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Der Preis des Verrats (German Edition)

Der Preis des Verrats (German Edition)

Titel: Der Preis des Verrats (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leslie Tentler
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fügte hinzu: „Unabhängig davon, ob Hunter schuldig oder unschuldig ist, was die Morde betrifft, er ist erwiesenermaßen nach wie vor eine Gefahr – für sich selbst und für andere, Caitlyn. Insbesondere für dich.“

37. KAPITEL
    „David Hunter!“ Mitch klopfte an die Tür des Motelzimmers im zweiten Stock, dann trat er nach links, sodass eine Betonaußenwand seinen Körper schützte. Er hielt seine Waffe in der rechten Hand, der Lauf zeigte nach unten. „FBI. Machen Sie auf!“
    Reid und Morehouse standen auf der anderen Seite der Tür und hatten ebenfalls die Waffen gezogen. Als sie keine Antwort aus dem Zimmer erhielten, nickte Reid dem indischen Motelmanager zu, der ein Stück hinunter im Laubengang stand. Der sichtbar nervöse Mann kam zu ihnen und entriegelte die Tür.
    „Gehen Sie“, sagte Reid zu ihm. Sobald der Manager davongeeilt war, schwang Mitch die Tür auf, trat zurück und Reid stürmte mit der Waffe im Anschlag hinein und suchte den Raum ab. Mitch und Morehouse folgten dicht hinter ihm. Das Zimmer war genauso heruntergekommen wie das Äußere des Motels. Eine ausgefranste Bettdecke und an der Wand billige Kunstdrucke in Kunststoffrahmen. Die wenigen Möbelstücke waren verschrammt und verschwanden fast vollständig unter leeren Alkoholflaschen.
    Aber nirgends ein Anzeichen von Hunter.
    Reid ging weiter bis zum Badezimmer, griff um den Türrahmen herum und schaltete das Licht an. Vorsichtig spähte er ins Innere.
    „Sauber“, rief er mit dumpfer Stimme und steckte seine Waffe ins Holster zurück. Ungläubig schaute er sich in dem beengten Kämmerchen um. Fotos von Julianne Hunter bedeckten beinahe jeden Zentimeter des Badezimmers – die Wände, den Frisierspiegel, sogar die schimmlige Duschkabine. Es waren alltägliche Fotos eines gelebten Lebens, Schnappschüsse von Geburtstagspartys und Strandausflügen. Aufnahmen von Babypartys, wo sich der Tisch unter den Geschenken für den sehnlichst erwarteten Nachwuchs bog und Julianne und alle Frauen der Familie mit einem Glas Sekt in die Kamera strahlten.
    Reid schluckte schwer, sein Mund war trocken geworden.
    Dieses Mal war Julianne keine Halluzination, sondern schmerzhaft real.
    Nachdem er aus seinem Haus vertrieben worden war, hatte David Hunter hier einen Schrein für seine Frau errichtet, einen Ort, wo er mit den Erinnerungen an sie allein sein konnte. Ein Foto, zwanzig mal fünfundzwanzig Zentimeter groß, war mitten auf den Spiegel geklebt worden. Es war ein Familienporträt und zeigte das Ehepaar mit seinen zwei kleinen Töchtern. Dass Juliannes Leben zu einer Reihe von Fotos verkümmert war, die jetzt an der Badezimmerwand eines schäbigen Motelzimmers klebten, war unsagbar tragisch. Reid spürte, wie ihn Schuldgefühle überkamen, und seine Gedanken kehrten zu dem verfallenen Fabrikgebäude zurück, wo sein kurzes Zögern das Leben der jungen Mutter gekostet hatte. Er sah sie vor sich, wie sie zusammengesackt auf dem abgenutzten Boden lag und das Blut aus dem tiefen Schnitt in ihrer Kehle spritzte.
    „Großer Gott, schau dir das an“, stieß Mitch hervor. Er hatte sich neben Reid gestellt, um ebenfalls einen Blick in das kleine Bad zu werfen.
    „Ist das seine Frau?“, fragte Morehouse hinter ihnen. Er war noch keinem neuen Partner zugeteilt worden und lief daher einstweilen notgedrungen mit.
    Mitch steckte seine Waffe ins Holster. „Es ist jedenfalls nicht Britney Spears.“
    Plötzlich ertönte ein Geräusch. Alle drei drehten sich um. Der Motelmanager stand neben dem Bett. Offenbar hatte er geahnt, dass nichts Bedeutendes stattfand, und war mutiger geworden.
    „Wann haben Sie Hunter zum letzten Mal gesehen?“, fragte ihn Mitch und trat wieder ins Zimmer zurück.
    „Gestern Abend vielleicht“, antwortete der Manager mit starkem Akzent. „Er hat seit zwei Tagen nicht bezahlt.“
    „Ich würde auch nicht für diese Kakerlakenfalle bezahlen“, brummte Mitch, sobald Morehouse den Manager mit nach unten genommen hatte, um ihn in dessen Büro zu befragen.
    Reid stand immer noch in dem behelfsmäßigen Schrein und betrachtete die Fotos. Er versuchte, sich in Hunters Gedankenwelt zu versetzen. Wo war er jetzt? Wanderte er ziellos durch die gefährlichen Straßen von Southeast D. C.? Oder war er in Middleburg, in der Nähe von Caitlyns Heim, und sann auf eine weitere Konfrontation? Der Manager hatte behauptet, er hätte Hunter nur zu Fuß gesehen – kein Auto und keinen weißen Lieferwagen.
    Reid überprüfte die Schubladen des

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