Der Preis der Sterne 1 - Doyle, D: Preis der Sterne 1 - Mageworlds 01. The Price of Stars
musste. Was so gewirkt hatte, als könnte er sich unsichtbar machen, war nur eine perfekte Selbstauslöschung an der Grenze zum Unheimlichen.
Ohne ein Wort zu sagen, beobachteten der junge Mann und Lieutenant Rosselin-Metadi einander. Die Familienähnlichkeit zwischen den beiden war unübersehbar, vor allem in dem klaren, arroganten Profil der Rosselin, aufgrund dessen die Domina Perada zum Liebling der Künstler in der ganzen Galaxie aufgestiegen war. Noch einmal ging Gil seine innere Datensammlung der Familie des Generals durch. Der junge Mann in der schlichten Kleidung eines Lehrlings der Adepten musste Owen Rosselin-Metadi sein, also das mittlere Kind, am Ende des Magierkrieges geboren, als Entibor schon eine ausgebrannte Wüste ohne Leben war. Ihn trennten nicht ganz zwölf Monate von Beka.
Sie sind so kurz nacheinander geboren , dachte Gil, sie müssen sich sehr nahe gewesen sein.
Eigenartigerweise war es aber gar nicht Owen, sondern Ari, der Gils Einschätzung nach den größten Teil seiner Kindheit und Jugend im entfernten Maraghai verbracht hatte, der am stärksten vom Tod der Schwester betroffen schien. Ari zeigte den verletzten, argwöhnischen Ausdruck von jemandem, der zu viele Schläge in zu kurzer Zeit hatte hinnehmen müssen. Wenn sein Bruder einen ähnlichen Schmerz empfand, so verbarg er ihn jedenfalls erfolgreich hinter einem kühlen, abwägenden Gesichtsausdruck.
Schließlich brach der Lieutenant das Schweigen. »Owen, ich hatte dich gar nicht als Türwache erwartet.«
Der jüngere Metadi zuckte mit den Schultern. »Ich tue, was immer Meister Ransome von mir verlangt. Und irgendjemand muss die Holovid-Reporter ja abwimmeln.«
»Tod und Verdammnis«, sagte Ari. »Treiben die sich hier oben etwa auch herum?«
»Sie kommen und gehen«, entgegnete Owen. »Bisher waren es erst drei an diesem Abend. Ich habe sie aufgefordert, sich zu entfernen, und das haben sie auch getan.«
Gil sagte nichts, vermutete aber, dass er wohl nicht alles aussprach. Die Miene von Aris Bruder ähnelte der von Meister Ransome; sie strahlte eine Ruhe aus, die etwas Fremdartiges und möglicherweise sogar Gefährliches überdeckte. Heute war Ransome über jeden Zweifel erhaben, er war Meister der Adeptengilde. Aber während des Magierkrieges war er selbst unter den Freibeutern von Innish-Kyl berüchtigt gewesen.
Der jüngere Sohn des Generals dagegen schien ein Rätsel zu sein. Gil wusste nicht viel über ihn. Seit seinem fünfzehnten Geburtstag, seit zehn Jahren also, war er Lehrling bei den Adepten und verbrachte die meiste Zeit in ihrem Refugium tief in den Bergen von Galcen. Und dennoch, auch er strahlte dieses schwer Definierbare aus: Gefahr. Als Owen Rosselin-Metadi die Reporter aufgefordert hatte zu verschwinden, hatten sie dies gewiss ohne jede Nachfrage getan.
Ari allerdings war nicht sonderlich beeindruckt. Der große Lieutenant schüttelte nur den Kopf und trat an seinem jüngeren Bruder vorbei in den Haupttrakt des Hauses.
Zeit, den General zu finden und Bericht zu erstatten , dachte Gil.
Er nickte dem Bruder des Lieutenants höflich zu und verließ die schallisolierte Eingangshalle, um in ein Chaos von Gerüchen und Geräuschen zu treten. Der große Raum im Erdgeschoss des Anwesens war voller Männer und Frauen – und einer Handvoll verschiedener Außerirdischer, deren Geschlecht Gil nicht zu bestimmen gewagt hätte. Alle redeten in drei verschiedenen Sprachen und mindestens einem Dutzend Dialekten gleichzeitig, von reinem Galcenisch zu unverfälschtem Portside, dem Hafenslang Galcens. In einer Ecke spielten ein paar junge Offiziere der Prime Basis Doppel-Tammani mit einer älteren Frau, die das traditionelle Kleid der Entiboraner mit einem Diamantdiadem trug. In einer anderen Ecke sah Gil eine junge Dame, in der er die Enkelin des Ratsmitglieds Vannell Oldigaard erkannte und die gerade mit einem muskulösen FreeSpacer flirtete, der es irgendwie vom Raumhafen hierher geschafft hatte.
Das Licht im Raum war gedämpft, und alles wirkte etwas verschwommen, außerdem hing der Geruch von Schweiß und Bier in der Luft. Gil sah sich nach dem General um und entdeckte ihn schließlich. Die große Gestalt in schwarzer Zivilkleidung, die in einer Ecke des überfüllten Raumes an der Wand lehnte und die ganze Szene mit einem sarkastischen Blick beobachtete, war unübersehbar.
Gil bahnte sich einen Weg durch die Menge. »Auftrag erfüllt, Sir«, sagte er, als er den General erreichte. »Ich habe Ihren Sohn an der
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