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Der Preis des Verrats (German Edition)

Der Preis des Verrats (German Edition)

Titel: Der Preis des Verrats (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leslie Tentler
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fragte Reid den Krankenhauswachmann.
    „Wir haben ein Golfmobil, mit dem wir alle halbe Stunde durch die Parkdecks fahren.“
    „Was bedeutet, dass der Kerl das entweder gut geplant oder einfach Glück gehabt hat“, merkte Mitch an. „Haben Sie eine Kamera bei der Garagenausfahrt?“
    Reid wusste, was Mitch dachte – dass sie so vielleicht das Kennzeichen des Lieferwagens herausbekämen. Er wartete gespannt, während sich der Wachmann wieder mit der Fernbedienung beschäftigte und die digitalen Bilder vom Parkhaus durchsuchte. Als er die Aufnahmen vom Erdgeschoss fand, spulte er zurück bis zu der Stelle, wo sich der weiße Lieferwagen dem Stahlarm des Kartenautomaten näherte. Reid sank das Herz, sobald das Heck des Lieferwagens in Sicht kam. Das Kennzeichen war entfernt worden.
    Die Tür zu dem Einzelzimmer war halb geschlossen. Reid klopfte vorsichtig an und ging hinein. Caitlyns Gesicht hob sich blass gegen die blaue Bettdecke ab, ihr blondes Haar lag ausgebreitet über dem Kissen. Er konnte schon von der Tür aus den dunklen Bluterguss an ihrer Schläfe erkennen, wo der Mann sie getroffen hatte.
    Sie sagte kein Wort, blickte ihn nur aus geröteten Augen an,als er näher kam. Ihre linke Hand wurde von einer aufpumpbaren Manschette gestützt, und ihre sonst so schlanken Finger lugten blau und geschwollen daraus hervor.
    „Ist deine Hand gebrochen?“, fragte er heiser.
    „Nein, nur eine massive Quetschung.“ Ihre Lippen waren trocken, und Reid konnte die erweiterten Pupillen erkennen, die das lebhafte Grün der Iris beinahe überdeckten. Ob das von den Schmerzmedikamenten herrührte, die sie ihr gegeben hatten, oder von der Gehirnerschütterung, wusste er nicht genau.
    „Ich wurde auch genäht.“ Schwach wies sie mit der rechten Hand auf ihren Haaransatz. Als er das getrocknete Blut auf ihrem Haar um die Wunde herum erblickte, zuckte Reid innerlich zusammen.
    Er setzte sich auf den Stuhl neben ihr und schüttelte den Kopf. „Caitlyn …“
    „Ich hätte vorsichtiger sein müssen. Meine Anrufererkennung zeigte ‚Unbekannt‘ an, nicht ‚Vinings Care Facility‘.“ Die Stimme schien ihr zu versagen. „Ich habe einfach solche Angst bekommen wegen Mom – ich habe nicht weiter nachgedacht.“
    Da eine Frau Caitlyn zum Parkhaus gelockt hat, muss irgendjemand wissen, wer der Unbekannte ist, dachte Reid. Es bedeutete auch, dass der Täter möglicherweise einen Komplizen hatte.
    „Agent Tierney hat bereits alles überprüft“, erzählte er ihr. „Der Anruf kam von einem Wegwerf-Handy. Wir können ihn nicht zurückverfolgen.“
    Reid legte seine Hand auf Caitlyns Arm. Er konnte ihren Puls unter der Haut spüren und dankte Gott für das ältere Ehepaar, das aus irgendeinem Grund das Krankenhaus in den frühen Morgenstunden verlassen hatte. Wenn die beiden nicht da gewesen wären – wenn sie auch nur eine Minute später angekommen wären –, es hätte zu spät sein können.
    „Caitlyn“, sagte Reid behutsam. „Der Mann, der versucht hat, dich zu entführen … er ist vermutlich unser Nachahmer.“
    Und er hat dich zu seinem nächsten Opfer auserkoren . Reid brachte es nicht über sich, den Satz laut auszusprechen, aber Caitlyns unbewegte Miene sagte ihm, dass sie längst selbst zu dieser Erkenntnis gekommen war.
    „Ich werde mich um Personenschutz kümmern, den wir dann zu deinem Haus abkommandieren.“
    Halb erwartete er, Caitlyn würde etwas dagegen einwenden, aber sie nickte nur schwach, zum Zeichen, dass sie einverstanden war. Das alles war viel zu weit gegangen. Aber jetzt würden sich die Dinge ändern müssen – Caitlyns Verbindung mit dem Fall war nicht länger irgendeine vage Vermutung von ihm, die auf dem am ersten Tatort gefundenen Schmuckstück beruhte. Der Killer hatte sie in das Parkhaus gelockt mit der Absicht, sie zu entführen.
    „Ich wollte dich gestern Abend anrufen“, sagte Caitlyn leise. „Nach dem Besuch bei Joshua gestern … und nachdem ihr die arme Frau ausgegraben hattet …“
    Und trotzdem hatte sie es nicht getan. Er verfluchte sich, dass er nicht für sie da gewesen war.
    „Ich möchte meine Mutter besuchen“, flüsterte sie.
    „Ich werde dich hinbringen, sobald du aus dem Krankenhaus entlassen wirst. Jetzt musst du dich erst einmal ausruhen.“
    Nach einer kleinen Weile fielen ihr die Augenlider zu und ihr Atem wurde langsam und gleichmäßig. Reid rieb sich mit der Hand über das Gesicht und versuchte, seine schwankenden Gefühle wieder in den Griff zu bekommen.

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