Der Preis der Sterne 3: Zwischen Ehre und Treue (German Edition)
sie. »Ich hasse altruistisch veranlagte Dilettanten.«
Jessan legte sich mit einer theatralischen Geste die Hand aufs Herz. »Mylady, das hat mich jetzt wirklich bis ins Mark getroffen!«
Sie blieb stehen und sah ihn gelassen an. »Entschuldige, Nyls … Was genau meinst du denn, etwa die Bemerkung mit altruistisch ?«
Er zuckte mit den Schultern. »Die Leute sagen, dass Khesat der einzige Planet in der zivilisierten Galaxis sei, dessen Bewohner keine heimlichen Laster haben. Wenn sie aber doch welche hätten, wäre Altruismus wahrscheinlich eines davon.«
»Hm. Und ist es auch dein heimliches Laster?«
»Nicht im Geringsten«, sagte er mit entwaffnender Offenheit. »Ich unternehme das alles nur für die schlichte Belustigung, mit der es mich erfüllt, und für Baronet D’Rugiers exzellente Buffets. Jede Menge gezuckertes Naschwerk: Das ist immer ein gutes Zeichen.«
»Schlicht, ha!« Sie lächelte ihn unwillkürlich an. »Du bist so wenig gradlinig und schlicht wie eine gewundene Landstraße, und du beobachtest Jervas Gil, seit wir hier angekommen sind. Ich wette um fünf mandeynische Mark mit dir, dass du gerade jetzt, zwischen Kanapees und Smalltalk, irgendetwas ausheckst.«
»Da habe ich mich wohl in meinen eigenen weißen Lügen verfangen«, antwortete Jessan. »Findet denn die Schande, die ich meiner Familie mache, gar kein Ende? Ich möchte gerne die Lady, die dort neben ihm steht, etwas genauer in Augenschein nehmen.«
»Du meinst die Nervöse?«
»Genau die. Sie ist hier die einzige Person, die nicht wie ein Mitglied der SpaceForce oder ein interstellarer Verbrecher aussieht.«
»Oh. Und was bin dann ich?«
»Du bist die Domina von Entibor«, gab er zurück. »Und dazu eine ausgezeichnete Gesellschaft.«
Sie leben verdammt gut in den Adeptenwelten , dachte Ignaceu LeSoit. Er betrachtete das Buffet und entschied sich für zwei Scheiben gekühlter Weinmelone und eine Schale mit Beeren und Sahne. Selbst wenn sie verlieren.
Die Weinmelone war frisch und hatte violettes Fleisch. Ihr berauschender Duft und der süße Geschmack erinnerten ihn an die Sommerfrucht Neiath zu Hause auf Eraasi. LeSoit aß sie langsam, genoss den Geschmack ebenso wie die Erinnerungen. In dem Jahr, bevor sus-Airaalin und die Auferstandenen ihn rekrutiert hatten, hatten er und seine Cousins Neiath in einem Obstgarten im Hochland während des langen, heißen Sommers gepflückt. Die reifsten hatten sie sofort gegessen, diejenigen, die so saftig waren, dass sie nicht einmal einen Moment in dem engen, geflochtenen Korb überlebt hätten. Den Rest hatten sie für den Markt eingepackt.
»Captain LeSoit?«
Er wurde mit einem höchst unangenehmen Ruck aus seinem Tagtraum gerissen und blickte hoch. Eine Frau in der Uniform der SpaceForce stand einen halben Meter vor ihm. Sie trug die Insignien eines Lieutenants und außerdem eine goldene geflochtene Tresse über der einen Schulter. Also war sie jemandes Adjutantin und vermutlich erheblich wichtiger, als sie aussah. Der abschätzende Blick ihrer sanften grauen Augen bereitete LeSoit Unbehagen; ganz offenbar hatte sie ihn bereits eine Weile beobachtet, bevor sie ihn angesprochen hatte.
»Lieutenant …?«
»Jhunnei. Die Adjutantin Commodore Gils. Oder Baronet D’Rugiers, wie die Zivilisten sagen.« Sie machte eine Pause. »Captain LeSoit, ich muss Sie um einen Gefallen bitten.«
»Wenn ich Ihnen helfen kann«, erwiderte er. Als sie von einem Gefallen sprach, reagierte er sofort gereizt, doch er konnte sich nicht gut auf höfliche Art und Weise herauswinden; außerdem war sein eigenes Bedürfnis, Informationen zu sammeln, so stark, dass er sich gern weiter mit ihr unterhalten wollte.
»Sie sprechen Eraasianisch.«
Ihre Bemerkung kam vollkommen unerwartet und klang so beiläufig, dass sie jeden Widerspruch von vornherein ausschloss. LeSoit blinzelte und versuchte, so gut er konnte, unbeeindruckt auszusehen.
»Ich glaube nicht …«, begann er.
»Unsere Aufzeichnungen über Sie sind zwar lückenhaft«, meinte sie, »vor allem, weil das zentrale Datennetz nach dem Fall von Galcen zusammengebrochen ist. Aber es ist mir dennoch gelungen, ein paar Bruchstücke zusammenzukratzen und miteinander in Beziehung zu setzen. Erstens gehörten Sie nicht der Besatzung der Warhammer an, als sie das Netz passiert hat. Sondern Sie hatten eine, wie es scheint, höchst einträgliche Beschäftigung auf der anderen Seite der Kluft. Und zwar auf Eraasi.«
»Ich habe dort als Leibwächter
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