Der Preis der Sterne 2 - Doyle, D: Preis der Sterne 2 - Starpilot´s Grave. Mageworlds 02
wenn du dich immer nur darum kümmern musst, das Geld für die Miete zusammenzukratzen.«
»Wenn ich dafür anschaffen gehe, meinst du.«
Unbeeindruckt zuckte er noch einmal mit den Schultern. »Was auch immer.«
Sie gab es auf zu versuchen, mit ihm zu diskutieren. Am nächsten Tag, genauer, am nächsten Morgen, als Owen von seiner nächtlichen Arbeit heimkehrte, wartete sie vor seiner Apartmenttür.
»Du hast gesagt, du könntest mir etwas beibringen«, sagte sie. »In Ordnung. Hier bin ich. Finden wir also heraus, was ich in einem Monat lernen kann.«
Das war nun fast drei Wochen her, und sie wusste schon jetzt, dass sie nicht wieder zurück ins Freling’s gehen würde, wenn der Monat vorbei war. Was sie stattdessen tun würde, wusste sie noch nicht, aber sie sagte sich, dass sie ihre Pläne erst später machen würde, nachdem sie all das gelernt hatte, was ihr Owen beibringen konnte. Unterdessen verrichtete sie die Schattentanz-Übungen, so wie er es ihr am ersten Tag beigebracht hatte, und marschierte jeden Morgen vertrauensvoll für eine weitere Unterrichtsstunde in sein Apartment hinauf.
Manchmal brachte sie auch etwas zu essen mit, um die gefrorenen oder dehydrierten Schnellgerichte zu verbessern, die Owens Vorstellungen vom Kochen entsprachen. An diesem besonderen Morgen hatte sie einen frischen Laib Körnerbrot und ein Päckchen dünngeschnittener Wildschweinwurst aus Ulles Eckladen mitgebracht. Das Brot und die Wurst befanden sich in einem Bastkorb auf dem Tresen in der Kochnische und warteten darauf, dass sie die Stunde beendete.
Am Ende der Schattentanzsequenz drehte sie sich zu Owen um, der sie an den Tresen gelehnt beobachtet hatte.
»Und?«, erkundigte sie sich. »Besser?«
»Besser«, antwortete er. »Vielleicht noch nicht perfekt, aber schon besser.«
»Und was passiert, wenn es perfekt ist?«
»Es ist nie perfekt«, erklärte er ihr. »Aber wenn es so nahe an der Perfektion ist, wie du nur kannst, dann gehen wir an die zweite Sequenz. Und danach an die dritte. Und jetzt sag mir … bekümmert es dich immer noch, was andere Leute über dich denken?«
»Nur manchmal«, antwortete sie und versuchte die Aussicht zu verdrängen, bis in alle Ewigkeit eine Sequenz nach der anderen zu lernen. »Und wenn, dann ist es nicht so schlimm.«
»Zu wissen, dass du nicht verrückt bist, das ist der erste Schritt«, erklärte er ihr. »Und Disziplin ist der zweite Schritt.«
»Disziplin. Soll dieser ganze Schattentanzkram dafür gut sein?«
Er wirkte erfreut. So wie die Lehrer in der Grundschule ausgesehen hatten, wenn sie etwas ganz allein herausgefunden hatte, ohne dass ihr jemand die Antwort verraten hatte. »Für die Disziplin, ja. Und er ist auch noch für ein paar andere Sachen ganz nützlich.«
»Was für Sachen?«
»Das hängt davon ab, wie du es machst. Schau mal.« Er trat vom Tresen weg in die Mitte des Raumes und wiederholte die ersten paar Schritte der Übung, die sie gerade erst gemacht hatte.
»Wenn du es so machst«, sagte er, »dann hast du den Grundschritt, genau so, wie ich es dir gezeigt habe.«
Sie nickte. »Das sehe ich.«
»Aber du kannst es auch so machen.« Fast noch schneller, als sie es verfolgen konnte, hatte er noch einmal die ganze Sequenz absolviert … und zwar nicht nur schneller, sondern auch härter und mit einem Nachdruck, den sie nicht ganz nachvollziehen konnte. »Wenn du es so versuchst, wird jeder, der dir im Weg steht, ernsthafte Verletzungen davontragen.«
Sie ließ einen Moment lang die anderen Bewegungen des Schattentanzes vor ihrem inneren Auge vorbeiziehen. Nun, da sie wusste, worauf sie zu achten hatte, konnte sie erkennen, dass jede Bewegung dazu geeignet war, einem Gegner Schaden zuzufügen.
»Nützlich«, meinte sie schließlich. »Ich glaube, mir gefiel die Übung trotzdem besser, als ich noch dachte, sie sollte nur hübsch aussehen.«
Sie erwartete fast seinen Widerspruch, aber zu ihrer Überraschung lächelte er wieder. »Der Tanz um des Tanzes willen ist natürlich immer der beste. Was uns zum dritten Grund bringt, warum es gut ist, ihn zu lernen.«
» Noch ein Grund? Wie viele Gründe gibt es denn noch?«
»So viele, wie es Tänzer gibt«, gab er zurück. »Die meisten Adepten finden, dass sie von den Bewegungen bei der Meditation unterstützt werden.«
»Bei was?«
Er lachte in sich hinein. »Man macht die Bewegungen einfach ganz langsam. In einem Viertel der Geschwindigkeit. Und denkt an nichts anderes, während man sie
Weitere Kostenlose Bücher