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Der Preis des Lebens

Der Preis des Lebens

Titel: Der Preis des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Endres
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gleicher Höhe mit Mersina, Lorn und Visco zu verständigen. Das Quintett wurde wiederum von Duriks Männern umringt, derweil im Höhleneingang die Leibgarde des Kobold-Stammesführers wartete und die Menschen misstrauisch beäugte.
Zuvor hatte Mersina festgestellt, dass sie in etwa verstand, was die Kobolde von sich gaben. Anscheinend gab es in der gemeinsamen Vergangenheit von Trollen und Kobolden im felsigen Herzen der Welt zumindest sprachlich einen gemeinsamen Nenner, auf den Mersina und Häuptling N'aractac zurückgreifen konnten, um sich zu verständigen.
Mersina übersetzte für alle Beteiligten – bevor sich ihre Mutter kurz nach Mersinas fünftem Geburtstag von einer Klippe gestürzt hatte, war es ihr wichtigstes Anliegen gewesen, ihrer Tochter Sprache und Kultur der Menschen näher zu bringen, wenngleich Mersina auch unter Trollen aufwuchs und die Stärke und Kraft ihres Vaters geerbt hatte.
»Er sagt, dass sein Volk ursprünglich ebenfalls aus den Bergen stammt, seit Jahrtausenden aber bereits hier im Wald lebt«, übertrug Mersina gerade N'aractacs Rede und lauschte den Worten des kleinen Kobolds. »Und dass sie seit über fünfhundert Jahren auf die Ankunft ihrer Göttin warten.«
Visco konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.
»Göttin? Klingt ... emanzipiert.«
Mersina sah Visco mit einem süßsauren Lächeln an. »Ganz schön große Klappe für jemanden, der heute Morgen von einer Frau niedergeschlagen und zu ihrer Höhle geschleppt worden ist.«
»Eine Frau mit der Kraft eines Trolls«, murmelte Visco zerknirscht und mied Lorns Blick. Er hatte sich am Morgen wahrlich nicht mit Ruhm bekleckert.
Mersina übersetzte in der Zwischenzeit weiter: »Sie beobachten meine Höhle anscheinend schon seit Längerem. Als dein Freund mit der Axt in der Hand den Hang runtergerutscht kam, wähnten mich die kleinen Kerle in Gefahr. Sie wollten mich ... beschützen, wenn ich N'aractac richtig verstehe. Deshalb auch das Aufgebot da draußen.« Mersina spitzte die Lippen. »Was soll ich jetzt tun?«, fragte sie dann in die Runde. »Anscheinend wollen sie mich ... behalten. Die Göttin, die ihre Existenz endlich bestätigt, wie N'aractac sagt. « »Dir könnte nichts Besseres passieren«, meinte Lorn auf einmal leichthin, nachdem die Versammelten eine Weile nachdenklich geschwiegen hatten.
Mersina stutzte. »Was redest du da, Narbengesicht? Ich habe hier inzwischen ein ziemlich hübsches Zuhause, falls dir das nicht aufgefallen sein sollte! Und zwanzig stramme Kerle für meinen ... Appetit . Da brauch ich keine fünfhundert Gnome, die mich verehren. Mir genügen meine Jungs, die mich auf Händen tragen.«
»Anscheinend nicht.« Lorn blieb unnachgiebig. »Sonst würde Durik nicht so einen Aufstand machen, weil immer mehr seiner Arbeiter verschwinden . Oder sich wundern, wo seine Silberlöffel abbleiben ...«
»Ich kann nichts dafür, wenn die Kerle sich nachts davon schleichen und Geschenke für mich besorgen, mit denen sie mich beeindrucken wollen!« Mersina spürte Lorns Blick, kniff die Augen zusammen und murrte: »Du magst mich nicht, oder?«
Lorn zuckte mit den Schultern. »Das spielt keine Rolle. Ich überlege nur, wie wir am besten aus der Sache rauskommen. Durik will deinen Kopf, und wir sollen ihm den bringen. Und die Kerle hier brauchen noch eine Woche, dann schlagen sie sich vor Eifersucht die Schädel ein. Und vor deiner gemütlichen Höhle lagert, falls dir das entgangen sein sollte , ein Kobold-Heer auf dem Kriegspfad, das seit Jahrhunderten eine Göttin sucht. Die sie in dir gefunden zu haben glauben.«
Mersina sah Lorn ein paar Sekunden durchdringend an.
»Du hast recht«, lenkte sie schließlich ein und sagte danach ein paar Sätze zu N'aractac und dem Schamanen, dessen Gesicht so runzelig war wie ein eingelagerter Apfel, der im Winter hinter eine Holzkiste im Keller gerollt war.
N'aractac nickte weise. Er erhob sich, verneigte sich tief in Mersinas Richtung und verließ zusammen mit seinem greisen Berater die Teppichpyramide, um seine Leibgarde zu instruieren und dann zu seiner Armee zurück zu kehren.
»Was hast du ihnen gesagt?«, wollte Lorn wissen, als von draußen abermals lautes Geschrei ertönte und die Kobolde schon wieder einen unglaublichen Lärm verursachten. Es klang, als würden die kleinen Kerle vor der Höhle ein Fest feiern.
»Ach.« Ein selbstzufriedener Ausdruck huschte über Mersinas hübsches Gesicht. »Nichts Besonderes. Nur, dass ein Reh oder Wildschwein gelegentlich eine

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