Der Preis des Verrats (German Edition)
Sicht war verschwommen und trübe, und der Mann trug eine Skimaske. Er griff nach ihr und zog sie an den Armen einige Meter über den Garagenboden. Caitlyn riss eine Hand los, fasste den Schlüsselanhänger, der ganz in ihrer Nähe heruntergefallen war, und versuchte, den Panikknopf zu drücken. Doch als der Mann mit der Ferse auf ihre Hand stampfte und sie zum Loslassen zwang, schrie sie voller Schmerz auf.
Sie krümmte sich auf dem Boden. Rief um Hilfe. Wieder packte er sie und zog sie zu einem weißen Lieferwagen, der in der Nähe parkte. Die Hintertür stand offen und gab den Blick auf das dunkle Innere frei. Als ihr klar wurde, dass er sie entführen wollte, schoss Adrenalin durch ihren Körper. Caitlyn schrie lauter und begann, wild um sich zu treten, versuchte sich von dem eisernen Griff ihres Angreifers loszureißen. Der Mann ballte seine rechte Hand zur Faust und holte aus, um sie erneut zu schlagen. Schon zuckte sie zusammen.
In diesem Augenblick ertönte die Fahrstuhlglocke. Das Geräusch durchbrach den Wahnsinn. Der Mann erstarrte. Er ließ Caitlyn los, sodass sie mit dem Hinterkopf auf dem Betonboden aufschlug. Der Raum um sie herum neigte sich, kam ins Trudeln, und wieder schoss ein weißglühender Blitz durch ihren Schädel.
Sie hörte, wie sich die Fahrstuhltüren öffneten, ebenso die schweren Schritte des Mannes, als er zu dem Lieferwagen rannte. Caitlyn versuchte sich aufzusetzen, wollte das Paar, das aus dem Fahrstuhl aufgetaucht war, um Hilfe anrufen, aber sie war viel zu benommen. Als Caitlyn endlich etwas herausbrachte, klang ihre Stimme, als ob sie sich am anderen Ende eines Tunnels befände.
„Helfen Sie mir … bitte.“
Der Motor des Lieferwagens erwachte zum Leben. Die Reifen kreischten auf, und das Fahrzeug raste davon.
„Bleiben Sie einfach still liegen, Miss.“ Einer der beiden, ein älterer Mann mit dicken Brillengläsern und grauem Haar, beugte sich über sie. Er hockte sich, so gut er konnte, auf den Boden neben ihr, klopfte ihr vorsichtig auf die Schulter. „Meine Frau ruft die Polizei.“
Hinter ihm sprach die Frau aufgeregt in ihr Handy. Caitlyn wollte fragen, ob sie das Nummernschild hatten erkennen können, aber die Worte, die in ihrem Kopf herumsprangen, kamen ihr einfach nicht über die Lippen. An ihrer Schläfe fühlte es sich klebrig und warm an, und ihre linke Hand war taub geworden. Der Mann grub in seiner Manteltasche und zog ein weißes Taschentuch hervor, faltete es in ein ordentliches Quadrat. Sie hörte sich kraftlos stöhnen, als er es gegen ihre Schläfe drückte.
„Sie kommen schon wieder in Ordnung, Miss.“ Er klang nicht allzu überzeugend. Seine besorgte Miene flackerte vor ihr auf.
Langsam wurde Caitlyns Welt dunkel.
23. KAPITEL
Schnell schritt Reid über Parkdeck drei. Um ihn herum machte die Spurensicherung Aufnahmen von den Reifenspuren und den getrockneten Blutflecken. Caitlyns Blut . Der Anruf von Mitch hatte ihn vor einer halben Stunde erreicht.
Er hatte jegliche Geschwindigkeitsbegrenzungen überschritten, um hierherzukommen.
„Ich verstehe das nicht“, sagte Morehouse, als er sich näherte. Der junge Mann sah aus wie ein Schuljunge, der einen Tadel von seinem Lehrer erwartet. „Ich bin mit ihr den ganzen Weg bis zu ihrem Auto gegangen. Ich habe beobachtet, wie sie einstieg, ganz wie Sie es gesagt hatten. Ich habe gesehen , wie sie davonfuhr. Sie meinte, sie würde direkt zurück nach Middleburg fahren.“
Reids Mund bildete eine grimmige Linie. „Wann haben Sie sie zuletzt gesehen?“
„Ungefähr um neunzehn Uhr dreißig.“
Durch die offene Seite der Garage drang das morgendliche Sonnenlicht hinein und warf Lichttupfer auf den Boden des Parkdecks. Reid hatte Caitlyn gestern Abend anrufen wollen – er hatte sein Handy tatsächlich mehr als einmal geöffnet, nur um auf das Display zu starren. Dann hatte er das Gerät wieder geschlossen.
Er dachte, er hätte das Richtige getan. Abstand von Caitlyn gewinnen. Wenn er es gewesen wäre, der sie gestern Abend vom Deep Creek Lake zurückfuhr, wäre dieser Überfall dann trotzdem geschehen?
„Warum sollte sie mich anlügen, ob sie nach Hause fährt?“, fragte Morehouse.
„Ich weiß es nicht.“
Reid drehte sich um, als er Mitchs schleppenden Dialekt hörte. Sein Partner hatte das Parkdeck vom Treppenhaus aus betreten, wo er sich mit zwei Polizisten unterhalten hatte, die Zivilpersonen vom Tatort fernhalten sollten. Er winkte Reid zu und bedeutete ihm, herüberzukommen.
„Sie
Weitere Kostenlose Bücher