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Der Preis der Ewigkeit

Der Preis der Ewigkeit

Titel: Der Preis der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aimée Carter
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wissen, dass du hier bei Kate bist – dass du aufpasst, dass sie keine Dummheiten macht.“
    Persephone verdrehte die Augen. „Natürlich wird sie irgendwas Dummes anstellen. So ist sie nun mal.“
    „Ich zähle auf dich, dass du das verhinderst.“
    Mit einem schnellen Händedruck und der Mahnung meiner Mutter, sie solle brav sein, war ihr Abschied erledigt. Persephones Augen waren trocken. Wie konnte es sein, dass ihr das so verdammt leichtfiel?
    James berührte mich an der Schulter, und ich wirbelte herum, um ihn zu drücken. „Wenn du stirbst, bin ich so was von sauer auf dich“, flüsterte ich.
    „Ich werd mir Mühe geben. Und wenn du in diese Schlacht spazierst, bin ich so was von sauer auf dich “, warnte mich James. Warm und fest lagen seine Arme um mich und er roch ein wenig nach Wald. Nach einem warmen Wald, dem Herbstwind und Erde.
    „Ich werd mir Mühe geben“, gab ich zurück und verdrehte die Augen. „Brauchst du jemanden, der dich auf den Olymp zurückbringt?“
    Er stieß einen verächtlichen Laut aus. „Netter Versuch. Deine Mutter kriegt das schon hin.“ Einen Moment lang zögerte er, dann beugte er sich vor und drückte seine Lippen auf meinen Mundwinkel. Ein Kuss, der viele Fragen aufwarf, auf die ich keine Antworten hatte, und Versprechen, die keiner von uns würde halten können. „Denk dran – deine erste Affäre bin ich, was anderes lass ich dir nicht durchgehen.“
    „Das will ich dir auch geraten haben“, erwiderte ich, und damit ließ er mich los, damit ich ein letztes Mal meine Mutter umarmen konnte. Der Kloß in meinem Hals nahm schmerzhafte Ausmaße an, aber ich weigerte mich loszuheulen. Ich wollte nicht, dass unsere letzten gemeinsamen Augenblicke erfüllt waren von hemmungslosem Geschluchze.
    Weder sie noch James sagten noch etwas. Sie lächelten, keine Spur von Angst oder Sorge auf den zeitlosen Gesichtern, und James bot meiner Mutter den Arm. Wortlos ergriff sie ihn, und gemeinsam verblassten sie, bis nichts als der Wind blieb.
    „Na komm schon, lass uns ein bisschen Tee in dich reinfüllen, bevor du mir hier umkippst“, meinte Persephone. Sie nahm mich beim Arm und führte mich den Weg entlang zu ihrem Haus. Ich wehrte mich nicht. Wenn Kronos siegte und alle abschlachtete, die ich liebte, wäre Persephone alles, was mir an Familie noch bliebe. Nicht gerade ein Trost, aber ich wollte ihr dennoch keinen Grund geben, mich zu hassen.
    Sosehr ich mir auch einzureden versuchte, es würde niemals so weit kommen, dass es nur noch uns beide gäbe, es funktionierte nicht. Es lag nicht in meiner Hand und durch bloße Willenskraft und fromme Wünsche konnte ich den Ausgang der Schlacht nicht beeinflussen. Wenn ich doch nur etwas tun könnte, um zu helfen – wenn mir nur etwas einfiele, das das Risiko wert wäre.
    Irgendetwas, das Persephone gesagt hatte, nagte an mir und bettelte um Aufmerksamkeit, doch bevor ich mich darauf konzentrieren konnte, stieß sie die Tür auf und quietschte los. „Adonis! Was hab ich dir gesagt, was den Hund und Erdnussbutter angeht?“
    Adonis, Persephones Hammer von einem Freund – oder Ehemann? Ich hatte keinen Schimmer, aber es war mir auch egal –, erhob sich vom Boden, ein schuldbewusstes Lächeln auf den Lippen. Statt jedoch sprachlos seine goldenen Locken und die zum Sterben schönen Augen anzustieren, blickte ich mit offenem Mund auf den Hund zu seinen Füßen.
    „Pogo?“ Ich kniete mich hin, und das schwarz-weiße Hündchen, das Henry mir geschenkt hatte, stieß ein von Erdnussbutter gedämpftes Bellen aus. In seiner Hast, zu mir zu gelangen, überschlug er sich fast, als er quer durch das Häuschen rannte und mir in die Arme sprang. Und als er mir mit seiner warmen Zunge das Gesicht abschlabberte, brachen bei mir alle Dämme.
    Persephone trat um mich herum, während ich Pogo an mich presste und schluchzte. Sollte sie mir doch so viele abfällige Blicke zuwerfen, wie sie wollte: Sie hatte ihre Familie vor Ewigkeiten im Stich gelassen, während ich meine noch kaum kennengelernt hatte.
    Als mein Schluchzen schließlich abebbte, hatte sie schon eine Tasse Tee für mich auf dem winzigen Küchentisch bereitgestellt. Sie setzte sich auf den Stuhl mir gegenüber, während Adonis sich in ihrer Nähe hielt, an die Wand gelehnt und von einem Fuß auf den anderen tretend. In kleinen Schlucken trank ich meinen Tee, Pogo auf dem Schoß, und keiner von ihnen sagte etwas.
    So vergingen mehrere Minuten, bis ich das Schweigen nicht mehr aushielt.

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