Der Preis der Liebe
ein einziges Kleidungsstück, das farblich nicht ganz so auffallend war? Und wie schaffte sie es nur, darin auch noch so verdammt verführerisch auszusehen?
Daniel warf ihr einen verstohlenen Blick zu. „Ich weiß nicht, was du daran auszusetzen hast.“
„Natürlich nicht.“
Daniel wurde ungehalten. „Hör mal, du hast keinen Grund, mich zu beleidigen! Ich tue nur, worum du mich gebeten hast.“ „Nicht ganz. Ich habe immer noch diese Amazone am Hals. Du solltest eigentlich deine Stärken ausspielen und sie so becircen, dass sie mir nicht im Weg ist!“
„Ist es meine Schuld, wenn sich diese Frau nicht becircen lässt?“
„Nun, vielleicht kann man ja das Gegenteil tun und sie abschrecken. Wenn ich nur eine Ahnung hätte, wie!“ Er grübelte eine Weile nach. „So wirklich mutig war sie letzte Nacht nicht. Sie wurde ganz still, als ich ihr das Schwert an die Kehle hielt.“ Er legte schwungvoll die Gabel hin. „Ich hab’s! Hast du mitbekommen, wie sie klein beigegeben hat, als ich heute Morgen die Beherrschung verlor? Sie traut sich offensichtlich, einen Gentleman zurückzuweisen, aber ich bin ja gar kein Gentleman, nicht wahr? Ich bin du, der Sohn eines Straßenräubers und ein ehemaliger Schmuggler. Ihrem Vater einen Gefallen zu tun ist eine Sache; einem gefährlichen Schurken wie mir Gesellschaft zu leisten eine andere! Selbst für eine Amazone wie sie.“
Daniel erstarrte. „Erzähle ihr ja nicht, dass ich ein Verbrecher bin, hörst du? Wenn dieser alte Halunke uns nicht doch alle überlebt, werde ich mich um die Frauen kümmern müssen, sobald du geerbt hast. Während du dann in London die Firma leitest, muss ich dafür sorgen, dass sie in irgendeine Hütte umziehen. Warum sollte man die Situation noch schwieriger machen, indem man ihnen einredet, sie müssten Angst vor mir haben? Sie werden mich auch so zur Genüge hassen, selbst wenn sie mich nicht für einen Kriminellen halten!“
Griffith war überrascht, wie empfindlich Daniel plötzlich in Bezug auf seine Vergangenheit war. Zwar hatte er nie offen darüber gesprochen, aber verheimlicht hatte er auch nichts. Manchmal hatte er sogar kokette Anspielungen darauf gemacht, so als verspreche er sich davon einen Vorteil bei seinen Geschäftsverhandlungen. Die Rolle des reichen Gentleman schien seine Eitelkeit geweckt zu haben. „Sie werden dich nicht für einen Kriminellen halten. Außerdem, sobald die ganze Maskerade auffliegt, werden sie mir ohnehin kein Wort mehr von dem glauben, was ich einmal über dich gesagt habe.“ „Trotzdem finde ich, du solltest ihnen nichts davon erzählen.“
„Und ich finde, du solltest mich nicht vor allen Augen maßregeln - aber das gehört wohl ebenfalls zu der Maskerade, nicht wahr? Auch wenn du tatsächlich ein wenig zu weit gegangen bist.“ Griffith trank den Rest seines lauwarmen Tees und sehnte sich nach einem stärkeren Getränk. „Nach der Vorstellung vorhin müsste ich eigentlich mein Geld zurückverlangen - du hast eindeutig zu viel Spaß an der Sache, um dafür auch noch bezahlt zu werden!“
Daniel schmunzelte widerwillig. „Das könnte es mir sogar wert sein. Du hättest dein Gesicht sehen sollen, als ich dich darauf hinwies, nicht so unverschämt zu...
„Warte nur, bis das alles hier vorbei ist“, unterbrach Griffith ihn grollend. „Dann werde ich dir schon zeigen, was Unverschämtheit bedeutet!“
„Aber sicher!“ Daniel lachte. „Wenn diese Amazone dich bis dahin am Leben gelassen hat!“
„Ich werde schon mit ihr fertig.“ Vor allem jetzt, wo er einen Plan hatte ... Er stand vom Tisch auf. „Warum das Ganze also noch länger hinauszögern. Sie sieht nicht so aus, als würde sie die nächste Zeit irgendwann einmal auch nur einen Moment von meiner Seite weichen.“
„Das tut mir wirklich Leid“, beteuerte Daniel aufrichtig und wurde ernst. „Ich habe es eindeutig besser getroffen; die beiden anderen Damen sind hübscher, ruhiger und eher der Typ Frau, den du bevorzugst.“
„Ja.“ Allerdings konnte sich der Geschmack auch durchaus ändern, nicht wahr? Er verdrängte diesen Gedanken rasch. Diese lächerliche Faszination rührte nur daher, weil er sie in der vergangenen Nacht im Morgenrock erblickt hatte. Ein paar Stunden in ihrer Gesellschaft würden diese Faszination bestimmt im Keim ersticken. Vielleicht war es nur gut, dass sie sich gerade heute an seine Fersen heftete, denn wenn er weiterhin solch lüsternen Fantasien nachhing, bereute er womöglich noch, was er mit
Weitere Kostenlose Bücher