Der Preis des Verrats (German Edition)
Pferd eine belebende Massage mit der Striegelbürste guttat.
Sie hatte gerade den Wasserschlauch mit dem breiten Brausekopf geholt, der einen sanften Wasserstrahl erzeugte, als ein dunkler Wagen auf den offenen, ungepflasterten Hof vor dem Stall rollte.
Drei Männer stiegen heraus, einer von ihnen war Reid. Im Beisein der anderen erschien er ihr irgendwie anders als am Morgen. Seine hageren Züge wirkten härter, und er strahlte etwas Sprödes, Distanziertes aus. Caitlyn spürte, wie sich ein Knoten in ihrem Magen bildete. Ihr kam eine verstörende Erinnerung. Diese Männer waren dienstlich hier – genau wie damals vor zwei Jahren, als sie an ihrem Arbeitsplatz auftauchten und mit ihr über Joshua sprechen wollten.
„Kannst du für mich übernehmen?“ Caitlyn reichte den Wasserschlauch an einen der Stallburschen weiter. Sie wartete, bis er ihren Platz eingenommen und das Gespräch mit den Teenagern aufgenommen hatte. Dann wischte sie ihre Hände an den Gesäßtaschen ihrer Jeans ab und ging den Männern entgegen, um sie zu empfangen.
„Was ist los?“, fragte sie.
„Caitlyn, erinnern Sie sich an Agent Tierney?“
Sie bemerkte den förmlichen Ton, den Reid anschlug. Er wies auf seinen Partner. Agent Tierney trug die übliche FBI-Uniform: dunkler Anzug und tief getönte Sonnenbrille. Er sah so unfreundlich und furchteinflößend aus wie damals während der Ermittlungen im Capital-Killer-Fall und wie beim Prozess gegen Joshua.
„Ms Cahill.“ Tierney nickte ihr knapp zu, dann wies er zu dem anderen Mann hinüber und fügte hinzu: „Dies ist Agent Morehouse.“
„Ma’am“, begrüßte der junge Mann sie höflich. Auch er trug einen Anzug.
„Was ist los?“, wiederholte sie.
Reid ergriff das Wort. „Könnten wir in Ihr Büro gehen?“
Wortlos drehte sich Caitlyn auf dem Absatz um und lief zurück durch den Stall, die drei Männer folgten ihr. Im Kopf spielte sie alle Möglichkeiten durch, warum die Agents gekommen waren. Vielleicht war das zweite Opfer – das Reid am Morgen erwähnt hatte – jemand, den Caitlyn kannte. Sie wappnete sich für die Nachricht, die sie gleich erhalten würde, wie auchimmer sie lauten würde, führte die drei in ihr Büro und schloss die Tür.
„Worum geht es hier, meine Herren?“
„Wir haben Ihre Angestellten überprüft“, teilte Reid ihr mit. „Wie lange arbeitet Manny Ruiz schon für Sie?“
Caitlyn zog sich die Kehle zusammen. „Er ist hier, seit wir angefangen haben. Über ein Jahr …“
„Ist er gerade da?“
„Ich habe ihn zum Futterhandel geschickt.“ Ihr Herz begann schneller zu schlagen. Manny? Was konnten sie von ihm wollen? Er arbeitete hart und hatte sich als vertrauenswürdig und zuverlässig erwiesen, deshalb hatte sie ihm die Verantwortung für den Reiterhof und die Farm übertragen. „Was immer Sie über Mr Ruiz denken, ich kann Ihnen versichern, dass Sie sich irren. Ich habe seine Zeugnisse und Empfehlungsschreiben überprüft …“
„Dann wissen Sie, dass er früher im Springdale Penitentiary inhaftiert war“, warf Agent Tierney ein. Es war dasselbe Bundesgefängnis, wo Joshua seine lebenslängliche Freiheitsstrafe absaß. Sie musste überrascht ausgesehen haben, denn er fügte hinzu: „Ich schätze, dieses unwesentliche Detail hat es nicht in seine Bewerbung geschafft.“
„Was … Was hat er getan?“
Agent Tierney nahm die Sonnenbrille von der breiten Nase und stopfte sie in die Innentasche seines Jacketts. Seine Augen waren blassblau. „Entführung und Körperverletzung. Wollen Sie immer noch für diesen Kerl einstehen?“
Caitlyn war sprachlos. Sie dachte daran, wie behutsam Manny mit den Pferden umging und wie viel Geduld er mit den Stallknechten und Feldarbeitern hatte. Es war unvorstellbar, dass er sie angelogen hatte. Dass er solche Dinge getan hatte. Sie sah von einem Agent zum anderen. „Das kann nicht Ihr Ernst sein. Sind Sie sich da ganz sicher?“
„Caitlyn.“ Reids Stimme klang leise. „Er hat einen Teil seiner Strafe zur selben Zeit wie Joshua abgesessen. Wir möchten mit ihm sprechen.“
Sie holte bebend Luft. Trotz aller Mühen konnte sie ein Zittern nicht unterdrücken.
„Bitte entschuldigen Sie mich für eine Minute“, flüsterte sie.
„Caitlyn …“
Sie ging zurück in den Stall. Einige Arbeiter verfielen in betretenes Schweigen, als sie erschien. Wahrscheinlich hatten sie gerade darüber spekuliert, was auf der Farm wohl vor sich ging. Der Geruch nach Pferden und Heu übte normalerweise eine
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