Der Preis der Liebe
„Wenigstens weiß ich, woran ich bei dir bin.“
Sie versuchte, ihm ihre Hand zu entziehen, aber er ließ sie nicht los. „Das hat nichts mit dir oder mit meinen Gefühlen für dich zu tun. Es ist rein geschäftlich.“ Sie weigerte sich nach wie vor, ihn anzuschauen, und er fuhr sanfter fort: „Wenn ich mich nicht ums Geschäft kümmere, werden wir nichts zu essen haben, Liebling, nicht wahr?“
Das war genau Papas Tonfall, mit dem er immer ausdrücken zu wollen schien: „Ich bin der Mann, daher weiß ich, was das Beste ist.“ Und der sie schon seit jeher in Rage versetzt hatte. Dass Griffith ihn ihr gegenüber anschlug, bestätigte nur ihre schlimmsten Befürchtungen, was ihn betraf. „Sprich nicht mit mir, als wäre ich ein unbedarftes weibliches Wesen! Das hast du vorher nie getan, also fang jetzt nicht damit an. Wir wissen beide, dass es nicht nur ums Geschäft geht und dass die Urkunde keinen Einfluss darauf hat, ob wir zu essen haben oder nicht.“ Er unterdrückte einen Fluch, ließ ihre Hand los und begann, sich anzuziehen. „Worum geht es denn dann deiner Meinung nach? Ich versichere dir, wenn ich mich an deinem Vater rächen wollte, würde ich mir etwas Vernichtenderes ausdenken, als ihm nur den Titel zu nehmen. Ich hätte dich entjungfern und mich dann weigern können, dich zu heiraten, zum Beispiel. Ich hätte ihn schon vor langer Zeit finanziell ruinieren können. Um Himmels willen, ich hätte ihn sogar vergiften können! Aber all das wäre sinnlos, töricht und, jawohl, moralisch verwerflich gewesen. Trotz allem, was du von mir hältst, habe auch ich meine Grundsätze. Du solltest mich inzwischen gut genug kennen, um zu wissen, dass ich so etwas aus billigen Rachegelüsten heraus niemals tun würde.“
„Nein, aber aus billigem Ehrgeiz heraus.“
Er fing an, vor der Couch auf und ab zu gehen. „Ehrgeiz ist nichts Billiges. Ohne Ehrgeiz gäbe es keine Knighton Handelsgesellschaft. Ich sehe keinen Grund, darauf zu verzichten, mich beträchtlich am Handel mit den Chinesen zu beteiligen, nur weil du nicht willst, dass eine Hand voll Leute schlecht über deine Schwestern reden!“
Sie warf den Kopf in den Nacken. „Du kennst mich, Griffith, ich bin nicht so .praktisch“ veranlagt wie du. Zufällig bedeuten mir Menschen mehr als Wohlstand oder der Erfolg deiner verdammten Firma.“
„Deine Familie bedeutet dir vielleicht etwas, aber nicht ich. Du möchtest deine Schwestern vor Klatsch schützen und missgönnst mir meinen Erfolg. Ich bin in der Tat praktisch veranlagt, Gott sei Dank. Ich gebe nichts auf solchen Unsinn wie Klatsch und Tratsch, wenn ich eine Entscheidung fälle, von der sowohl mein Unternehmen als auch meine vielen Angestellten profitieren.“
Ach, wie edel sich das anhörte! Es klang, als sei sie diejenige, die nur an ihre eigenen Interessen dachte. Aber sie ließ sich nicht von ihm beirren. Sie hatte nicht vergessen, wie tief verletzt er geklungen hatte, als er vorhin bei ihrem Vater gewesen war. Als er von dem Schmerz gesprochen hatte, den er gefühlt hatte, wenn er als Bastard bezeichnet worden war. Das hatte tiefere als nur „praktische“ Gründe.
Die Erkenntnis traf sie wie ein Schlag. Es war alles so einfach, dass es ihr beinahe das Herz zerriss. „Rede dir nur weiterhin ein, dass das alles nur zum Wohl deiner Angestellten ist, aber im Grunde weißt du es besser. Die Wahrheit ist, dass sogar du etwas auf solchen Unsinn wie Klatsch und Tratsch gibst. Zu viel.“ Die Trauer schnürte ihr fast die Kehle zu, Trauer um ihn, aber auch um sich selbst. „Du hasst es, wenn man dir den Beweis deiner Ehelichkeit verweigert. Du hasst alle die, die dich einen Bastard nennen, die dich dafür verachten, dass du mit Kriminellen verkehrt hast, und die, die dir den Zugang zu ihren erlauchten Kreisen verwehren, weil du unehelich geboren bist. Du willst diesen Titel unbedingt tragen, damit du sie mit der Nase darauf stoßen kannst, dass sie dir alle großes Unrecht zugefügt haben und dass du besser bist, als sie immer geglaubt haben.“
Er schaute sie wie ein verletztes Tier an, was ihr bewies, dass sie mitten ins Schwarze getroffen hatte.
Sie fuhr fort: „Du hast versucht, mit deinem Erfolg etwas zu beweisen, aber das hat dich nicht befriedigt, also hast du dir in den Kopf gesetzt, noch etwas Größeres, Beeindruckenderes zu erreichen, mit dem dir das gelingt. Das ist der wahre Grund, warum du alles und jeden zu opfern bereit bist, nur damit du den Titel erhältst, nicht
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