von Belang, und so gestaltete er die Messe entsprechend würdevoll. Die Fahrt zum nahe gelegenen Friedhof war ebenso kurz wie der Trauerzug selbst. Jack und Kate fuhren gemeinsam; hinter ihnen folgte Seth Frank. In der Kirche hatte er in einer der letzten Reihen gesessen und sich unbeholfen und fehl am Platze gefühlt. Jack schüttelte ihm die Hand, Kate hingegen ignorierte ihn vollkommen.
    An den Wagen gelehnt, beobachtete Jack Kate, die auf einem kleinen Klappstuhl am Rande des Grabes saß, in das man ihren Vater soeben hinabgelassen hatte. Jack sah sich um. Der Friedhof beherbergte keine grandiosen Gedenkmonumente. Nur an wenigen Stellen ragten Grabsteine aus dem Boden; die meisten waren verkommen und zeigten als dunkle Rechtecke lediglich den Namen des Verstorbenen sowie dessen Geburts- und Sterbedatum. Auf einigen wenigen stand »In lieber Erinnerung« zu lesen, die meisten jedoch trugen überhaupt keine Grabinschriften.
    Jack schaute wieder zu Kate; er beobachtete, wie Seth Frank ein paar Schritte auf sie zu machte, sich jedoch offenbar eines Besseren besann und schweigend auf den Lexus zugestapft kam.
    Frank nahm die Sonnenbrille ab. »Eine schöne Messe.«
    Jack zuckte mit den Schultern. »Eigentlich ist gar nichts schön daran, ermordet zu werden.« Wenngleich er Kates Abneigung gegen den Kommissar sicherlich nicht teilte, konnte er Frank doch nicht ganz verzeihen, dass Luther auf diese Weise ums Leben gekommen war.
    Frank verfiel in Schweigen, betrachtete die Karosserie des Lexus, holte eine Zigarette

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