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Der Preis des Lebens

Der Preis des Lebens

Titel: Der Preis des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Endres
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geflossen.
Schließlich endete aber auch der neuerliche Anstieg, erreichten sie wieder ebenmäßiges Terrain.
Vor ihnen erstreckten sich eine wild wuchernde Brombeerhecke, die den Rand des kleinen, von Tannen und Kiefern gekrönten Plateaus wie eine wilde Mauer säumte. Belvk wischte sich mit dem Handrücken über die Stirn, trat neben den Jagam und warf einen Blick über die verschlungene Hecke.
Unten, am Fuß des ziemlich steilen, von weiteren Dornbüschen überwucherten Abhanges, lag hinter einer schroffen Felsformation und einer natürlichen Geröllrampe der Eingang zu einer Höhle, der wie das weit aufgerissene Maul eines monströsen Steinbären aussah. An die Felszacken, die wie spitze Zähne aus der Erde ragten, schlossen sich vielleicht knapp fünfzehn Meter, ehe der Wald wieder seine Herrschaft geltend machte und seine Wurzelfinger nach der freien Fläche mit ihren gelben Grasstoppeln ausstreckte.
Belvk sah, wie der grimmige Blick seines Begleiters sich noch weiter verfinsterte, als der Jagam im gleichen Moment wie der junge Pilzsammler die bleichen Knochenüberreste erspähte, die achtlos zwischen den Steinzähnen vor der Höhle lagen. Der Jagam zog sein Schwert. Nach einem weiteren Blick auf den Abhang und die Brombeersträucher schob er die Klinge jedoch wieder zurück in das Waffengehänge auf seinem Rücken und griff stattdessen nach dem kurzen Schaft seiner Streitaxt.
»Darf ... soll ich mitkommen?«, fragte Belvk unsicher.
»Da unten wartet ein Troll«, antwortete der Jagam schlicht. »Der meinen Partner gefangen hält. Einen Vampir.« Er ließ seine Worte kurz wirken. »Entscheide selbst.«
Belvk spähte zögernd über die Brombeerbüsche. Auf den schwierigen Abstieg, der vor ihm lag. Die Knochen .
»Klingt nach einem ... Abenteuer«, meinte er nach einer Weile prosaisch. Mit leicht zittrigen Fingern griff er unter sein Wams und zauberte einen Dolch hervor, der dem Blick des Jagam nach höchstens zum Brotschmieren taugte. Der Krieger schwieg allerdings und stürzte sich sogleich in das Meer aus Dornen und Ranken und hackte sich seinen Weg den Hang hinab frei. Belvk zögerte und sah dem Nachtjäger nach, bis dieser sich bis zum Fuß des Abhangs durchgekämpft hatte. Dort massierte der Jäger kurz seine Schulter, ehe er geradewegs auf den zerklüfteten Höhleneingang zumarschierte.
Belvk beobachtete ihn, bis er im Dunkeln verschwand.
Dann umklammerte der Jüngling das Heft seines Dolches und folgte der Schneise, die der Jäger mit Hilfe seiner Halbrüstung und seiner Axt geschaffen hatte.
*
    Vorsichtig schälte sich Belvk aus dem Schutz der letzten Dornbüsche und schlich wie eine junge Katze in Richtung Höhle. Erst jetzt fiel ihm auf, dass er gar kein Waffengeklirr und keine Kampfgeräusche hörte.
Belvk fasste all seinen Mut zusammen, huschte weiter voran und duckte sich hinter einen besonders großen Stein, um von dort aus verstohlen ins Innere der Höhle zu lugen.
Entsetzt schnappte der Junge nach Luft.
»Still, Kleiner!« Erst die raue Flüsterstimme des Jagam riss Belvk aus seiner Starre. Der Nachtjäger stand mit gesenkter Axt direkt neben dem jungen Erntehelfer im Schatten des Höhleneingangs und blickte ebenfalls ins Innere. Seine Miene verriet nicht, was hinter seiner vernarbten Stirn vor sich ging.
Belvk indes konnte den Mund einfach nicht zuklappen und kam aus dem Staunen gar nicht mehr heraus.
Die von außen so abweisend wirkende Höhle glich im Inneren einem Palast! Entlang der zerklüfteten Wände brannten Fackeln, in deren Schein sich wahre Schätze des Wohlstands sonnten, vom goldgerahmten Gemälde bis hin zum dicken roten Teppich, der den Felsboden wie eine Drachenzunge bedeckte. Zentrum der Höhle war ein riesiges Lager, ja fast ein Berg aus noch mehr Teppichen, Fellen und Decken. Umringt wurde dieses große Lager von knapp einem halben Dutzend kleinerer Versionen der komfortablen Ruhestätte mit jeweils nur einem Teppich oder zwei dünnen Wolldecken. Holzstämme dienten hinter dem großen Lager und seinen kleineren Brüdern als Bänke, ein riesiger, altarähnlicher Steinquader als Tisch. Auf diesem reihten sich wiederum Trinkpokale, Teller, Schüsseln, Bestecke, Porzellantassen und Kerzenständer wie die Soldaten einer Armee des Prunks.
Für Belvk sah es so aus, als habe man den halben Haushalt seines Herrn in die Höhle tief im Wald geschleppt.
Doch das war bei Weitem noch nicht alles. In der so formidabel ausstaffierten Höhlenkammer tummelten sich zudem gut und gerne zwanzig

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