Der Preis des Ruhms
erinnern, wie es früher gewesen war, doch nichts reichte an diese Nacht heran. Sie würde sich bis an ihr Lebensende daran erinnern.
Nach ihrem leidenschaftlichen Intermezzo hatte sie befürchtet, dass sie nicht würde einschlafen können, weil ihr Körper noch pulsierte. Doch Rafe hatte so ruhig und nachdenklich neben ihr gelegen, dass sie bereits nach kurzer Zeit in einen tiefen, traumlosen Schlaf gefallen war.
Ally band ihr Haar zu einem Pferdeschwanz zusammen und eilte in den Flur. In der Wohnung war es ganz still.
“Rafe?”, rief sie und stellte fest, dass ihre Stimme unnatürlich schrill klang.
“Ja, ich höre dich.”
Rafe stand auf dem Balkon und blickte auf die Schnellstraße, die über den Fluss führte und auf der dichter Verkehr herrschte. Er drehte sich um und kam ins Wohnzimmer. Bei seinem Anblick stockte ihr der Atem. Er sah überwältigend aus.
“Guten Morgen, Schatz.” Er hatte einen spöttischen Zug um den Mund.
“Du hättest mich wecken sollen.” Plötzlich war sie ganz durcheinander.
“Das hätte ich auch gleich gemacht.” Lässig blickte er auf seine Armbanduhr. “Du hast genug Zeit.”
“Ich wollte dir Frühstück machen.” Unsicher wandte sie sich zur Küche.
“Wie charmant!” Seine Augen funkelten. “Aber ich habe mich schon selbst versorgt. Ich habe geduscht und mir danach Tee und Toast gemacht.”
Sie hatte so tief geschlafen, dass sie nichts mitbekommen hatte. “Wegen heute Nacht …”, begann sie zögernd. “Können wir darüber reden?”
“Nein, Schatz. Ich muss los. Aber es hat mir Spaß gemacht.”
Nun wusste sie, wo sie stand. “Spaß? Ist das alles?” Gequält sah sie ihn an.
“Was willst du denn von mir hören, Ally? Dass ich mir die Kugel geben möchte, weil meine Liebe nicht erwidert wird?”
“Ich habe alles, was ich gesagt habe, ernst gemeint.”
“Erstaunlich!” Rafe zog eine Augenbraue hoch. “Wir haben nämlich überhaupt nichts gesagt. Du hast mir nur Lalas Phrasen ins Ohr geflüstert.”
“Das sind keine Phrasen, und das weißt du genau. Es ist ein Liebesritual.”
Er lachte schroff. “Was es auch ist, es wirkt jedenfalls – für eine gewisse Zeit.” Wieder blickte er auf seine Armbanduhr und streckte sich dann. “Du bist ein Schatz, Ally. Danke für deine Gastfreundschaft. Ich werde jetzt so lange bleiben, bis du zum Flughafen musst. Ich rufe dir ein Taxi und verfrachte dich hinein. Dann muss ich meine Sachen aus dem Hotel holen. Die Piper steht in Archerfield. Ich werde mich nur ein bisschen verspäten.”
Ally wandte den Kopf, damit Rafe ihr nicht anmerkte, wie traurig sie war. “Du musst nicht auf mich warten.” Fast schien es ihr, als hätte sie das alles nur geträumt. Oder hatten sie sich in einer anderen Dimension geliebt?
“Ich will es aber.” Rafe hatte die Hemdsärmel hochgekrempelt und die obersten Knöpfe offen gelassen. Obwohl es sehr lässig wirkte, sah er in dem weißen Hemd und der perfekt sitzenden blaugrauen Hose viel mehr wie ein Filmstar als wie ein Viehbaron aus. “Weißt du, Ally …” Er ging an ihr vorbei und kniff ihr dabei spielerisch in die Wange. “Ich nehme die Sache mit dem Kerl, der dich verfolgt, sehr ernst. Deswegen werde ich heute noch Janet um Hilfe bitten. Ich habe das Gefühl, dass sie sofort zusagt. Ich werde dafür sorgen, dass sie einen Flug nach Sydney bekommt, und ihr deine Adresse und deine Geheimnummer geben.”
“Das würdest du für mich tun?”
“Natürlich. Ich kann schließlich nicht vergessen, dass ich dich einmal sehr geliebt habe. Und du bist eine Kinross. Die Schwester meines besten Freundes. Brod und Rebecca würden sich große Sorgen machen, wenn sie wüssten, was los ist.”
“Du sagst es ihnen aber nicht, ja?”, drängte Ally. “Nicht solange sie in den Flitterwochen sind.”
Rafe nickte zögernd. “Ich bestehe allerdings darauf, dass du zu Fee gehst, während du dein Wohnungsschloss austauschen lässt. Ich finde, du solltest es ihr sagen. Wahrscheinlich wird sie auch außer sich vor Sorge sein, aber mach ihr klar, dass sie alles mir überlassen und Brod und Rebecca nicht einweihen soll.”
“Das ist alles so schrecklich”, meinte sie. “Ich werde einfach nicht damit fertig.”
“Es wird bald vorbei sein”, versprach er, und seine Miene wurde grimmig. “Ich muss einige wichtige Dinge erledigen und daher fast die ganze Woche auf Opal Plains bleiben, aber danach fliege ich nach Sydney und fange mit meinen Nachforschungen an. Erst mal werde ich
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