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Der Präsident

Der Präsident

Titel: Der Präsident Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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neben dem Bett hatte man ein fünfzehn Millimeter großes Loch gefunden. Normalerweise wurde in solchen Fällen das Gipsstück herausgeschnitten, und die Labortechniker lösten das Geschoss mit speziellen Werkzeugen vorsichtig heraus, damit das Schleifmuster erhalten blieb. Damit ließ sich zunächst die Art der Waffe näher festlegen, und man konnte es – was zu hoffen blieb – schließlich einem bestimmten Lauf zuordnen. Fingerabdrücke und ballistische Tests gehörten zu den sichersten Beweisen in dieser Branche.
    Nur gab es in diesem Fall zwar ein Loch, aber keine Kugel darin, auch kein weiteres Projektil im Raum. Als ihn das Labor angerufen hatte, um ihm die Entdeckung mitzuteilen, war er selbst hinuntergegangen, um sich zu vergewissern. So wütend war er schon lange nicht mehr gewesen.
    Warum sollte sich jemand die Mühe machen, eine Kugel aus der Wand zu kratzen, wenn doch noch eine andere in der Leiche steckte? Wie konnte das eine Geschoss mehr verraten als das andere? Es gab verschiedene Möglichkeiten.
    Frank machte sich ein paar Notizen. Das fehlende Projektil konnte ein anderes Kaliber oder von anderer Machart sein, was ein Indiz dafür wäre, dass es einen zweiten Schützen gegeben hatte. Bei aller Fantasie konnte sich Frank nicht vorstellen, dass ein Einzeltäter in jeder Hand eine Waffe schwang und auf die Frau ballerte. Also gab es vermutlich zwei Verdächtige. Das hätte auch die verschiedenen Wundmuster beim Eintritt, Austritt und im Gehirn erklärt. Das Eintrittsloch des sich verformenden Dumdumgeschosses war wesentlich größer als das der anderen Kugel. Die hatte den Schädel auf geradem Weg durchschlagen und dabei einen Tunnel von der halben Breite eines kleinen Fingers hinterlassen. Wahrscheinlich war die Projektilverformung minimal, was aber bedeutungslos war, da er die verdammte Kugel nicht hatte.
    Frank sah seine ersten Notizen über den Tatort durch. Noch war er dabei, Informationen zu sammeln, doch er hoffte, dass er dabei nicht ewig festsitzen würde. Zumindest musste er sich bei diesem Verbrechen um die Verjährung keine Gedanken machen.
    Zum wiederholten Male schaute er in den Bericht; erneut legte er die Stirn in Falten.
    Er griff zum Telefon und wählte. Zehn Minuten später saß er dem Gerichtsmediziner in dessen Büro gegenüber.
    Der massige Mann kratzte mit einem alten Skalpell an seinen Fingernägeln herum und blickte schließlich zu Frank auf.
    »Strangulationsmale. Zumindest versuchte Strangulation. Das heißt, der Kehlkopf war nicht eingedrückt, obwohl es geringfügige Gewebeschwellungen gab, außerdem habe ich eine leichte Fraktur der Gaumenplatte festgestellt. Ferner Spuren von Petechien in der Bindehaut unter den Augenlidern. Keine Ligatur. Steht alles im Bericht.«
    Frank dachte darüber nach. Petechien, winzige Blutungen in der Binde- oder Schleimhaut der Augen und Augenlider, konnten durch Strangulation und den dadurch auf das Gehirn ausgeübten Druck entstehen.
    Er lehnte sich auf dem Sessel vor und betrachtete die Diplome an der Wand, die bescheinigten, dass sein Gegenüber schon lange und hingebungsvoll als Gerichtsmediziner arbeitete.
    »Mann oder Frau?«
    Der Pathologe zuckte die Schultern.
    »Schwer zu sagen. Wie du weißt, ist die menschliche Haut nicht gerade eine geeignete Oberfläche für Abdrücke. Tatsächlich gibt es außer an einigen versteckten Stellen so gut wie nie welche, und sofern je etwas vorhanden war, ist es nach einem halben Tag verschwunden. Aber ich kann mir nur schwer vorstellen, dass eine Frau versucht, eine andere mit bloßen Händen zu erwürgen, obwohl auch das schon vorgekommen ist. Man braucht nicht allzu viel Kraft, um den Kehlkopf einzudrücken. Trotzdem, normalerweise morden eher Machos durch Erwürgen mit bloßen Händen. Unter hundert Fällen von Strangulation habe ich noch keinen erlebt, bei dem erwiesenermaßen eine Frau die Täterin war. Außerdem erfolgte der Angriff von vorne«, fügte er hinzu. »Mit bloßen Händen. Dafür muss man schon ziemlich von seiner körperlichen Überlegenheit überzeugt sein. Meine professionelle Einschätzung? Wenn du mich fragst, es war ein Mann.«
    »Im Bericht steht auch, dass an der linken Kieferseite Quetschungen und Schwellungen waren, des weiteren lockere Zähne und Abschürfungen im Mund.«
    »Sieht so aus, als hätte ihr jemand ein ziemliches Ding verpasst. Einer der Backenzähne hatte beinahe die Wange durchdrungen.«
    Frank schaute in die Akte. »Die zweite Kugel?«
    »Der angerichtete

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