Der Preis der Sterne 2 - Doyle, D: Preis der Sterne 2 - Starpilot´s Grave. Mageworlds 02
Tür.«
Llannat konnte sich nicht rühren. Der Zwang, der sie in diesen dunklen Raum in die Mitte des Schiffes gebracht hatte, lastete wieder auf ihr und zwang sie diesmal hierzubleiben. Sie wollte in diesem Augenblick nichts so sehnlichst, wie diesen Ort verlassen, mit seinem überwältigenden Gestank und dem ständigen Gefühl von Magierwerk und Hexerei. Aber ihre Füße wollten ihr einfach nicht gehorchen.
Hier soll ich sein. Wo das Magierwerk am stärksten ist. Wenn es noch eine Botschaft für mich gibt, dann hier.
Erneut war sie von ihren eigenen Gedanken überrascht, aber noch mehr verblüffte es sie, als sie begriff, dass es stimmte. Die erste Botschaft, die für sie im Deathwing hinterlassen worden war, war schon verstörend genug gewesen. Sie hegte keinerlei Zweifel daran, dass sie der Adept war, an den sich diese Botschaft richtete, trotz der Lücke von mehreren Jahrhunderten. Jetzt jedoch begriff sie, dass das Schiff selbst eine Botschaft war.
Magierlords leben lange und machen langfristige Pläne. Besonders pingelig sind sie bei dem Thema, wer etwas nach ihrem Ableben bekommen soll. Das hat mir Vinhalyn erzählt. Es klang so, als würden sie Projekte und auch Macht weitergeben, und auch gewisse andere … Dinge, so wie meine Familie Schuhe vererbt hat.
Und für mich wurde dieses Schiff an diesem Ort hinterlassen.
Jetzt blieb ihr nur noch eins zu tun übrig. Wenn hier in der Luft und dem Stahl dieses Schiffes eine Botschaft auf sie wartete, dann musste sie losgehen und sie finden. Zögernd sank sie in den Kreis auf die Knie und legte den kurzen Ebenholzstab auf die weißen Deckplatten vor sich hin, schloss die Augen und versuchte, sich so weit zu entspannen, dass sie in eine meditative Trance fallen konnte.
Das war schwer, weit schwieriger als gewöhnlich. Der Geruch und das Gefühl der magischen Hexerei durchdrangen den Raum; mit jedem Atemzug schien sie den Gestank tiefer in ihre Lungen hineinzuziehen. Wenn man – umgeben davon – dennoch versuchte etwas zu tun, so glich das dem Versuch, Wasser zu atmen. Sie durchbrach immer wieder die Oberfläche, ihr Herz hämmerte, und ihre Lungen verkrampften sich vor Panik.
»Dagegen anzukämpfen funktioniert nie.«
Dieser alte Rat fiel ihr wieder ein … es war einer der ersten Sätze, den die Lehrer einem neuen Lehrling im Refugium sagten. Owen Rosselin-Metadi hatte es Llannat gesagt, damals, als sie noch eine unerfahrene Anfängerin gewesen war, die glaubte, der einzige Weg, mit ihrem so plötzlich aufkeimenden Talent fertigzuwerden, wäre, es so gut zu unterdrücken, wie sie nur konnte.
Und jetzt versuchte sie dasselbe erneut, versuchte dagegen anzukämpfen, wie der Raum tatsächlich war, und so zu tun, als wäre das, was hier geschehen war, niemals eingetreten. Kein Wunder, dass es nicht funktioniert hatte.
Sie hörte auf zu versuchen, das Magierwerk zu ignorieren, das sie so dicht umhüllte. Stattdessen erlaubte sie ihrem Geist zu treiben, ganz ungezwungen, und überließ sich dem Raum, so wie er es erlaubte, als ein Teil der notwendigen Gestalt, die dieser Abschnitt des Universums angenommen hatte. Während sich ihre Spannung linderte, spürte sie allmählich, wie ihr Puls langsamer schlug und auch ihre Atmung ruhiger wurde. Und dann, so leicht, als würde sie in eine Wanne mit warmem Wasser gleiten, entkam sie den normalen Gedanken in die meditative Trance.
Sie hatte keine Ahnung, wie lange sie dort gekniet hatte, bevor sie wusste, dass es Zeit wurde, die Augen zu öffnen, ihren Stab zu nehmen und aufzustehen. Doch als sie das tat, fand sie sich an einem anderen Ort wieder … auf einer riesigen, dunklen und doch nicht dunklen Fläche, die fast wie eine große Halle wirkte, in der sämtliche Geräusche verschluckt wurden. Um sie herum hingen Vorhänge und Wandbehänge, riesige, schwere Wände aus gemustertem Tuch. Der untere Saum fegte über den Boden zu ihren Füßen; und den oberen Rand konnte sie nicht sehen, weil die Teppiche unendlich hoch zu sein schienen und in der Dunkelheit weit über ihrem Kopf verschwanden.
Die Wandbehänge und Gobelins bildeten Wände und Räume in der Dunkelheit, unterteilten die riesige, grenzenlose Halle in ein Labyrinth aus Vorhängen, die sich in einem schwachen Wind, den sie nicht fühlen konnte, sanft bewegten. Sie hielt ihren Stab fest in einer Hand und setzte sich in Bewegung. Sie wusste nicht, ob sie am Rand des Labyrinths stand oder in seinem Herzen gefangen war.
Ein paar Minuten später bog sie falsch
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