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Der Präsident

Der Präsident

Titel: Der Präsident Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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Vergleich zu vergangenen Ereignissen etwas Besonderes.
    Alan Richmond erhob das Weinglas und sprach einen kurzen, aber angemessenen Toast auf den Gastgeber aus, während die vier anderen sorgfältig ausgewählten Paare mit den Gläsern anstießen. Die First Lady lächelte den Milliardär an. Sie trug ein einfaches, schwarzes Kleid; das aschblonde Haar umrahmte ein feines Gesicht, das sich über die Jahre hinweg bemerkenswert gut gehalten hatte und bei Fototerminen vorzüglich zur Geltung kam. Wenngleich sie daran gewöhnt war, von reichen, intelligenten und vornehmen Menschen umgeben zu sein, empfand sie Walter Sullivan gegenüber, wie die meisten Leute, eine gewisse Ehrfurcht, und sei es nur deshalb, weil es auf dieser Welt so wenig Persönlichkeiten wie ihn gab.
    Obwohl Sullivan offiziell noch in Trauer war, präsentierte er sich heute in geselliger Stimmung. Beim edlen Kaffee in der geräumigen Bibliothek schweifte die Unterhaltung von der Weltwirtschaft über die jüngsten Aktionen der Notenbank und die Chancen der ›Skins‹ gegen die ›Forty-niners‹ am Sonntag bis zu den Wahlen im nächsten Jahr. Niemand der Anwesenden war der Meinung, Alan Richmond müsste sich nach der Stimmenauszählung um eine andere Arbeit umsehen.
    Mit einer Ausnahme.
    Bei der Verabschiedung beugte sich der Präsident zu Walter Sullivan vor, um den betagten Mann zu umarmen. Sullivan lächelte über die Bemerkungen des Präsidenten. Dann stolperte der Milliardär, fing sich jedoch, indem er sich an den Armen des Präsidenten festhielt.
    Nachdem die Gäste gegangen waren, rauchte Sullivan in seinem kleinen Arbeitszimmer eine Zigarre. Er trat ans Fenster; die Lichter der Wagenkolonne des Präsidenten verloren sich rasch in der Ferne. Sullivan musste über sich selbst lächeln. Das leichte Zucken in den Augen des Präsidenten, als Sullivan dessen Unterarm packte, war für Sullivan ein außergewöhnlicher Triumph gewesen. Ein gewagter Versuch, doch manchmal rechneten sich Risiken. Kommissar Frank hatte dem Milliardär seine Theorien zu dem Fall recht offen dargelegt. Eine davon, die Walter Sullivan besonders interessierte, ging davon aus, dass Sullivans Frau ihren Angreifer mit dem Brieföffner möglicherweise am Arm oder Bein verletzt hatte. Der Schnitt musste tiefer gewesen sein, als die Polizei vermutet hatte. Vielleicht waren sogar die Nerven angeritzt worden. Eine oberflächliche Wunde wäre in der Zwischenzeit zweifellos verheilt.
    Ohne Hast verließ Sullivan sein Arbeitszimmer und schaltete beim Hinausgehen das Licht aus. Gewiss hatte Präsident Alan Richmond nur geringen Schmerz empfunden, als sich Sullivans Finger in das Fleisch bohrten. Doch wie bei einem Herzanfall folgte auf einen schwachen oft ein viel stärkerer Schmerz.
    Mit einem breiten Lächeln auf dem Gesicht spielte Sullivan die Möglichkeiten durch.
    Von der Hügelkuppe aus blickte Walter Sullivan hinab auf das kleine Holzhaus mit dem grünen Blechdach. Er hatte sich eine warme Mütze über die Ohren gezogen und stützte sich auf einen dicken Spazierstock, um die alten Beine zu entlasten. Um diese Jahreszeit war es bitterkalt in den Hügeln im Südwesten Virginias, und die Wettervorhersage kündigte Schnee in rauen Mengen an.
    Über den mittlerweile steinhart gefrorenen Boden bahnte er sich den Weg hinab. Das Haus befand sich in exzellentem Zustand, einerseits aufgrund seiner uneingeschränkten finanziellen Mittel, andererseits aufgrund seiner tief verwurzelten Nostalgie, die ihn zunehmend in Besitz zu nehmen schien, je mehr er sich dem Zeitpunkt näherte, an dem er selbst Teil der Vergangenheit werden würde. Woodrow Wilson hatte im Weißen Haus regiert, und die Erde steckte mitten im Ersten Weltkrieg, als Walter Patrick Sullivan mithilfe einer Hebamme und durch den eisernen Willen seiner Mutter, Millie Sullivan, das Licht der Welt erblickte. Zuvor hatte sie bereits drei Kinder verloren, zwei davon waren bei der Geburt gestorben.
    Sein Vater war Bergarbeiter gewesen – jedermanns Vater in dieser Gegend von Virginia schien damals Bergarbeiter gewesen zu sein. Den zwölften Geburtstag seines Sohnes erlebte er noch; danach ging er an einer Folge von Krankheiten zugrunde, die von zu viel Kohlenstaub und zu wenig Erholung herrührten. Jahrelang hatte der künftige Milliardär miterleben müssen, wie sein Vater völlig erschöpft ins Haus wankte und mit kohlrabenschwarzem Gesicht im Hinterzimmer auf das kleine Bett fiel. Zu müde, um zu essen, schon gar, um mit seinem

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