Der Preis der Liebe
Pächter zu gelangen. Im Geist sah sie ihn schon vor sich, auf dem besten Jagdpferd ihres Vaters, die muskulösen Schenkel fest in die Seiten des mächtigen Tieres gestemmt...
Großer Gott, sie musste sich zusammenreißen! Aber wer wollte ihr solch schwärmerische Gedanken verübeln, nachdem schon seit Jahren kein so gut aussehender Mann mehr in Swan Park gewesen war? Trotzdem, es durfte nicht sein. Vielleicht war der Mann ja sogar verheiratet. Diese Vorstellung verstimmte sie eigenartigerweise, und sie zwang sich, in die Wirklichkeit zurückzukehren. „Nun? Mr. Knighton unterhält doch Verbindungen zu Schmugglern, oder nicht?“
„Nicht, dass ich wüsste. Und selbst wenn es einmal so gewesen ist - Schmuggler sind keine Diebe, Mylady. Sie kaufen ihre Waren.“
Sie guckte ihn empört an. „Ja, aber sie stehlen die Steuern, die der Regierung zustehen, sobald sie die Waren ins Land bringen! Und Männer, die solche Waren dann weiterverkaufen, machen sich desselben Vergehens schuldig! Ganz abgesehen davon, dass sie in erster Linie gar keine französischen Waren hätten erwerben dürfen, da wir uns mit Frankreich im Krieg befanden. Sie müssen doch zugeben, dass solche Leute höchst zweifelhafte Charaktere sind!“
„Ich versichere Ihnen, mein Arbeitgeber pflegt keinen Umgang mit ,zweifelhaften Charakteren“. Seine Geschäfte sind vollkommen legal.“
„Heute vielleicht. Aber ich habe gehört, dass das nicht immer so war.“ Eine Wolke schob sich vor die Sonne. „Sie werden meinen Fragen nicht so leicht ausweichen können wie heute Morgen, also sagen Sie am besten gleich die Wahrheit. War die Knighton Handelsgesellschaft ursprünglich eine Verkaufsstelle für geschmuggelte Waren? Und wechseln Sie ja nicht das Thema!“
Dieses Mal war er eindeutig amüsiert. „Das würde mir im Traum nicht einfallen! “ Dennoch legte er nur den Kopf ein wenig in den Nacken und schaute nach oben. Sie folgte seinem Blick und entdeckte einen emsigen Grünspecht, der gerade einen Kastanienbaum bearbeitete. „Glauben Sie, dass der Baum wegen des Vogels eingehen wird?“ fuhr er fort.
„Sie wollten doch das Thema nicht wechseln!“
„Das tue ich auch nicht. Bitte beantworten Sie mir meine Frage.“
„Nun gut.“ Eine Weile beobachtete sie den Specht. „Nein, er wird deswegen wohl nicht eingehen. Spechte sind für ihn lästig, aber sie bringen ihn nicht um. Außerdem brauchen sie die Larven unter der Rinde zum Überleben.“
„Genau. Dasselbe könnte man auch von Schmugglern sagen. Was sie tun, ist für die Gesellschaft zwar lästig, aber nicht tödlich, und in den meisten Fällen tun sie es, um zu überleben.“
„Hat Mr. Knighton es auch getan, um zu überleben?“ wollte sie wissen.
Er musterte sie und guckte sie eine ganze Weile ernst an. „Ja. Die Knighton Handelsgesellschaft entstand, als Ihr Cousin französischen Kognak von einem Schmuggler erwarb und ihn mit Gewinn an einen seiner Bekannten aus Eton weiterverkaufte.“
„Ich ahnte es doch!“
Seine Kiefermuskeln zuckten. „Er und seine Mutter schwebten lange in Gefahr, ins Gefängnis gesteckt zu werden, da sein Vater sie tief verschuldet zurückgelassen hatte. Knighton nahm jede Arbeit an, die ein Junge ausüben kann, um Geld zu verdienen. Aber dieser eine Verkauf von geschmuggeltem Kognak brachte ihm mehr ein, als er in einem ganzen Jahr mit allen möglichen Jobs verdient hatte.“ Er schaute zur Seite und fügte hinzu: „Zumindest hat er es mir so erzählt.“
„Nun, das klingt verdächtig. Wenn er und seine Mutter so wenig Geld hatten, wie konnten sie dann Eton bezahlen?“
„Sein Vater hatte ihn dort eingeschrieben. Als der Mann starb, gelang es der Mutter, Knighton weiter diese Schule besuchen zu lassen. Man kam überein, dass er seine Schulgebühren abarbeiten sollte. Doch irgendwann ging das auch nicht mehr, da die anderen Schulden zu hoch wurden.“
„Also fing er an, Waren von einem Schmuggler zu kaufen und sie mit Gewinn wieder zu verkaufen. Das hat er mehr als einmal getan, nicht wahr? Man kann einen Handelskonzern wohl kaum auf einem einzigen Verkauf aufbauen.“
Er rieb sich müde den Nasenrücken. „Lady Rosalind, hat Ihnen schon mal jemand gesagt, dass Sie unerträglich neugierig sind?“
„Das höre ich fast täglich.“ Sie stemmte die Hände in die Hüften. „Und? Habe ich Recht in Bezug auf Mr. Knighton?“
„Ihr Cousin verfügte nicht über die Mittel oder die Beziehungen, es auf andere Weise zu etwas zu bringen“,
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