Der Preis der Liebe
bereits geklärt. Außerdem möchten Sie Schauspielerin werden, nicht wahr?“
„So ist es.“ Stolz warf sie den Kopf in den Nacken.
„Sie würden all das hier aufgeben, um zur Bühne zu gehen.“ Er konnte es kaum fassen.
„Warum nicht, wenn das mein Traum ist?“
„Weil Sie gar nicht wissen, was Sie sich da wünschen!“ brauste er auf. „Es ist ein sehr erniedrigender Beruf. Schauspielerinnen arbeiten bis spät in die Nacht - für wenig Geld und noch weniger Respekt. Sie werden regelmäßig von Männern angesprochen, in deren Augen sie kaum etwas Besseres sind als leichte Mädchen. Abgesehen davon, haben sie nicht einmal den Luxus eines gesicherten Einkommens, da es geschehen kann, dass sie schon nach ihrem ersten Auftritt so ausgebuht werden, dass sie die Bühne verlassen müssen.“
„Ach, Sie waren auch Schauspielerin?“ gab sie spöttisch zurück. „Dieses Leben scheint Ihnen so vertraut zu sein, dass ich nur annehmen kann, Sie haben eigene Erfahrungen damit gemacht!“
Hexe. „Das ist nicht nötig, ich weiß auch so, wie es ist. Schließlich besuche ich das Theater.“
„Ich ebenfalls, aber mein Eindruck vom Leben einer Schauspielerin ist ein ganz anderer als Ihrer.“
„Sie besuchen das Theater in einer Provinzstadt, das ist nicht das Gleiche wie in London. Ich vermute mal, dass Sie in London zur Bühne gehen wollen.“
„Natürlich.“ Sie reckte das Kinn vor. „Genau wie meine Mutter.“
Er hatte ganz vergessen, dass die verstorbene Countess früher einmal Schauspielerin gewesen war. Das erklärte, warum Lady Rosalind solche Flausen im Kopf hatte.
„Übrigens hat Mama diesen Beruf niemals als erniedrigend bezeichnet. Sie fand stets sehr liebevolle Worte für ihre Arbeit.“ „Leicht gesagt, wenn man nichts mehr damit zu tun hat“, grollte er.
„Ach? Finden Sie auch liebevolle Worte, wenn Sie sich an Ihre Kindheit im Armenhaus erinnern?“ Sie schenkte ihm ein katzenhaftes Lächeln.
Er musterte sie kühl. „Gerade weil ich wegen meiner Vergangenheit und meines Berufs immer wieder wie ein Ausgestoßener behandelt worden bin, weiß ich, dass es Ihnen beim Theater nicht gefallen würde. Sie sind für etwas Besseres erzogen worden, ob Sie das nun wahrhaben wollen oder nicht.“ Wenn jemand sich vorstellen konnte, wie es war, zu etwas Höherem erzogen worden zu sein, das man ihm aber schließlich verweigert hatte, dann er. Er hatte sich die Knighton Handelsgesellschaft hart erarbeitet, und sobald ihm klar geworden war, dass der Erfolg ihn tragen würde, hatte er die Verbindungen zu den anrüchigen Schmugglerkreisen sofort abgebrochen.
„Sie glauben also, ich wäre besser beraten, Ihren Arbeitgeber zu heiraten?“ fragte sie spöttisch.
„Selbstverständlich! Soll ein unschuldiges Geschöpf wie Sie etwa Swan Park aufgeben für ein zweifelhaftes Theaterleben? Das ist doch absurd, vor allem wenn Sie Ihr angenehmes Leben hier fortsetzen könnten. Sie brauchen nur zu heiraten und ...“Er verstummte erschrocken. Diese Hexe hatte ihn so durcheinander gebracht, dass er nicht mehr Herr seiner Sinne war! Warum, um alles in der Welt, versuchte er bloß, sie zu überreden? Er wollte sie doch gar nicht heiraten!
„Es steht Ihnen natürlich zu, eine eigene Meinung zu haben“, teilte sie ihm knapp mit, „aber das ändert nichts an meiner Einstellung und der meiner Schwestern. Keine von uns möchte Ihren Arbeitgeber ehelichen. Es war sehr großzügig von Mr. Knighton, auf Papas Vorschlag einzugehen, aber wir bleiben bei unserem Entschluss. Wir werden es ihm auch nicht übel nehmen, wenn er sich anderswo nach einer Frau umsieht. “
Er starrte sie fassungslos an. Die Frau lehnte tatsächlich einen Heiratsantrag ab, den er ihr noch nicht einmal gemacht hatte! Sicher, genau genommen hatte sie nicht ihm selbst einen Korb gegeben, sondern Daniel. Doch auch diese Tatsache richtete seinen verletzten Stolz nur in geringem Maße auf.
Sie traten plötzlich aus dem Wald heraus und standen auf einem Hügel, der sanft zu den Obstgärten des Besitzes abfiel. Die Sonne brach durch die Wolken, und die Luft wurde noch schwüler. Sie blieben eine Weile stehen und betrachteten Swan Park von oben, doch Griffith hatte das Gefühl, als hätte man ihm den Boden unter den Füßen weggezogen. Alles war völlig anders gekommen, als er vor seinem Besuch hier erwartet hatte. Die drei Damen wollten nicht in den heiligen Stand der Ehe treten. Es waren auch keine hässlichen alten Jungfern, sondern liebenswerte,
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