Der Preis der Liebe
tatsächlich nichts an unserem Wildpark auszusetzen? Keinen Makel? Keine Gefahren? Keine Enttäuschung?“
„Es ist wirklich ein sehr schöner Park, da gebe ich Ihnen Recht.“ Seine Augen funkelten jetzt. „Ich halte es jedoch nicht für klug, den Wald in so unmittelbarer Nähe zum Haus so dicht wachsen zu lassen! “
Sie konnte nicht anders und brach in helles Gelächter aus. Sicher, die Ulmen hatten sich bis zum Rasen ausgebreitet, und die Eichen nahmen immer mehr überhand, so dass der Pfad zuzuwachsen drohte, aber das hatte immer einen großen Teil des Reizes dieses Parks ausgemacht. Und dieser Schuft wusste das auch, selbst wenn er jetzt so dastand und sie vollkommen unschuldig anguckte. „Es tut mir Leid, wenn Sie das stört, aber ich glaube, dem Wild gefällt es. Die Tiere fühlen sich offensichtlich inmitten von Bäumen wohl, was sicherlich mit ihrem Bedürfnis zu tun hat, vor Jägern und Hunden in Deckung zu gehen.“ Es reizte sie, ihn zu necken: „Aber vielleicht irre ich mich auch. Sollen wir ein paar Tiere aufspüren und sie fragen?“
Er lächelte jetzt. „Ich wollte damit nur sagen, dass so dichtes Gehölz Wilderer dazu einlädt, ihr Unwesen zu treiben, weil man sich hier so gut verstecken kann. Sie könnten ein Reh oder ein Waldhuhn erlegen und mit ihrer Beute verschwinden, ohne dass es jemand bemerkt.“
„Wilderer ... Daran habe ich nicht gedacht. Sie vergessen jedoch, dass das hier nicht London ist.“ Sie wurde ernst und fügte gezielt hinzu: „Und es ist auch keine Ihrer Küstenstädte mit ihren Unterschlupfmöglichkeiten für Schmuggler. Wir haben hier kaum Wilderer, und sollte tatsächlich einmal einer auftauchen, werden wir ihm ein Reh oder ein Waldhuhn gönnen.“ „Wirklich?“ Sein Lächeln erstarb. „Letzte Nacht waren Sie Dieben gegenüber nicht so gastfreundlich, Lady Rosalind.“ Dieser Mann parierte mit Worten tatsächlich genauso rasch wie gestern Nacht mit dem Schwert. Aber das konnte sie schließlich auch. Warum sollte sie jetzt nicht den Spieß umdrehen und auf die Geheimnisse seines Arbeitgebers zu sprechen kommen? Ihre letzten Versuche in der Hinsicht hatte er abgewehrt, aber da war sie auch noch zu feinfühlig vorgegangen. Feinfühligkeit war noch nie ihre Stärke gewesen.
Sie neigte den Kopf ein wenig zur Seite. „Ich persönlich finde, dass sich ein Wilderer, der ein Reh erlegt, um seine Familie zu ernähren, immens von einem gewöhnlichen Dieb unterscheidet. Ersterer ist eine arme Seele, die ums Überleben kämpft, Letzerer jedoch wird von reiner Habgier getrieben und verdient daher durchaus die Bezeichnung Verbrecher. “
„Sie sind großzügiger als die Gesetzgebung unseres Landes. Vor dem Gesetz gilt jeder als Dieb oder Verbrecher, der sich etwas aneignet, was ihm nicht gehört, ganz gleich, welches Motiv er dafür hat.“
Sie warf ihm einen kühnen Blick zu. „In solchen Dingen kennen Sie sich aus, nicht wahr?“
„Was soll das heißen? Spielen Sie etwa auf Ihre lächerlichen Vermutungen von gestern Abend an? Ich dachte, wir hätten das geklärt!“
„Ehrlich gesagt, ich spiele eher auf den Mann an, für den Sie arbeiten.“
Seine leuchtend blauen Augen funkelten. „Knighton - ein Dieb? Warum? Weil er Swan Park erben wird?“
„Natürlich nicht! Wegen seiner Verbindung zu Schmugglern.“ „Ach so“, erwiderte er knapp. „Sie müssen ein sehr eintöniges Leben führen, Lady Rosalind, da Ihr Lieblingsthema das kriminelle Leben anderer Leute zu sein scheint!“
Sie beobachtete ihn, wie er zu dem umgestürzten Baumstamm schlenderte und sich darauf niederließ. War ihr Verdacht in Bezug auf ihn zutreffend? Störte es ihn deswegen, wenn sie das „kriminelle Leben anderer Leute“ erwähnte? Und doch, wenn er sie so anschaute wie jetzt, wirkte er ganz und gar nicht ungehalten. Eher ... belustigt, gelassen. Unverschämt attraktiv, ja. Schon letzte Nacht, im dämmerig erleuchteten Arbeitszimmer, war es ihr schwer genug gefallen, bei seinem Aussehen nicht ins Schwärmen zu geraten. Nun, bei hellem Tageslicht, war es ihr völlig unmöglich.
Der Baumstamm gab unter seinem Gewicht nach, so dass er die Beine spreizen und sich etwas zurücklehnen musste, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Unwillkürlich fiel ihr Blick auf die in der Hose und den glänzenden Lederstiefeln gut zur Geltung kommenden langen Beine.
Reitstiefel. Ob er wohl zu Pferd eine gute Figur machte? Sie würden reiten müssen, um zu den Weizenfeldern und den Gehöften der
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