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Der Präsident

Der Präsident

Titel: Der Präsident Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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ermutigend. Am Ende der Straße errichtete die Polizei gerade eine Straßensperre. Die Strategie war leicht durchschaubar. Sie wussten ungefähr, wo er sich aufhielt. Sie würden einfach einen großen Radius abriegeln und systematisch näher rücken. Die Polizei hatte die Mittel und die Zeit dafür, Jack keines von beiden.
    Sein einziger Vorteil war die Kenntnis der Gegend. Viele seiner Klienten in den alten Zeiten als Pflichtverteidiger lebten hier. Sie träumten nicht vom College, von guten Jobs, einer Familie und einem Häuschen in der Vorstadt; ihre Gedanken kreisten darum, wie viel sie verdienen konnten, indem sie Crack verkauften; wie sie Tag für Tag überleben konnten. Überleben. Das war ein starker, menschlicher Urinstinkt. Jack hoffte, seiner würde ausgeprägt genug sein.
    Als er die Gasse hinunterpreschte, hatte er keine Ahnung, was ihn erwartete, doch er hoffte, das raue Wetter würde das Gesindel in den Häusern halten. Er musste beinahe lachen. Keiner seiner früheren Partner bei PS&L hätte sich diesem Ort je genähert, nicht einmal mit einer bewaffneten Armee im Rücken. Ebenso gut hätte er auf dem Pluto umherlaufen können.
    Mit einem einzigen Sprung überwand er den Maschendrahtzaun und verlor bei der Landung etwas das Gleichgewicht. Als er die Hand an die raue Ziegelwand legte, um sich abzustützen, vernahm er zwei Geräusche: sein angestrengtes Atmen und den Klang rennender Füße. Vieler Füße. Sie hatten ihn entdeckt. Sie kreisten ihn ein. Als nächstes würde man die Polizeihunde herbringen, und vierbeinigen Bullen konnte man unmöglich entkommen. Jack rannte aus der Gasse auf die Indiana Avenue zu.
    Als kreischende Reifen auf ihn zurasten, bog Jack in eine weitere Straße. Auch hier begrüßte ihn eine neue Verfolgerfront. Es war nur noch eine Frage der Zeit. In der Manteltasche fühlte er nach dem Päckchen. Was konnte er damit anfangen? Er vertraute niemandem mehr. Verfahrensgemäß würde man eine Bestandsaufnahme der Besitztümer des Verhafteten machen und sie ihm abnehmen, mit den entsprechenden Unterschriften und Etiketten. Auf all das gab Jack nichts. Wem es möglich war, inmitten Hunderter Polizeibeamter einen Menschen zu töten und sich spurlos aus dem Staub zu machen, der konnte zweifellos auch das persönliche Hab und Gut eines Häftlings aus dem Polizeirevier von Washington entwenden. Und was er in der Tasche hatte, war seine einzige Chance. Zwar gab es in Washington nicht die Todesstrafe, doch lebenslang ohne Bewährung war kaum besser, in mancher Hinsicht sogar viel schlimmer.
    Jack raste zwischen zwei Gebäuden entlang, rutschte auf einer Eisplatte aus und stürzte über ein paar Mülltonnen. Hart fiel er zu Boden. Beim Versuch sich aufzurappeln, schlitterte er auf die Straße; dabei rieb er sich den brennenden Ellbogen; die Schwäche im Knie war neu. Als er sich endlich fing, gelang es ihm, sich aufzusetzen; er erstarrte.
    Die Scheinwerfer des Wagens schössen geradewegs auf ihn zu. Das Einsatzlicht peitschte ihm ins Gesicht, als die Reifen kaum fünf Zentimeter von seinem Kopf entfernt zum Stillstand kamen. Kraftlos sank er auf den Asphalt zurück. Er war zu erschöpft, um sich zu bewegen.
    Die Wagentür flog auf. Verwirrt schaute Jack auf. Es war die Beifahrertür. Dann wurde die Fahrertür aufgerissen. Kräftige Hände schoben sich unter seine Achseln.
    »Verdammt noch mal, Jack, schwing deinen Hintern rein.«
    Jack blickte in Seth Franks Gesicht.

KAPITEL 28 Bill Burton steckte den Kopf in den Aufenthaltsraum des Secret Service. Tim Collin saß an einem der Schreibtische und ging einen Bericht durch.
    »Komm mit, Tim.«
    Fragend schaute Collin ihn an.
    Leise sagte Burton: »Sie haben ihn in der Nähe des Gerichtsgebäudes eingekreist. Ich will dabei sein. Nur für alle Fälle.«
    Die Limousine raste die Straße hinunter; das blaue Einsatzlicht forderte unverzüglichen Respekt von Verkehrsteilnehmern, die nicht daran gewöhnt waren, diesen Respekt anderen Kraftfahrern gegenüber zu zeigen.
    »Wo ist Kate?« Jack lag unter einer Decke auf dem Rücksitz.
    »Im Augenblick liest man ihr vermutlich ihre Rechte vor. Danach überhäuft man sie wohl mit Klagen wegen Beihilfe, weil sie dir Unterstützung geleistet hat.«
    Jack sprang auf. »Wir müssen zurück, Seth. Ich stelle mich. Dann lässt man sie gehen.«
    »Ja, sicher.«
    »Ich meine es ernst, Seth.« Jack hatte sich halb über den Vordersitz gebeugt.
    »Ich auch, Jack. Wenn du zurückgehst und dich stellst, dann hilft

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