Der Preis der Sterne 1 - Doyle, D: Preis der Sterne 1 - Mageworlds 01. The Price of Stars
wartete genau dreißig Minuten, bevor er seinen Platz auf der Stoßstange verließ und ihnen folgte.
Er hegte nicht den geringsten Zweifel, dass er soeben die gefährlichsten Minuten seines bisherigen Lebens überstanden hatte. Der Meister der Adepten war zwar mittlerweile ein friedfertiger und sanftmütiger Mann, aber in seiner Jugend schien er alles andere als das gewesen zu sein. Er hatte gegen die Magierlords als Jos Metadis Kopilot in den schlimmsten Jahren des Krieges gekämpft. Und niemand, heute so wenig wie damals, hatte General Metadi jemals nachsagen können, er sei friedlich oder sanftmütig.
Für Gil war es eine eiskalte Gewissheit: Sollte einer der beiden Männer je erfahren, dass er diese Unterhaltung mit angehört hatte, dann hatte die SpaceForce einen Kommandanten weniger.
Für Ari Rosselin-Metadi schien die Totenwache schon eine ganze Ewigkeit zu dauern. Er war zu jedem, den er traf, ausgesprochen höflich gewesen, angefangen vom Adjutanten seines Vaters bis hin zu Bekas alter Schulfreundin Jilly Oldigaard. Aber der Anschein von Unwirklichkeit, der über der ganzen Veranstaltung lag, wollte nicht weichen. Es fühlte sich wie eine Party in einem ausgesprochen schlechten Traum an, irgendwie eine Fortsetzung des Alptraums, in dem er seit dem Tod seiner Mutter gefangen war. Er hoffte, dass der Alptraum eines Tages aufhören werde und er aufwachte und endlich beginnen konnte zu trauern.
Im Augenblick schmerzte sein Kopf vom Wein, von der Anwesenheit so vieler Leute und von den anhaltenden Nachwirkungen der Vergiftung mit Mescalomide. Eine Hyperraumreise in einem Postkurier der SpaceForce war alles andere als ein Zuckerschlecken, das wusste er. Bis jetzt hatte er sich – so gut es ging – zusammengerissen, aber der Lärm der Totenwache war in ein undeutliches Poltern übergegangen, und die Ränder seines Blickfeldes verschwammen allmählich.
Ich brauche etwas frische Luft , dachte er. Bevor ich umfalle und alle in Verlegenheit bringe.
So unauffällig wie möglich verließ er den Raum und ging die Hintertreppe zur Dachterrasse hinauf. Dieser Teil des Hauses war während der heutigen Totenwache selbstverständlich gesperrt, aber die heimischen Computer erkannten ihn als Familienangehörigen und öffneten die Türen. Er fragte sich kurz, ob wohl irgendjemand die ID-Scans seiner Mutter und seiner Schwester gelöscht hatte. Oder wartete man im Haus noch darauf, dass Beka und die Domina wieder von einem gemeinsam verbrachten Tag in der City zurückkämen, zwar so streitsüchtig wie eh und je, aber quicklebendig?
Sie waren sich zu gleich , dachte er, als er auf die obere Terrasse ging. Mutter wollte Beka diese Art von Leben ermöglichen, die der Krieg ihr selbst unmöglich gemacht hatte, das ihr wahrscheinlich aber gar nicht so besonders gefallen hätte. Und Beka hatte nichts davon wissen wollen.
Die Nacht war sternenklar und mondlos. Der Duft von nachtblühenden Pflanzen verbreitete sich mit der nächtlichen Brise. Von hier aus hörte sich der Lärm der Totenwache wie der jeder beliebigen Party an. Er setzte sich auf die Kante am Rande der Terrasse und blickte über die Berge des Hochlands.
»Du solltest nicht hier sein.« Sein Bruder Owen schien sich aus dem Schatten neben ihm zu materialisieren. »Du siehst ja aus, als würdest du jeden Augenblick zusammenbrechen.«
»Ich erhole mich schnell.«
»Die meisten Menschen, die gerade aus der Heilkapsel kommen, besitzen so viel Vernunft, danach eine Weile im Bett zu verbringen.« Owen machte eine Pause. »Und jemand, der von Magierlords gejagt wurde, sollte nicht herumspazieren und sich als Zielscheibe anbieten.«
Ari blickte seinen Bruder an. »Wer hat dir das erzählt?«
Owen sah ihn ruhig an; Owen war immer ruhig, so ruhig, dass Ari sich gelegentlich fragte, ob er die wirkliche Welt überhaupt wahrnahm. »Die Gilde ist an allem interessiert, was die Magierlords so anstellen.«
»Das habe ich nicht gefragt«, sagte Ari. »Ich möchte nur wissen, wie du dies herausgefunden hast, obwohl es als so geheim klassifiziert ist, dass ich noch nicht einmal in der Öffentlichkeit darüber nachdenken soll.«
»Solche Dinge finden immer irgendwann ihren Weg zur Gilde«, sagte Owen. »Meister Ransome bekommt von sozial gesinnten Seelen vier oder fünf Botschaften in jeder Woche. Es sind so Leute, die glauben, einen Lordmagus in ihrem Garten gesehen zu haben.«
»Und er zeigt dir alle diese Berichte.«
Owen nickte. »Einer muss den Gerüchten ja
Weitere Kostenlose Bücher