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Der Präsident

Der Präsident

Titel: Der Präsident Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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Haus, soweit er wusste, während der nächsten paar Wochen leer stehen, doch man konnte nie vorsichtig genug sein. Wenn er ging, würde es keinen offensichtlichen Beweis dafür geben, dass er je hier gewesen war. Selbst bei ihrer Rückkehr würde man den Tresor vermutlich erst nach einiger Zeit überprüfen. Wie auch immer, er musste nicht den harten Weg nehmen.
    Rasch ging Luther hinüber zu dem Großbildfernseher, der an einer Wand des gewaltigen Zimmers stand. Dieser Bereich war als Wohnzimmer eingerichtet, mit zum Raum passenden brokatbezogenen Stühlen und einem großen Kaffeetisch. Sein Blick fiel auf die drei Fernbedienungen, die dort lagen. Eine war für den Fernseher, eine für den Videorecorder und eine würde seine Arbeit heute Nacht um neunzig Prozent erleichtern. Jede trug einen Markennamen, und eine sah der anderen ziemlich ähnlich, doch ein kurzer Versuch ergab, dass zwei die entsprechenden Geräte steuerten und eine nicht.
    Er ging durch das Zimmer zurück, wies mit der Fernbedienung auf den Spiegel und drückte den einzelnen roten Knopf am unteren Ende des Geräts. Normalerweise trat dadurch ein Videorecorder in Bereitschaft, oder ein Bildschirm leuchtete auf. Heute Nacht, in diesem Zimmer, öffnete mit diesem Knopfdruck die Bank ihre Pforten für den einzigen, glücklichen Kunden.
    Luther sah zu, wie die Tür auf den nun bloßgelegten wartungsfreien Angeln sanft und leise aufschwang. Aus alter Gewohnheit legte er die Fernbedienung genau dorthin zurück, wo sie gewesen war, holte einen zusammenfaltbaren Sportbeutel aus dem Rucksack und betrat den Tresor.
    Als der Schein seiner Lampe durch die Dunkelheit strich, erblickte er zu seiner Überraschung in der Mitte des etwa zwei mal zwei Meter großen Tresorraums einen ledergepolsterten Sessel. Auf der Lehne lag dieselbe Fernbedienung, offenbar als Schutz dagegen, unbeabsichtigt eingesperrt zu werden. Dann ließ er den Blick über die Regale an beiden Seiten schweifen.
    Zuerst wanderten seine Augen über das feinsäuberlich gebündelte Bargeld, dann über den Inhalt kleiner Schatullen, der eindeutig kein Modeschmuck war. Luther zählte Anleihen im Wert von etwa zweihunderttausend Dollar sowie andere Wertpapiere, des Weiteren zwei kleine Kassetten mit antiken Münzen und eine dritte mit Briefmarken, darunter ein Fehldruck, bei dessen Anblick Luther kräftig schluckte. Er ließ die Blankoschecks und die Fächer mit Dokumenten außer acht, die für ihn wertlos waren. Die rasche Bestandsaufnahme endete bei fast zwei Millionen Dollar, vielleicht auch mehr.
    Noch einmal sah er sich um und vergewisserte sich, dass er keinen Winkel übersehen hatte. Die Wände waren dick. Vermutlich waren sie feuerfest, zumindest so feuerfest, wie Wände überhaupt sein konnten. Der Raum war nicht hermetisch verschlossen, denn die Luft war frisch, nicht abgestanden. Hier konnte man sich tagelang verschanzen.
    Zügig fuhr die Limousine, gefolgt von einem Kastenwagen, die Straße entlang. Die beiden Lenker waren erfahren genug, dieses Kunststück ohne Scheinwerferlicht zu vollbringen.
    Im geräumigen Fond der Limousine befanden sich ein Mann und zwei Frauen. Eine der Frauen war ziemlich beschwipst und gab sich alle Mühe, den Mann und sich selbst an Ort und Stelle zu entkleiden, ungeachtet der sachten, aber nicht ungeschickten Abwehrversuche ihres Opfers.
    Die andere Frau saß ihnen schweigend gegenüber und gab vor, diesem lächerlichen Schauspiel, das von mädchenhaftem Kichern und heftigem Gekeuche begleitet wurde, keine Beachtung zu schenken. Doch in Wahrheit entging ihr nicht die kleinste Einzelheit, die sich zwischen dem Paar abspielte. Ihre Aufmerksamkeit wechselte ständig zwischen einem großen Buch voller Termine und Notizen, das aufgeschlagen in ihrem Schoß lag, und dem Mann, der ihr gegenübersaß. Er nutzte gerade die Gelegenheit, sich einen weiteren Drink einzugießen, während seine Gefährtin die hochhackigen Schuhe von den Füßen streifte. Was er an Alkohol vertragen konnte, war enorm. Er konnte die doppelte Menge trinken, die er heute Nacht schon konsumiert hatte, und trotzdem gäbe es keine äußeren Anzeichen – kein undeutliches Artikulieren, keine Beeinträchtigung seiner Bewegungen –, wie sie für einen Mann in seiner Position tödlich sein konnten.
    Sie musste ihn einfach bewundern, seine Triebhaftigkeit, seine Schwächen, die ihn doch nicht daran hinderten, der Welt ein Bild vorzugaukeln, das Ehrlichkeit und Stärke, Normalität und zugleich Größe

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