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Der Präsident

Der Präsident

Titel: Der Präsident Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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Schaden lässt darauf schließen, dass es ein schweres Kaliber war, genau wie die erste.«
    »Irgendeine Vorstellung von der Ersten?«
    »Ich kann nur Vermutungen anstellen. Vielleicht eine 357er oder 41er. Könnte auch eine 9-mm gewesen sein. Himmel, du hast die Kugel gesehen. Das verdammte Ding war flach wie ein Pfannkuchen, die Hälfte davon in der Gehirnmasse und -flüssigkeit verteilt. Keine Rillen, keine Zug- oder Drallmerkmale. Selbst wenn es dir gelingt, eine mutmaßliche Mordwaffe zu finden, wäre es unmöglich zu beweisen, dass die Kugel daraus abgefeuert wurde.«
    »Wenn wir das zweite Projektil in die Hände bekämen, hätten wir einen besseren Anhaltspunkt.«
    »Vielleicht auch nicht. Wer auch immer sie aus der Wand holte, hat wahrscheinlich die Schleifspuren unbrauchbar gemacht. Die Ballistiker könnten damit nichts anfangen.«
    »Ja, aber vielleicht sind Haar-, Blut- oder Hautpartikel in der Spitze der Kugel eingebettet. Das wären Hinweise, die ich liebend gern unter die Lupe nehmen würde.«
    Der Gerichtsmediziner kratzte sich gedankenvoll am Kinn. »Durchaus möglich. Aber erst musst du sie finden.«
    »Wahrscheinlich wird uns das nicht gelingen.« Frank lächelte.
    »Man kann nie wissen.«
    Die beiden Männer sahen einander an. Beide wussten, dass es keinerlei Möglichkeit gab, das zweite Geschoss zu finden. Selbst wenn es ihnen gelingen sollte, konnten sie es nicht mit dem Tatort in Verbindung bringen, solange keine Spuren der Toten daran waren; sie mussten überdies die dazugehörige Waffe in die Hände bekommen und diese mit dem Tatort in Verbindung bringen. Für beides hätten sie ein kleines Wunder benötigt.
    »Irgendwelche Hülsen?«
    Frank schüttelte den Kopf.
    »Dann sucht ihr wirklich nach der Nadel im Heuhaufen, Seth.«
    »Ich habe nie behauptet, dass es einfach sein würde. Übrigens, lassen dir die Oberen genügend Zeit, damit du dich um den Fall kümmern kannst?«
    Der Gerichtsmediziner lächelte. »Die verhalten sich erstaunlich ruhig. Ja, wenn man Walter Sullivan umgepustet hätte! Ich habe meinen Bericht schon nach Richmond geschickt.«
    Dann stellte Frank die Frage, wegen der er eigentlich gekommen war.
    »Warum zwei Schüsse?«
    Der Gerichtsmediziner hörte auf, an den Nägeln herumzuschaben, legte das Skalpell auf den Tisch und musterte Frank.
    »Warum nicht?« Seine Augen flatterten. Er befand sich in der wenig glücklichen Lage, für die gelegentlichen Vorkommnisse in dem ruhigen County mehr als qualifiziert zu sein. Er war einer von etwa fünfhundert Gerichtsmedizinern des Staates. Zudem besaß er eine gut gehende Praxis für Allgemeinmedizin, war jedoch persönlich fasziniert von polizeilichen Ermittlungen und Gerichtsmedizin. Bevor er sich in Virginia zu einem ruhigeren Leben niederließ, hatte er fast zwanzig Jahre lang in Los Angeles als stellvertretender Coroner gearbeitet. Schlimmere Morde als in L.A. bekam man kaum zu sehen. Dennoch stellte dieser Fall eine echte Herausforderung für ihn dar.
    Frank sah ihn eindringlich an. »Beide Schüsse wären ganz offensichtlich tödlich gewesen. Zweifellos. Warum also eine zweite Kugel? Vieles spricht dagegen. Zunächst mal der Lärm. Zweitens, wenn man so schnell wie möglich verschwinden will, warum sollte man sich dann Zeit nehmen, eine zweite Ladung Blei in das Opfer zu pumpen? Und mehr noch, warum sollte man eine zweite Kugel zurücklassen, die als Beweismittel dienen könnte? Hatte Mrs. Sullivan den Täter überrascht? Wenn ja, warum verlief der Schuss von der Tür ins Zimmer und nicht umgekehrt? Und warum war die Schusslinie fallend? Kniete sie? Wahrscheinlich, oder der Schütze war überdurchschnittlich groß. Wenn sie kniete, warum? Eine Hinrichtung? Aber es gab keine Kontaktwunden. Und dann sind da noch die Male am Hals. Warum versucht jemand, sie zuerst zu erwürgen, lässt von ihr ab, greift zur Kanone und pustet ihr den Kopf weg? Schießt noch mal. Nimmt eine Kugel mit. Warum? Warum eine zweite Waffe? Warum wurde versucht, das zu verschleiern? Ich sehe keinen Sinn darin!«
    Frank erhob sich und schritt im Zimmer auf und ab, die Hände tief in den Taschen vergraben. Das war eine Gewohnheit, wenn er angestrengt nachdachte. »Und der Tatort war so verdammt sauber, dass ich es kaum glauben konnte. Nichts ist zurückgeblieben, absolut nichts. Keine Fasern, keine Flüssigkeiten, keine Haare, nichts. Wundert mich, dass man die zweite Kugel nicht operativ entfernt hat.
    Also, ich meine, dieser Kerl war ein Einbrecher.

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