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Der Präsident

Der Präsident

Titel: Der Präsident Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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vielerlei Gründen. Wohl hatte er schon buchstäblich Hunderten davon beigewohnt, dennoch hatte er sich nie richtig damit anfreunden können, wie an den Toten herumhantiert wurde, als handle es sich dabei um die Tierkadaver, in denen jeder Biologiestudent herumwühlen musste. Wurde ihm mittlerweile auch nicht mehr schlecht bei dem Anblick, so fuhr er doch danach meistens erst einmal zwei bis drei Stunden ziellos durch die Gegend, bis er wieder soweit war, sich auf die Arbeit konzentrieren zu können.
    Der Bericht war umfassend und sauber mit Maschine geschrieben. Christy Sullivan war seit mindestens zweiundsiebzig Stunden tot gewesen, wahrscheinlich länger. Die Schwellungen und Blasenbildungen der Leiche sowie der Beginn bakterieller Zersetzung und Gasbildung in den Organen legten mit ziemlicher Sicherheit eine solche Zeitspanne nahe. Im Zimmer war es jedoch sehr warm gewesen, was die nach dem Todeseintritt begonnene Verwesung des Leichnams beschleunigt hatte. Dieser Umstand wiederum gestaltete die Bestimmung des tatsächlichen Todeszeitpunkts einigermaßen schwierig. Keinesfalls aber weniger als drei Tage, dessen war sich der Gerichtsmediziner sicher. Außerdem hatte Frank zusätzliche Informationen, die darauf schließen ließen, dass Christine Sullivan Montag nacht ihrem Schöpfer gegenübergetreten war, was wieder genau in die Zeitspanne von drei bis vier Tagen passte.
    Unwillkürlich legte Frank die Stirn in Falten. Mindestens drei Tage. Das bedeutete, er musste einer eiskalten Spur folgen. Jemand, der wusste, was er tat, konnte in drei oder vier Tagen vom Antlitz der Erde verschwinden. Hinzu kam, dass er inzwischen schon Zeit genug gehabt hatte, sich Gedanken zu machen, aber mit den Ermittlungen noch keinen Schritt weiter war als zu Beginn. Er konnte sich an keinen Fall erinnern, bei dem es so wenig Anhaltspunkte gegeben hatte.
    Soweit sich das überprüfen ließ, gab es keine Zeugen für den Vorfall im Anwesen der Sullivans, ausgenommen das Opfer selbst und den Mörder. Sie hatten mit jedem Hausbesitzer innerhalb von drei Meilen gesprochen. Alle waren schockiert, wütend und verängstigt gewesen. Letzteres hatte Frank aus Augenzucken, hochgezogenen Schultern und nervösem Händereiben erkannt. Die Sicherheitsvorkehrungen in dem kleinen County würden künftig noch schärfer werden als bisher. So viele Emotionen und keine brauchbaren Auskünfte. Auch die Angestellten sämtlicher Nachbarn waren eingehend befragt worden. Nichts. Sullivans Hauspersonal, das ihn nach Barbados begleitet hatte, war über Telefon interviewt worden. Auch sie wussten nichts Überwältigendes zu berichten. Außerdem hatten sie alle ein felsenfestes Alibi. Obwohl auch solche nicht unbedingt unumstößlich waren. Frank vermerkte sich das im Hinterkopf.
    Darüber hinaus wussten sie nicht viel über den Verlauf von Christine Sullivans letztem Tag unter den Lebenden. Sie war in ihrem Haus ermordet worden, vermutlich spät nachts. Aber wenn sie Montag nacht getötet worden war, was hatte sie tagsüber gemacht? Frank glaubte, die Antwort auf diese Frage würde einen Anhaltspunkt liefern.
    Um halb zehn Uhr morgens an jenem Montag war Christine Sullivan in der City von Washington gesehen worden, in einem noblen Schönheitssalon. Frank hätte zwei Wochenlöhne hinblättern müssen, um seiner Frau dort eine Behandlung zu bezahlen. Nun galt es herauszufinden, ob Christy Sullivan sich für ein nächtliches Stelldichein hatte herausputzen lassen oder ob reiche Damen sich solche Besuche regelmäßig gönnten. Die Nachforschungen hatten nichts über Mrs. Sullivans Verbleib ergeben, nachdem sie den Salon gegen Mittag verlassen hatte. Soweit man dies feststellen konnte, war sie nicht in ihre Stadtwohnung zurückgekehrt und hatte auch kein Taxi genommen.
    Die junge Frau musste doch einen Grund dafür gehabt haben, dass sie zurückblieb, als die anderen in den sonnigen Süden flogen, mutmaßte Frank. Mit wem mochte sie in jener Nacht zusammengewesen sein? Mit dem Kerl wollte er reden, ihm vielleicht sogar Handschellen anlegen.
    Kurioserweise stellt Mord in Tateinheit mit Einbruch in Virginia kein Kapitalverbrechen dar, Mord in Tateinheit mit bewaffnetem Raubüberfall hingegen sehr wohl. Für einen Raubmord konnte man zum Tode verurteilt werden. Wer irgendwo einbrach und dabei jemanden umbrachte, erhielt schlimmstenfalls lebenslänglich, was bei den barbarischen Bedingungen der meisten Staatsgefängnisse keinen großen Unterschied machte. Aber Christine

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