Der Preis der Liebe
fühlten sich ihre Hände feucht an. Sie durfte jetzt keinen Fehler machen! Denn wenn sie nicht traf, würde es ihm mit Sicherheit gelingen, und dann konnte sie die Sache mit Sheridan vergessen.
Sie führte den Stoß aus und verfolgte aufgeregt, wie ihr Queueball den roten vollkommen korrekt traf und ihn direkt auf die Tasche zurollen ließ. Doch dann wurde er langsamer. Nein, nicht schon wieder - das konnte doch unmöglich ein zweites Mal passieren! So ein Pech konnte sie gar nicht haben! Nicht gerade jetzt!
Doch sie hatte kein Glück. Die Kugel blieb unmittelbar vor der Tasche liegen, in einer Position, aus der heraus selbst ein Anfänger sie hätte versenken können.
Wenigstens besaß Griffith so viel Anstand, nicht zu lächeln, als er zu dem einfachen Stoß ansetzte. Doch kaum war die rote Kugel in der Tasche verschwunden, fing Griffith an zu strahlen. „Sehen Sie, Lady Juliet? Wir werden also doch nicht den ganzen Tag hier verbringen müssen!“
Rosalind beobachtete benommen, wie er um den Tisch herum auf sie zukam und die Hand ausstreckte. Mit finsterer Miene ergriff sie sie, in Erwartung eines kurzen Händedrucks.
Sie hätte es sich denken können. Mit einem siegessicheren Schmunzeln beugte er sich über ihre Hand und küsste sie. Seine Lippen fühlten sich warm und weich auf ihrer Haut an und schienen eine Ewigkeit dort zu verharren.
„Sie müssen zugeben, wir passen sehr gut zueinander!“ Er richtete sich auf und ließ ihre Hand los.
„Kann sein“, versetzte sie unfreundlich. Sein Gesichtsausdruck verriet, dass seine Bemerkung durchaus doppeldeutig gemeint gewesen war, doch sie zog es vor, das zu ignorieren, und gab sich lieber ihrer Enttäuschung hin, die Gelegenheit zum Vorsprechen bei Sheridan verpasst zu haben. Das war irgendwie ungefährlicher, als sich daran zu erinnern, wie sich seine Lippen auf ihrer Haut angefühlt hatten.
Griffith wartete, bis ihr Cousin Lady Juliet zu einer weiteren Partie aufforderte, dann senkte er die Stimme und flüsterte Rosalind zu: „Ich werde mich für eine Weile zum Arbeiten in mein Zimmer zurückziehen. Wenn ich es wieder verlasse, erwarte ich, dass Ihr Lakai nicht mehr da ist.“
Ihr war völlig entfallen, dass er seine Wette ja gewonnen hatte. Nun musste sie sich eine andere Art überlegen, wie sie ihn beschatten konnte, oder aber die Schatulle woanders verstecken, wo er sie niemals finden würde. Falls er denn tatsächlich nach ihr suchte. Sie schluckte und nickte schließlich. Mit einem letzten triumphierenden Lächeln ging er die Galerie entlang zu der Treppe des Westflügels, die in den zweiten Stock führte, wo sich sein Zimmer befand.
Schwer enttäuscht wandte sie sich wieder den anderen zu und bekam gerade noch mit, wie Juliet Mr. Knighton mitteilte, dass sie keine Lust mehr habe, Billard zu spielen.
Er guckte Helena an. „Was ist mit Ihnen, Mylady? Spielen Sie?“
„Nein“, antwortete sie kalt.
Als er etwas gekränkt wirkte, beeilte Rosalind sich zu erklären: „Helena meint, ihr Bein behindere sie dabei. Und nur auf dem gesunden Bein kann sie nicht das Gleichgewicht halten und gleichzeitig stoßen. Aber vor ihrer Erkrankung hat sie mich meist haushoch geschlagen.“
Helena warf ihr einen wütenden Blick zu, doch Rosalind zog es stets vor, bei der Wahrheit zu bleiben. Außerdem mochte sie ihren Cousin, auch wenn er etwas ungeschliffen wirkte und früher einmal mit Schmugglern zu tun gehabt hatte. Es schmerzte sie mit anzusehen, wie kalt Helena ihn behandelte, auch wenn Helena sich in letzter Zeit allen Männern gegenüber so verhalten hatte.
Während Rosalind sprach, ließ Mr. Knighton ihre ältere Schwester nicht eine Sekunde aus den Augen. Dann ging er schweigend los, holte einen Sessel und stellte ihn in geringem Abstand so neben den Billardtisch, dass die Armlehne eine Parallele zur Tischkante bildete. Dann guckte er Helena an. „Warum setzen Sie sich nicht einfach auf die Armlehne? Dann brauchen Sie Ihre Beine beim Spielen gar nicht zu belasten.“
Eine flammende Röte schoss ihr in die Wangen. „Das ist doch höchst unpraktisch, Mr. Knighton. Der Sessel müsste für jeden Stoß verschoben werden.“
Er stützte sich auf die Rückenlehne und zuckte mit den Schultern. „Deshalb sollten Sie Billard ja auch mit einem Mann wie mir spielen, Mylady. Ich habe schon weitaus schwerere Dinge geschleppt. Wenn ich einen so zierlichen Sessel nicht verschieben könnte, wäre es mit meiner Stärke wohl nicht weit her.“ Rosalind wurde warm
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