Der Preis der Sterne 2 - Doyle, D: Preis der Sterne 2 - Starpilot´s Grave. Mageworlds 02
ihren Augen. »Ich hasse Politik, ich hasse auch steife Partys, und ich hasse es, zu Leuten nett sein zu müssen, die ich nicht ausstehen kann. Und ich werde nicht den Rest meines Lebens Kindermädchen spielen – für Menschen, die mit ihrem Denken in der Vergangenheit stecken geblieben sind.«
Noch bevor ihre Mutter etwas erwidern konnte, rannte sie aus dem Mannschaftsraum zur Pilotenkanzel – aber hinter der Vakuumschiebetür befand sich nicht die Brücke der Warhammer , sondern die Hintertreppe des Hauses im Hochland, die zur Dachterrasse hinaufführte, auf die die Sterne kalt, fern und hell hinabschienen. Ihr Bruder Owen stand am anderen Ende der Terrasse und blickte in die Nacht hinaus. Traum-Beka hatte ihn die Party nicht verlassen sehen, aber da war er. Er hatte es sich schon bequem gemacht und seine elegante Garderobe gegen die schlichte, beigefarbene Kleidung getauscht, die er jeden Tag als auszubildender Adept trug. Das Licht des hohen, fernen Mondes blich selbst noch die letzte Farbe aus ihnen heraus, so dass er fast wie eine reglose Studie aus verschiedenen Grauschattierungen wirkte.
Sie lief zu ihm, packte seine Oberarme und schüttelte ihn heftig aus den Träumereien, denen er offensichtlich gerade nachhing.
»Bring mich hier weg, Owen«, sagte sie. »Jetzt gleich.«
Er blinzelte und schaute sie etwas verwirrt an. »Wie bitte?«
»Bring mich hier weg«, wiederholte sie. »Ich muss einfach fort von Galcen, bevor sie mich in ein Glaskästchen einsperren und Domina von Entibor auf den Deckel schreiben. Ich bin nicht wie Mutter. Ich würde durchdrehen, wenn ich versuchen müsste, so zu leben.«
Sie schüttelte ihn noch einmal. Diesmal noch fester. »Ich meine es ernst, Owen. Ich muß hier weg!«
Halbherzig versuchte Owen, sich ihrem Griff zu entwinden. »Und wovon willst du leben?«, fragte er. »Wenn du nicht vorhast, eines Tages Domina zu sein …?«
Mit einem Ruck zog sie an der Silberkordel, die ihre Abendtasche verschloss, und zog eine Chipkarte mit ihrem Flatpic heraus. »Siehst du das? Das ist eine unbeschränkte kommerzielle Sternenpilotenlizenz, und sie gehört mir.«
»Du hast Mutter aber erzählt, du würdest den Simulator bloß für eine eingeschränkte Lizenz für Freizeitpiloten nehmen.«
»Na, dann habe ich wohl auf den falschen Knopf gedrückt, als ich den Simulator benutzt habe. Jeder, der bei Dadda fliegen lernt, ist in der Lage, jedes normale Schiff zu manövrieren, das weißt du ganz genau.«
In dem blassen Mondlicht konnte sie seinen Gesichtsausdruck nicht erkennen. Sie schob die Lizenz wieder in ihre Tasche zurück und sprach weiter. »Das Einzige, was die Leute davon abhält, mich auf der Stelle als Pilotin einzustellen, ist mein Name. Deshalb bin ich auf deine Hilfe angewiesen, um eine faire Chance zu bekommen. So wie du mir damals bei der Nacktschnecke in Tarveets Salat geholfen hast.«
Owens Mundwinkel verzogen sich kurz nach oben. »Daran kann ich mich noch erinnern. Und keiner hat es gemerkt, erst als er sie halb aufgegessen hatte.«
»Du hast sogar schon damals Leute gut hinters Licht führen können. Und ich wette, du bist jetzt noch viel geschickter darin.«
Sie hörte, wie er lachte. »Dann sieh zu, dass die hübschen Zöpfe aus deinem Haar verschwinden, und zieh dir deinen speckigsten Overall an«, sagte er. »Wir können den Fluggleiter nehmen, sobald Mutter ins Bett geht.«
Er hielt inne, während sich seine Miene veränderte. Sein Gesicht wirkte plötzlich älter und ernster, und seine müden Augen schienen mehr gesehen zu haben, als ein Mensch vertragen konnte. »In der Nacht, bevor du stirbst, wirst du das hier träumen«, sagte er zu ihr. »Und dann wirst du dich erinnern.«
Beka schnappte nach Luft, wachte auf und verhedderte sich mit dem rechten Arm im Laken, als sie versuchte, nach dem Messer zu greifen, das sie immer an ihrem linken Unterarm trug.
»Langsam«, murmelte Nyls Jessan nah an ihrem Ohr. »Alles in Ordnung. Du bist gerade aufgewacht.«
Das Rauschen der Schiffsbelüftung trat in den Hintergrund, und Jessans Hände fühlten sich auf ihrer Haut warm an, als er sich aus dem zerwühlten Laken aufrichtete. Als er damit fertig war, stützte sich der Khesataner auf einen Ellenbogen und betrachtete sie.
»Du zitterst ja immer noch«, sagte er. »War es denn so schlimm?«
»Ziemlich schlimm.« Sogar ihre Stimme zitterte. Mein liebes Mädchen, sei bloß froh, dass nur ihr, Nyls und du, das hier mitbekommt. Wenn Ignac auch nur die kleinste
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