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Der Preis des Verrats (German Edition)

Der Preis des Verrats (German Edition)

Titel: Der Preis des Verrats (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leslie Tentler
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Waschtischs. Sie waren leer. Reid hob den Deckel des Spülkastens an. Ein Messer lag eingetaucht im Wasser.
    „Mitch“, rief er über die Schulter. „Das hier wirst du bestimmt sehen wollen.“
    So etwas hatte er nicht erwartet. Er fragte sich, ob der Gerichtsmediziner das Messer den Schnittwunden an den Leichen der Opfer würde zuordnen können. Er hatte Mitch vorgeworfen, einen Tunnelblick zu haben – an nur einem möglichen Verdächtigen interessiert zu sein –, aber jetzt setzte sich Reid zum ersten Mal mit dem Gedanken auseinander, dass er es vielleicht war, der falschgelegen hatte.
    „Ich zuerst, Novak. Komm mal her.“
    Mitch stand neben dem Bett. Er hatte eine Kette aufgesammelt und hielt sie nun mit der Spitze eines Kugelschreibers in die Höhe. Ein weißer Topas baumelte an der dünnen goldenen Kette.
    „Die lag in der Schublade vom Nachttisch. Wetten, dass die Bliss Harper gehört?“
    „Es könnte auch die Kette seiner Frau gewesen sein“, sagte Reid.
    „Das rauszufinden ist einfach. Wir schauen, ob die Familie Harper das Ding identifizieren kann. Wenn nicht sie, dann eine der anderen Opfer-Familien.“
    Hässliche Vinylvorhänge hatten das große Fenster des Zimmers verdeckt, aber irgendjemand – vermutlich Morehouse – hatte sie zurückgezogen, um eine ungehinderte Sicht auf denLaubengang zu haben. Es war immer noch schwierig, draußen etwas zu erkennen, denn die verregnete Nacht und die Klimaanlage des Zimmers hatten mit vereinten Kräften die Fensterscheibe mit Wassertropfen überzogen. Reid kam näher und wischte mit dem Handrücken den Dunst auf der Scheibe so weit fort, dass er etwas sehen konnte. Draußen blinkte das rote Neonschild des Motels. Die letzten zwei Buchstaben des Namens waren kaputt. Für einen winzigen Augenblick setzte sein Herz aus.
    David Hunter stand am Rande des Parkplatzes, seine verhärmten Züge wurden vom blinkenden Schein des Neonschildes beleuchtet. Er starrte hinauf zu seinem Zimmer.
    „Er steht draußen!“ Reid spurtete den Laubengang hinunter und nahm zwei Betonstufen auf einmal ins Erdgeschoss. Dann rannte er über den vom Regen rutschigen Parkplatz, auf der Suche nach Hunter. Aber von dem Mann war weit und breit nichts zu sehen, nirgends ein Widerhall schneller Schritte – nur das Prasseln der Regentropfen auf dem Asphalt. Reid drehte sich um, suchte nach dem wahrscheinlichsten Fluchtweg. Über ihm raste Mitch die Treppe hinunter.
    Das Motel und das Gebäude daneben bildeten eine dunkle Gasse.
    „Bist du sicher, dass du ihn gesehen hast?“ Mitch atmete schwer, als er den Parkplatz überquerte.
    „Ja. Ich werde die Gasse nehmen.“ Reid deutete zur Straße hinüber. „Du gehst dort entlang.“
    Als er den schmalen Korridor zwischen den beiden Gebäuden erreichte, hörte er Mitch auf dem Parkplatz in sein Handy brüllen, um die Polizeieinheiten in der Umgebung zu alarmieren. Reid bewegte sich vorsichtig weiter. Am anderen Ende der Gasse konnte er eine Öffnung erkennen, höchstwahrscheinlich der Ausgang zur Georgia Avenue. Der schmale Gang war voller Mülltonnen, Kartons stapelten sich überall – viele mögliche Verstecke für jemanden, der gejagt wurde. Reid hielt seine Waffe mit beiden Händen vor sich im Anschlag, ging weiter, suchtedie dunklen Nischen ab. Als er das Ende der Gasse erreichte, traf er auf Mitch, der die belebte Straße parallel zum Motel heruntergekommen war.
    „Nichts, verdammt“, murmelte Mitch. Er wischte sich das Wasser vom Gesicht. In der Stadt um sie herum heulten die Polizeisirenen auf. Die Suche nach David Hunter weitete sich aus.
    Reid schob sein regendurchnässtes Haar aus der Stirn. Sein Atem bildete einen Nebel in der kühlen Luft. Er hatte David Hunter gesehen – das war keine neue Halluzination. Er war es gewesen, hatte hinauf zum Hotelzimmer gestarrt.
    Wenn Hunter es nicht bis zur Metrostation geschafft hatte, musste er noch irgendwo in der Nähe sein.
    Auf das Läuten der Türglocke hin setzte sich Caitlyn in dem bequemen Polstersessel auf. Sie hatte sich eine Häkeldecke übergeworfen und zusammen mit Reids Vater Fernsehen geschaut.
    „Bleiben Sie hier, Caitlyn.“ Ben Novak stand auf, nahm die Pistole zur Hand, die auf dem Bücherregal neben den Familienfotos gelegen hatte. Er trat in die Diele des Apartments. Ein paar Sekunden später hörte sie Reids Stimme, als die beiden Männer leise miteinander sprachen.
    Als er ins Wohnzimmer kam, sah Reid müde und nass aus, sein Trenchcoat und der Anzug darunter

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