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Der Preis des Verrats (German Edition)

Der Preis des Verrats (German Edition)

Titel: Der Preis des Verrats (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leslie Tentler
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vom Tatort fernhielten. Sobald er Reid bemerkte, hatte er sich zu ihm durchgearbeitet. „Sieht so aus, als ob der Unbekannte versucht hat, den Leichnam mit Blättern und Zweigen abzudecken, aber es war zu windig, um ihn lange verborgen zu halten. Der Typ, der die Frau gefunden hat, ist noch da, falls Sie mit ihm reden wollen.“
    Reid erhob sich und schaute zu dem übergewichtigen Radfahrer hinüber, ein Mann im mittleren Alter, der sich für seine morgendliche Fahrt in enge Lycrakleidung geworfen hatte. Vom Fluss kam ein strenger Wind herüber und peitschte Reid ins Gesicht. Seine Ohren waren kalt. Ihm fiel auf, dass Mitch in der Zeit, die er draußen verbrachte, bereits eine rote Nase bekommen hatte.
    „Morehouse, sagen Sie dem Fotografen, er soll Aufnahmen von den Leuten machen – nur für den Fall, dass der Täter zurückgekommen ist, um sich den Zirkus hier anzuschauen.“ Mitch wandte sich zu Reid. „Die Officers haben vor einer Stunde die Umgebung gründlich durchkämmt. Sie haben Reifenspuren gefunden. Es scheint, dass ein Wagen von der Straße ins Gelände abgefahren ist, vermutlich, um die Leiche loszuwerden. Ich weiß, es war dunkle Nacht, aber dieser Kerl hat reichlich Nerven, die Frau hier in einem öffentlichen Park abzulegen.“
    Reid blickte in weitem Umkreis über das Ufer. Einige Radfahrer und Inlineskater absolvierten ihr Sportprogramm auf der Promenade, als ob nichts Ungewöhnliches passiert wäre. Nur ein weiterer Mord, dachte er. Kahle Bäume säumten den Pfad, der die Halbinsel von Hains Point entlang verlief, ihre Äste streckten sich hinauf in den blassen blauen Himmel.
    „Es war ihm wichtig, sie genau hier abzulegen“, bemerkte Reid ruhig. „Es hat eine Bedeutung.“
    Und es war eine weitere Kampfansage an sie.
    „Johnston hat sich schon gedacht, dass du das so sehen würdest, deshalb wollte er dich hier haben“, sagte Mitch und folgte Reids Blick zur anderen Seite des Potomac, zu einem Hochhaus aus Stahl und Glas. Es beherbergte teure Loft-Apartments. Vor zwei Jahren hatte an der Stelle eine verlassene, heruntergekommene Fabrik gestanden.
    Das baufällige Gebäude war abgerissen worden, um Platz für den Fortschritt zu machen. Es war der Ort, wo Joshua Cahill sich sein letztes Opfer genommen hatte.
    Das Büro der VCU befand sich am Judiciary Square, in einem Backsteinbau abseits der Pennsylvania Avenue, ganz in der Nähe zu Bundes- und städtischen Gerichtsgebäuden. Das Licht der Nachmittagssonne ergoss sich durch das Spiegelglasfenster in den Raum im vierten Stock, den sich Reid früher mit Mitch geteilt hatte. Er hatte die meiste Zeit des Tages dort verbracht und sich mit den zwei anderen Agenten durch die Akten zum Cahill-Fall gearbeitet.
    „Wir müssen wissen, mit wem Joshua Cahill Kontakt hatte“, sagte Reid und rieb seine angestrengten Augen mit Daumen und Zeigefinger. Cahill hatte allein gearbeitet – er war allem Anschein nach ein Einzelgänger –, aber es konnte immer sein, dass sich der Nachahmer an Cahill gewendet hatte. Er würde den Killer kennenlernen wollen, dem er so persönlich wie möglich nacheiferte.
    Mitch wandte sich an Morehouse, der sich auf einem gelben Stenoblock Notizen machte. „Ruf das Gefängnis an und sieh zu, dass sie mir die Besucherliste schicken – sofern Cahill irgendwelchen Besuch hatte. Und lass seine Post überwachen. Er hat sicherlich Brieffreunde.“
    „Sind das nicht für gewöhnlich Frauen?“, fragte Morehouse.
    „Tu es einfach.“
    „Er ist dein Partner, nicht deine Sekretärin“, betonte Reid, sobald Morehouse das Büro verlassen hatte. Er kam hinter denAktenstapeln auf dem Konferenztisch hervor und setzte sich auf die Kante der Anrichte.
    Schnaubend schwenkte Mitch seinen Schreibtischstuhl in Reids Richtung. „Er ist ein Frischling. Hat Glück, in der VCU zu sein. Seine Topnoten in Quantico und ein gutes Wort von einem der Washingtoner Bürohengste haben ihn offenbar hier hereingebracht. Erinnerst du dich an deine Anfängerzeit? Er sollte froh sein, dass ich ihn nicht losschicke, meine Sachen von der Reinigung abzuholen.“
    „Kannst du mir sagen, warum ich mal gerne dein Partner war?“
    „Wegen meines Charmes?“ Mitch grinste. „Oder vielleicht weil ich dir immer den Arsch gerettet habe?“
    Das stimmte. Reid betrachtete Mitch. Er hatte die Krawatte gelöst und seine Hemdsärmel bis zum Ellbogen hinaufgerollt. Über seinem Schreibtisch verteilt lagen Tatortfotos von den Ermittlungen im Cahill-Fall, dazwischen die

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